Rezension Rezension (4/5*) zu Ermordung des Glücks von Friedrich Ani

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ermordung des Glücks von Friedrich Ani
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Aus dem Leben gefallen

Jakob Franck, pensionierter Kommissar, muss die Nachricht überbringen. Der elfjährige Sohn von Tanja und Stephan Grabbe wurde tot aufgefunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Beinahe sieben Wochen war der Junge spurlos verschwunden. Solange jemand verschwunden ist, gibt es noch einen Funken Hoffnung, nun aber ist alles vorbei. Das Leben wie es war gibt es nicht mehr. Es lässt Jakob Franck nicht los, eine zerbrochene Familie, ein auf ewig verlorenes Kind. Auf eine Art ermittelt er gemeinsam mit seinen ehemaligen Kollegen, andererseits ist er freier, da er keine offiziellen Vernehmungen mehr vornimmt, darf er das erfragen, was unter anderen Umständen nicht ins Protokoll gehören würde.

Hilft es bei den Ermittlungen? Der Junge wurde so spät gefunden, dass es kaum noch Spuren gibt. Die Familie kann nichts beitragen, sie ist in Trauer erstarrt. Es scheint kein Weitermachen zu geben, nur noch Stillstand, Agonie, unendliche Trauer und Erstarrung. Viele, viele Zeugen und keine Spur, keine heiße, keine lauwarme, keine kalte. Und doch ist es Jakob Francks Anliegen die Hinterbliebenen zweimal zu besuchen, einmal um die Nachricht über den Tod zu bringen und einmal um mitzuteilen, wer der Täter ist. Wird Ex-Kommissar Franck auch der Familie Grabbe seinen zweiten Besuch abstatten können?

Mit bekannter Schwermut lässt Friedrich Ani seine Personen agieren, er lässt einen versinken in der Trauer von Tanja und Stephan Grabbe. Man fragt sich, warum ausgerechnet in der Tatnacht niemand etwas beobachtet hat. Man spürt die Schwere der Welt, die auf den Überlebenden dieser sehr privaten Katastrophe lastet. Das Schwerste ist es wohl, wenn die Jungen vor den Alten gehen müssen. Das Allerschwerste, wenn sie mit einem Gewaltverbrechen konfrontiert werden, mit einem sinnlosen Tod, mit der Auslöschung eines vielversprechenden jungen Lebens, eines Lebens, das nicht mehr gelebt werden darf. Tief atmet man und fragt sich, ob es zu ertragen ist. Tief atmet man, und denkt, es muss doch weitergehen, es muss doch eine Lösung geben. Eine Lösung gibt es, aber kein Aufatmen, denn ein Junge von elf Jahren bleibt für immer tot.

4,5 Sterne