Helena Pelletier lebt in Michigan auf der einsamen Upper Peninsula. Sie ist eine ausgezeichnete Fährtenleserin und Jägerin – Fähigkeiten, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hat, als sie in einer Blockhütte mitten im Moor lebten. Für Helena war ihr Vater immer ein Held – bis sie vor fünfzehn Jahren erfahren musste, dass er in Wahrheit ein gefährlicher Psychopath ist, der ihre Mutter entführt hatte. Helena hatte daraufhin für seine Festnahme gesorgt, und seit Jahren sitzt er nun im Hochsicherheitsgefängnis. Doch als Helena eines Tages in den Nachrichten hört, dass ein Gefangener von dort entkommen ist, weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist und dass er sich im Moor versteckt. Nur Helena hat die Fähigkeiten, ihn aufzuspüren. Es wird eine brutale Jagd, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen ...
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Kleiner Schatten so nannte sie ihr Vater. Helena glaubt, aus dem großen Schatten ihres Vaters heraus getreten zu sein. Ein Irrtum wie sie feststellen muss. Jahrelang lebte sie relativ glücklich und zufrieden mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern. Verschwiegen hat sie allerdings, dass der Vater ihre Mutter entführte als sie kaum ein Teenager war und dass Helena in einer Hütte im Wald geboren wurde. Als Kind hat Helena zu ihrem Vater aufgeschaut. Wenn er sie maßregelte, gab sie sich selbst die Schuld. Doch je älter sie wurde, desto mehr fing sie an zu hinterfragen, ob das teilweise grausame Verhalten wirklich gerechtfertigt ist.
Der Vater ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und Helena ist die Einzige, die sich in ihn hinein denken kann, die ihn finden kann. Helena versucht, ihre Familie zu schützen. Alleine macht sie sich auf den Weg. Jeder Schritt wirkt wie ein Schritt in die Vergangenheit. Kann sie den Vater jagen, der einmal ihr Idol, ihr großes Vorbild war? Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Jugend steigen auf. Eine Zeit, die sie nicht mit liebevollen Eltern erleben durfte, sondern mit einem übergriffigen Vater, der die Mutter klein hält und der eine Tochter nach seinem Frauenbild formen will.
Wenn man von diesem Vater liest, möchte man mit den Zähnen knirschen. Gleichzeitig denkt man an die kleinen Problemchen, die man mit den eigenen Eltern hatte und ist dankbar, dass man doch größtenteils in behaglicher Geborgenheit aufwachsen durfte. Hoffentlich ist es nur ein perfides Gedankenspiel, das die Autorin darbietet. Hoffentlich gibt es solche Widerlinge nicht. Doch wie schwierig ist es für eine Tochter, die unter einem solchen Einfluss aufgewachsen ist, sich endgültig zu lösen. Schwer verständlich sind manche Gedanken Helenas, gut nachvollziehbar andere. Doch hin und wieder hat man das Gefühl, die Erinnerungen machen einen zu großen Teil der Handlung aus. Der Showdown zwischen Vater und Tochter lässt ein Element einer spannenden Suche vermissen, an der Polizei und Ehemann beteiligt sein sollten. Ein Stück für zwei Personen, eigentlich nur eine Person, da meist darauf verzichtet wird, Reflexionen anderer bekannt zu geben.
Ein spannender Psychothriller, der zwar einige Wünsche nicht erfüllt, der aber dennoch mitreißt. Gelesen von Julia Nachtmann, die es versteht, den Vater richtig schön unsympathisch wirken zu lassen und die Helenas vielschichtigem Charakter gekonnt Ausdruck verleiht.
3,5 Sterne
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