Francesca war äußerst beeindruckt von Robert. Ich sehe Meryl Streep quasi vor mir, wie sie ihn beobachtet, als er die ersten Probefotos der Brücke macht, zu der sie ihn geführt hat. Bei dieser Geschichte weiß ich gar nicht mehr, was ich zuerst kannte: das Buch oder den Film. Aber beim Lesen macht es mir überhaupt nichts aus, die beiden vor mir zu sehen. Zu schön haben sie dieses reife Liebespaar gespielt. Und obwohl er mich überrascht hat, habe ich Clint Eastwood die Rolle absolut abgenommen.
Möglich war ihr Kennenlernen nur, weil Richard mit den Kindern im benachbarten Illinois bei einer Landwirtschaftsausstellung war.
Francesca lud Robert auf einen Eistee ein und er erzählte ihr später, "ihr zuzusehen, wie sie die Stiefel auszog, war einer der sinnlichsten Augenblicke gewesen, an die er zurückdenken könne". Er hätte aber nicht sagen können, warum: "Die Analyse zerstört die Ganzheit. Manche Dinge, magische Dinge, sind einfach als Ganzes gedacht. Betrachtet man ihre Teile, dann verschwinden sie."
Robert war der erste Mensch, dem gegenüber sie zugab, dass ihr Leben nicht das war, das sie sich erträumte. Und dann lud sie ihn zum Abendessen ein. Sie genoss, wie er ihr half und dass er die Tür nicht knallte. Er erzählte von seiner Arbeit und das Gespräch war für sie fast literarisch. Über Kunst wurde hier in der Gegend nicht geredet.
Nach dem Abendessen war Francesca unsicher, doch Robert rettete die Situation und schlug einen Spaziergang vor. Auch nach dem Spaziergang mochte Francesca ihn noch nicht gehen lassen und bot Brandy und Kaffee an. Sie spürte genau, wie er sie beobachtete. Und als er den Brandy einschenkte, fragte sie sich, wie viele solcher Situationen er wohl schon erlebt hat.
Als er sich verabschiedete, war sie erleichtert und gleichzeitig hin und her gerissen.
Dieses Buch ist keine hohe Literatur, aber wenn es um die Gefühle der beiden geht, gibt es Sätze, die einfach nur nach Poesie klingen.
Als Robert weg war, fuhr Francesca noch einmal zur Brücke und heftete an ihr einen Zettel an:
"Falls Ihnen nach einem weiteren Abendessen ist, ,wenn weiße Nachtfalter wach werden', dann kommen Sie doch heute abend nach der Arbeit vorbei. Kommen Sie, wann Sie wollen",
las Robert am nächsten Tag, nachdem er den Zettel gefunden hat. Er rief sie an und sagte zu und lud sie gleichzeitig ein, ihn zu begleiten, wenn er eine der anderen Brücken fotografierte. Trotz ihrer Bedenken - was wäre, wenn sie jemand mit ihm sieht - sagte sie zu. Als er den Gesprächen in einem Café lauschte, überlegte er, dass es vielleicht ein Fehler gewesen war, Francesca einzuladen. Doch als er sie noch einmal anrief, beruhigte sie ihn.