1. Diskussionen bis S. 49

supportadmin

Administrator
29. Oktober 2013
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Hier ist Platz für die Diskussionen zu "Nichts als die Nacht" von #john williams bis S. 49 (gebundene Ausgabe)
Buchinformationen und Rezensionen zu Nichts als die Nacht: Novelle von John Williams
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Zuletzt bearbeitet:

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
So, dann mache ich mal den Anfang - diesmal hinke ich nicht hinterher!

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg nicht leicht fiel. Zu traumhaft, zu surreal war der Beginn, was sich im Folgenden zwar etwas auflöste, wobei dafür aber ein überaus melancholischer Tonfall Einzug hielt. Vater, Mutter, Sohn - was mag wohl in der Vergangenheit geschehen sein, dass der Sohn nun fast lebensuntüchtig ist? Jetzt kommt es also doch bald zu einem Treffen zwischen Vater und Sohn - ob das gut geht? Neugierig bin ich schon, was dahinter steckt, der anspruchsvolle Schreibstil gefällt mir durchaus auch, aber diese Nabelschau des wohlhabenden Arthur Maxley ist schon für den Leser nicht gesund - für ihn selbst gleich gar nicht. Mal sehen, wie es weitergeht...
 

Momo

Aktives Mitglied
10. November 2014
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1.264
44
Mir ging es ähnlich wie Anne Parden. Bin auch nicht so leicht reingekommen und hatte schon die Befürchtung, aus diesem Traum nicht mehr rauszukommen. Aber die Wende kam ja ziemlich bald. Mich hat diese Einsamkeit des jungen Arthur Maxley betroffen festimmt. Sehr sprachgewaltig habe ich diese Szene bzw. diese Beschreibung erlebt. Gefällt mir gut ...

Auch ich frage mich, was mit der Mutter passiert sein könnte, an die er sich süßlich erst zurückerinnert. Dann die Angst vor dem Vater, oder vielmehr die Abneigung gegen ihn. Ich bin sehr neugierig, mehr zu erfahren.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
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49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ich musste mich durch die ersten Seiten durchkämpfen. Wie @parden habe ich die erste Szene als surreal empfunden. Und kann sie noch nicht so richtig mit den folgenden Seiten in Einklang bringen. Oh, Mann, dieser Arthur Maxley scheint echte Probleme zu haben. So, wie er sich präsentiert scheint er überhaupt nicht lebensfähig zu sein. Sehr rätselhaft :rolleyes:
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
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49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Ich musste mich durch die ersten Seiten durchkämpfen. Wie @parden habe ich die erste Szene als surreal empfunden. Und kann sie noch nicht so richtig mit den folgenden Seiten in Einklang bringen. Oh, Mann, dieser Arthur Maxley scheint echte Probleme zu haben. So, wie er sich präsentiert scheint er überhaupt nicht lebensfähig zu sein. Sehr rätselhaft :rolleyes:
Echte Probleme trifft es ganz gut. Kann leider erst jetzt einsteigen, da ich die letzten beiden Tage unterwegs war.
Mit dem Traum hatte ich auch meine Probleme, die Situation ist sehr surreal und auch die Sprache zunächst schwer zugänglich.
Der Mann im Sessel, "der verwirrte Fremde, eine Sonderling. Ausnahmslos passte ihm jede dieser Veranstaltungen wie ein schlecht sitzender Anzug." (S.11)
Da deuten sich die tief liegenden Probleme schon an, und wie er dann schreit und sich alle um ihn herumdrängen, fast in ihn eindringen.

Das ist schon sehr intensiv und dezidiert beschrieben, so dass man wirklich das Gefühl der Bedrohung und Bedrängnis mit empfindet.
Das Aufwachen ist dann geradezu eine Wohltat - zunächst. Bis deutlich wird, dass dieser junge Mann alleine ist, ohne Ziel, einzig bestrebt die Tage zu füllen. Und dass es ihm nicht einmal gelingt in den Park zu gelangen, obwohl er sich das Versprechen gegeben hat. Er erscheint mir fast depressiv, bis der Brief des Vaters in etwas aus seiner Lethargie treibt. Und vorher das Spiel mit der Putzfrau, die aufgestaute Sexualität...seltsame Szene.
Was mag zwischen Vater und Sohn geschehen sein, dass der letzte Anruf einen völligen Zusammenbruch Arthurs ausgelöst hat. Was mit der von ihm verklärten Mutter geschehen? Dass sie ein labiles Gemüt hat, wird deutlich, dass sie ihn manchmal liebevoll zudeckt und manchmal wie abwesend scheint. Eine fragile Person und Beziehung, in der Arthur sich ganz still und behutsam verhält...ich bin gespannt auf das Treffen mit dem Vater.
 

Atalante

Aktives Mitglied
20. März 2014
859
1.095
44
atalantes.de
Besuch und schönes Wanderwetter haben mich vom Kommentieren abgehalten. Aber jetzt lasse ich zunächst meine Eindrücke hier und dann lese ich mir eure Beiträge durch.

Wenn ich es richtig im Kopf habe, handelt es sich um Williams Debüt, das er mit 22 verfasste. Beides merke ich dem Buch an. Ich entdecke viele Adoleszenz-Gedanken sowie einige stilistische Merkwürdigkeiten.

In Kapitel 1, der Traumepisode, fühlt er sich nicht zugehörig, leidet an geringem Selbstwert, Selbstzweifel, sucht sich selbst und den Sinn von allem. Das schreibe ich seinem Alter zu, aber nicht nur. Schnell wird klar, daß er traumatisiert ist. Ob die geträumte, erinnerte Party bei Max Evartz damit zu tun hat?

Kapitel 2 beginnt am Morgen. Rätselhafterweise steht im Klappentext, daß wir Arthur einen Abend, eine Nacht folgen. Ich werde die Klappentext-Dichter wohl nie verstehen!

Der Protagonist versucht seinem Tag eine Struktur zu geben, um vergessen zu können. So ganz gelingt das nicht. Anstatt den Plan des Parkspaziergangs auszuführen, betritt er ein Café, wo er sich durch die ausbleibende Reaktion der Bedienung stark verunsichert fühlt.

Die Einsamkeit, die ihn ins Café treibt, verstärkt sich durch seine Bewertung der Situation. Die Distanz wächst. Er scheint ein Problem mit sich und den Frauen zu haben, aber welcher 22jährige hat das nicht?

Der Leser erfährt von einem noch unbenannten Problem mit dem Vater.

Kapitel 3: Er betritt wieder seine Wohnung. Judy, die Putzfrau, vor deren schlechten Zähnen er sich ekelt, tritt ein. Sie hat einen Brief für ihn. Es kommt zu einem Gerangel mit kurzem erotischen Aufflackern. Als sie zurücktaumelt, bezieht er es auf sich.

Der Brief ist von seinem Vater, der wieder in der Stadt ist. Arthur erinnert sich, wie dessen Stimme vor drei Jahren die traumatische Erinnerung an ein längst zurückliegendes Ereignis hervorrief und ihn in eine psychische Krise stürzte. Das Ereignis bleibt im Dunkeln. Es scheint sich um einen Streit der Eltern zu handeln, die Beschreibung des Wetters lässt mehr befürchten (34, Striemen, Hiebe).

Arthur beruhigt sich und fasst einen Entschluss. Um diesen umzusetzen, verabredet er sich mit dem Vater.

Kapitel 4: hier zeigt sich Williams als Proust-Verehrer. In seinen Erinnerungen an die geliebte Mutter, tritt nicht nur mehrmals die "verlorene Zeit" auf und die glücklichen Kindheitssommer, auch der bang im Bett auf die Mutter und den Gute-Nacht-Kuss wartende Junge fehlt nicht.

Das gefällt mir alles bislang gut.

Weniger gut finde ich schiefe Bilder, wie "blinder Bauch", das Weiß eines gekochten Eis als "fettiger Rand" zu bezeichnen. Ein pochendes Herz beschreibt er mit "Wie mit schwerem Stock schlug es gegen die Trommeln seiner Brust". "Wie ein..." hätte mir besser gefallen. Auch die Vorstellung, daß die Sonne "Arme und Beine zu erdigem Braun badet" finde ich abgesehen von der Alliteration seltsam.

Sehr gut gefallen hat mir aber das vorwurfsvoll blickende Auge, bis auf seinen fettigen Rand.
 
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Atalante

Aktives Mitglied
20. März 2014
859
1.095
44
atalantes.de
Mit dem ersten Kapitel hatte ich auch Schwierigkeiten.

Ich habe lange gerätselt, ob es sich überhaupt um einen Traum handelt. Dieses über der Szene schweben herausgetreten aus dem Körper sich selbst erblickend, sind Wahrnehmungen, wie sie misshandelte Menschen erleben.
 
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Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
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49.883
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aber diese Nabelschau des wohlhabenden Arthur Maxley
Genau dies ging mir am Anfang durch den Kopf. Zunächst ist der Protagonist nicht sympathisch: er vertrödelt seine Zeit, trinkt, hält seine Räume nicht in Ordnung, hat keine Pflichten und lebt dennoch im Wohlstand.
Aber die Wende kam ja ziemlich bald. Mich hat diese Einsamkeit des jungen Arthur Maxley betroffen festimmt.
Das ist sehr gut gemacht! Die Stimmung des Lesers ändert sich dadurch. Man spürt, dass die Tatenlosigkeit und Depression des jungen Mannes eine Ursache hat, und wird neugierig...
Was mag zwischen Vater und Sohn geschehen sein, dass der letzte Anruf einen völligen Zusammenbruch Arthurs ausgelöst hat.
Genau das ist die Frage, die man sich stellt, und fiebert auf das Treffen der beiden hin.
scheint sich um einen Streit der Eltern zu handeln, die Beschreibung des Wetters lässt mehr befürchten (34, Striemen, Hiebe).
Da bin ich auch recht sicher. Gut und Böse sind schon klar definiert.
Dieses über der Szene schweben herausgetreten aus dem Körper sich selbst erblickend, sind Wahrnehmungen, wie sie misshandelte Menschen erleben.
Dieses erste Kapitel will ja zu den andern nicht recht passen. Es wirkt wie ein Prolog. Die Erklärung von @Atalante wirkt für mich sehr schlüssig. Der Protagonist muss auch selbst Gewalt erfahren haben, viele Bilder deuten darauf hin.

Abgesehen vom ersten Kapitel, das den Einstieg erschwert, gefällt mir die Novelle bislang sehr gut. Die Neugier ist geweckt. Man möchte erfahren, welche Tragödie sich in der Familie Maxley ereignet hat.
 
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