Rezension Rezension (5/5*) zu Dunkel Land von Roxann Hill.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Dunkel Land von Roxann Hill
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Jeden Tag auf Anfang

Verena, eine Nürnberger Literaturdozentin, nimmt ein verlockendes Jobangebot an. Sie soll den Neffen einer reichen Industriellen bei der Reha nach einem Unfall unterstützen. Nach dem Tod ihrer Schwester ist sie Adoptivmutter der kleinen Waise und das üppige Gehalt und die Möglichkeit der Kinderbetreuung vor Ort, lassen sie alle Bedingungen des Vertrags akzeptieren. Sehr erstaunt ist sie dann aber, als sich der Neffe als 37 jähriger gutaussehender, arroganter Mann entpuppt, der sich seine Reha etwas anders vorstellt. Als ausgebildeter Profiler hat er nach einer Schussverletzung sein Kurzzeitgedächtnis verloren und sieht in Verena eher eine Assistentin seiner kriminalistischen Arbeit. Da sie den Job dringend braucht, lässt sie sich darauf ein und wird schneller als ihr lieb ist, in eine gefährliche Ermittlung verwickelt..
Mir hat der Roman gut gefallen, ich habe ihn in einem Zug durchgelesen, konnte mich wirklich kaum losreißen. Es ist diese Mischung aus erzählendem Krimi und einem sehr ungleichen Ermittlerpaar, bei denen es recht bald funkt, die mich so gut unterhalten hat. Obwohl die Ermittlungen um einen Serienmörder im Strichermilieu angesiedelt sind, würde ich das Buch eher als spannende Unterhaltung verorten und nicht so sehr als harten Krimi, wie die Covergestaltung und der Titel vermuten ließen. Leser, die das erwarten, werden sicher etwas enttäuscht werden.
Sehr gut hat mir die Beschreibung des Havellands gefallen und als Leitmotiv wird die Ribbeck Ballade von Fontane gewählt, die Verena Carl von Wuthenow nahebringen kann, auch wenn er sie jeden Tag wieder von neuem auswendig lernen muss. Aus dieser Einschränkung durch die Schussverletzung ergeben sich auch im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder spannende oder sogar komische Episoden. Aus der schöngeistigen Verena wird in kurzer Zeit eine zugreifende Ermittlerin, eine Entwicklung, die sie selbst erschreckt, denn diese Welt war ihr immer fremd. Hier vielleicht mein einziger kleiner Kritikpunkt: mir war das etwas zu schnell.
Trotz des überschaubaren Personenkreises bleibt die Spannung lang erhalten, auch wenn sich schon bald die Verdachtsmomente häufen und ich als geübte Krimileserin schon nach der Hälfte auf der richtigen Spur war. Besonders gern habe ich die Schlagabtäusche zwischen Verena und Carl gelesen, die Andeutung einer Liebesgeschichte schreit geradezu nach einer Fortsetzung und das offene Ende lässt mich auch darauf hoffen.
Ein zweiter Band wird jedenfalls ganz oben auf meiner Wunsch- und Leseliste landen.