Besuch und schönes Wanderwetter haben mich vom Kommentieren abgehalten. Aber jetzt lasse ich zunächst meine Eindrücke hier und dann lese ich mir eure Beiträge durch.
Wenn ich es richtig im Kopf habe, handelt es sich um Williams Debüt, das er mit 22 verfasste. Beides merke ich dem Buch an. Ich entdecke viele Adoleszenz-Gedanken sowie einige stilistische Merkwürdigkeiten.
In Kapitel 1, der Traumepisode, fühlt er sich nicht zugehörig, leidet an geringem Selbstwert, Selbstzweifel, sucht sich selbst und den Sinn von allem. Das schreibe ich seinem Alter zu, aber nicht nur. Schnell wird klar, daß er traumatisiert ist. Ob die geträumte, erinnerte Party bei Max Evartz damit zu tun hat?
Kapitel 2 beginnt am Morgen. Rätselhafterweise steht im Klappentext, daß wir Arthur einen Abend, eine Nacht folgen. Ich werde die Klappentext-Dichter wohl nie verstehen!
Der Protagonist versucht seinem Tag eine Struktur zu geben, um vergessen zu können. So ganz gelingt das nicht. Anstatt den Plan des Parkspaziergangs auszuführen, betritt er ein Café, wo er sich durch die ausbleibende Reaktion der Bedienung stark verunsichert fühlt.
Die Einsamkeit, die ihn ins Café treibt, verstärkt sich durch seine Bewertung der Situation. Die Distanz wächst. Er scheint ein Problem mit sich und den Frauen zu haben, aber welcher 22jährige hat das nicht?
Der Leser erfährt von einem noch unbenannten Problem mit dem Vater.
Kapitel 3: Er betritt wieder seine Wohnung. Judy, die Putzfrau, vor deren schlechten Zähnen er sich ekelt, tritt ein. Sie hat einen Brief für ihn. Es kommt zu einem Gerangel mit kurzem erotischen Aufflackern. Als sie zurücktaumelt, bezieht er es auf sich.
Der Brief ist von seinem Vater, der wieder in der Stadt ist. Arthur erinnert sich, wie dessen Stimme vor drei Jahren die traumatische Erinnerung an ein längst zurückliegendes Ereignis hervorrief und ihn in eine psychische Krise stürzte. Das Ereignis bleibt im Dunkeln. Es scheint sich um einen Streit der Eltern zu handeln, die Beschreibung des Wetters lässt mehr befürchten (34, Striemen, Hiebe).
Arthur beruhigt sich und fasst einen Entschluss. Um diesen umzusetzen, verabredet er sich mit dem Vater.
Kapitel 4: hier zeigt sich Williams als Proust-Verehrer. In seinen Erinnerungen an die geliebte Mutter, tritt nicht nur mehrmals die "verlorene Zeit" auf und die glücklichen Kindheitssommer, auch der bang im Bett auf die Mutter und den Gute-Nacht-Kuss wartende Junge fehlt nicht.
Das gefällt mir alles bislang gut.
Weniger gut finde ich schiefe Bilder, wie "blinder Bauch", das Weiß eines gekochten Eis als "fettiger Rand" zu bezeichnen. Ein pochendes Herz beschreibt er mit "Wie mit schwerem Stock schlug es gegen die Trommeln seiner Brust". "Wie ein..." hätte mir besser gefallen. Auch die Vorstellung, daß die Sonne "Arme und Beine zu erdigem Braun badet" finde ich abgesehen von der Alliteration seltsam.
Sehr gut gefallen hat mir aber das vorwurfsvoll blickende Auge, bis auf seinen fettigen Rand.