Rezension Rezension (4/5*) zu Ehemänner von Jami Attenberg.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ehemänner von Jami Attenberg
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Witwe im Wartestand

Jarvis Miller lebt seit 6 Jahren in einer Art Schwebezustand. Sie ist, wie sie es selbst ausdrückt, eine Halbwitwe. Nach einem Unfall liegt ihr Mann, der renommierte Künstler Martin Miller, im Koma und lebt nur durch die Beatmungsmaschine. Wöchentlich besucht sie ihn im Pflegeheim und diese Besuche werden immer mehr zu Qual.
Jarvis hat sich als Ehefrau und nun auch als Hinterbliebene immer ganz der Kunst ihres Mannes unterordnet. So sehr, dass ihre eigene Persönlichkeit verloren gegangen scheint. Kontakte pflegt sie pflichtschuldig nur zur Galeristin und zu einem Freund ihres Mannes. Bis sie eine defekte Waschmaschine in einen Waschsalon zwingt und sie dort auf drei Ehemänner trifft.

Obwohl eine gewisse Melancholie die Geschichte der Jarvis Miller durchzieht, hat mich die Leichtigkeit der Sprache in Bann gezogen. Der Weg zurück ins Leben ist auch ein Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit der jungen Frau. Diese Entwicklung ist sehr glaubhaft geschildert und Jarvis‘ komplexer Charakter finde ich sehr interessant. Irgendwann muss sie sich einer Entscheidung stellen, ob sie Martin gehen lassen kann und je mehr sie sich öffnet, umso häufiger stellt sich diese Frage.

Der Autorin gelingen Sätze die lange nachhallen, die ich beim Lesen am liebsten gleich alle markiert hätte. Sehr poetisch, aber auch immer mal wieder von leiser Ironie durchzogen. Sicher liegt das auch an der Übersetzung, die mir sehr gelungen scheint.

Ein gelungener Roman, der mich neugierig auf die früheren Bücher der Autorin macht.