Rezension (5/5*) zu Ausgefressen: Roman von Moritz Matthies

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utaechl

Gast

Wenn man Erdmännchen hört, denkt man nicht sofort an Privatdetektive, doch wie dieses Buch zeigt, müssen wir vielleicht umdenken. Ein angehender Detektiv wohnt im Berliner Zoo und hat einen richtig großen Fall zu bearbeiten. Ein humorvoller Tierkrimi, nicht nur für Mangustenfans.

Inhalt:
Im Berliner Zoo wird ein Mann vermisst. Privatdetektiv Phil ermittelt, als er leicht angetrunken am Erdmännchengehege Stimmen hört. Wie es aussieht versteht er mit Hilfe des Alkohols Erdmännisch. Er sicher sich die Hilfe Rays und seiner Familie, die etwas gehört haben und sich mit ihren Grabfertigkeiten und Zoobeziehungen als hervorragende Unterstützung erweisen.

Setting und Stil:
Der Berliner Zoo aus Erdmännchensicht bietet genug interessante Schauplätze um mehrere Bücher zu füllen. Doch auch die Menschensicht kommt nicht zu kurz. Die Interaktion mit anderen Tieren garantiert urkomische Momente und auch so ist alles anders, als man es als normaler Zoobesucher erlebt.
Das Buch wird aus Rays Sicht erzählt. Ein gelungener Einblick ins Erdmännchenleben, das voller humorvoller Situationen ist. Gekonnt nimmt Moritz Matthies Tierverhalten auf und baut es in die Handlung ein. Meist sind die Tiere unter sich und der Kontakt zu Phil beschränkt sich auf Informationsaustausch. Erst im Verlauf des Buches wird Ray auf Ausflüge mitgenommen und kriegt mehr Einblick in die Menschenwelt.

Hörbuch:
Christoph Maria Herbst hat die ideale Stimme, um sie Ray zu leihen. Es ist ein Genuss ihm und dem Buch zu lauschen. Ab und an gibt es dank alkoholvernuschelter Stimme leichte Verständnisschwierigkeiten. Ansonsten sind den verschiedenen Charaktere die richtigen Stimmlagen zugeordnet, die Handlung perfekt an den Zuhörer gebracht, der aus dem Lachen und Schmunzeln kaum herauskommen kann. Für mich war es die ideale Autofahrtunterhaltung.

Charaktere:
Ray ist einfach klasse. Ein typisches Erdmännchen, das sich in Stresssituationen an einer sehr privaten Stelle krault, in ein Chinchilla-Weibchen verliebt ist und ansonsten gerne Ausflüge quer durch den Zoo macht. Er ist klug und eigentlich der ideale neue Anführer für seine Familie, wenn da nicht sein muskelbepackter Bruder Rocky wäre. Was dieser an Gehirn zu wenig bekommen hat, ist bei Technikfan Rufus gelandet.
Hinzu kommen Flamingos, Zebras, Nashörner und viele mehr, die alle eigene Charaktere und Eigenschaften aufweisen, die zum Schmunzeln anregen.
Phil ist ein sympathischer Schnüffler, der ein bisschen zu viel trinkt. Sie ergänzen sich gut und solange er für Lebendfutter und Elektronikschnickschnack sorgt, arbeiten die tierischen Ermittler auf Hochtouren.
Passend, dass die Bösewichte unter den Menschen angesiedelt sind.

Geschichte:
Da die Situationskomik die Hauptrolle spielt, rückt die Handlung fast in den Hintergrund. Der Vermisste führt zu weiteren Verwicklungen, die alle menschlichen und tierischen Kräfte fordert. Für ihren ersten Fall haben sie sich einen ganz schönen Brocken aufgelastet, aber Erdmännchen kennen kein Aufgeben und dann muss man da halt durch, mit der dreckigen Schnauze tief durchs Erdreich.

Fazit:
Ein humorvoller Tierkrimi, der meine Erwartungen weit übertroffen hat. Besonders als Hörbuch ein absoluter Genuss, der mich oft zum Schmunzeln und Lachen gebracht hat. "Hey, Ray" wird man nicht mehr vergessen und die Zoowelt aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen. Humorvolle Unterhaltung für zwischendurch gepaart mit einem spannenden Krimi, der einige Überraschungen in sich birgt. Muss man gelesen oder gehört haben und zum Glück gibt es schon zwei weitere Bände mit Ray, Rufus und Phil.

utaechl

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)