Rezension Rezension (5/5*) zu Geisterfjord: Island-Thriller von Yrsa Sigurdardóttir.

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
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50
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Buchinformationen und Rezensionen zu Geisterfjord: Island-Thriller von Yrsa Sigurdardóttir
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Gänsehaut pur

In isländischen Krimis gibt es oft Geheimnisvolles, Mystisches und rational nicht zu Erklärendes, was ihren besonderen Reiz ausmacht. Das sollte man mögen, wenn man sich an den Thriller der Isländerin heranwagt.

Worum geht es?
Das Ehepaar Katrín und Gardar und deren Freundin Líf haben ein Haus in dem verlassenen Dorf Hesteyri gekauft. Ursprünglich war es der Plan von Gardar und Einar, Lífs plötzlich verstorbenem Mann, das Haus zu renovieren, um es in der Sommer- und Wandersaison als Gästehaus zu vermieten. Der Kapitän, der sie über den Fjord bringt, deutet an, dass das Haus ein dunkles Geheimnis birgt und nach ein paar Tagen rückt Gardar mit der Sprache heraus. Der Vorbesitzer ist vor drei Jahren einfach verschwunden, nicht mehr auffindbar.

Zeitgleich verwüstet jemand in Isafjördur (am anderen Ende des Fjords) einen Kindergarten und hinterlässt die Botschaft "Schmutzig". Die Kommissarin Dagný konsultiert den ortsansässigen Arzt und Psychiater Freyr, der getrennt von seiner Frau lebt, aber auch keinen Hinweis auf den Tatverdächtigen geben kann. Er erfährt jedoch von einem seiner Patienten, einem alten Lehrer, dass auch die Schule vor 60 Jahren ähnlich verwüstet wurde - mit der gleichen Botschaft. Und es stellt sich heraus, dass damals ein Junge, Bernost, spurlos verschwunden ist.
Halla, eine Frau, die unmittelbar nach der Verwüstung des Kindergartens tot in einer Kirche aufgefunden wird - offenkundig ein Selbstmord - hat den Jungen gekannt, gemeinsam waren sie in der Schule. Ihr Gesicht war auf dem Klassenfoto, wie das einiger anderer, unkenntlich gemacht worden. Auch Freyrs Sohn ist verschwunden, ebenfalls spurlos - drei Jahre zuvor während er mit seinen Freunden Versteck gespielt hat. Zufall, dass Halla in ihrem Abschiedsbrief schreibt, sie müsse beide Jungen finden?
Während sich Freyr und Dagný in den alten Fall vertiefen, sieht Katrín einen dunklen Schatten um das Haus herumgeistern. In der Küche gibt ein dunkles Viereck auf dem Boden den neuen Bewohnern Rätsel auf. Wer spukt im Haus? Werden die Jungen gefunden werden und ihre Seelen Ruhe finden?

Bewertung
Ein echter Pageturner mit Gänsehaut-Garantie. Mehrmals hat mir beim Lesen laut das Herz geklopft und ich musste den Impuls unterdrücken nachzusehen, ob die Tür auch zugesperrt ist ;)

Im Ernst, ein extrem spannender Thriller, dessen Kapitel immer mit einem Cliffhanger enden. Da abwechselnd von den drei Freunden und Freyr erzählt wird, ist man förmlich gezwungen weiterzulesen.
Das Mysteriöse wird nicht vollständig aufgeklärt, einiges löst sich und manche Puzzleteile fallen an den richtigen Platz. Doch gerade das Ende ist rätselhaft und lässt viel Spielraum für Fantasie.
Aber dieses Unerklärliche passt in ein Land, in dem die Bewohner auch heute noch an Trolle, Elfen und Gnome glauben und erinnert ein wenig an die Thriller von Stephen King.
Atemloses Lesen und Spannung pur - definitiv nicht der letzte Krimi, den ich von der Autorin gelesen habe.

 

Old Owl

Mitglied
13. Februar 2020
31
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10
Den positiven Meinungen hier kann ich mich definitiv anschließen: Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen ... und mich danach erst mal nicht mehr alleine in den Keller gewagt :cool:

Mag ich es normalerweise nicht, wenn am Ende der Story noch Fragen übrig bleiben, deren Beantwortung der Interpretation des Lesers überlassen werden, so verhielt es sich hier ganz anders. Bei diesem Roman hat mich das Ende nicht nur nicht gestört, sondern ich fand ihn im Gegenteil auch äußerst passend.

Wie Querleserin ja bereits schrieb, passt die Mystik und das Unheimliche, die ein fester Bestandteil dieser Geschichte ist, absolut treffend zu Island.

Schaurig schöner Lesegenuss, nicht nur an drüben Wintertagen!