Rezension Rezension (4/5*) zu Sieben Nächte von Simon Strauß.

Xirxe

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19. Februar 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Sieben Nächte von Simon Strauß
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Gut beschriebener Abriss einer bedauernswerten (?) Generation

Schon immer sind junge Menschen ein Sinnbild für die Lust an Neuem und dem Willen, Althergebrachtes in Frage zu stellen und dagegen zu revoltieren. Dafür stehen auch ganze Epochen wie beispielsweise Sturm und Drang oder die '68er. Doch während es in der Vergangenheit noch vergleichsweise leicht fiel, sich gegen die vorhergehenden Generationen aufzulehnen und voller Inbrunst für eine andere und bessere Zukunft zu kämpfen, tun sich die heutigen Jungen eher schwer. Die Eltern sind die besten Freunde; wo man hinkommt, kann man dem umfassenden Verständnis für alles und jeden kaum entkommen - und das Leben der Alten ist ja auch gar nicht so schlecht. Wogegen also seine Energien einsetzen?
Doch genau dieses Lebensgefühl verursacht dem Protagonisten dieses schmalen Büchleins ein enormes Unwohlsein. Wo ist die Intensität des Lebens, die überschäumende Energie mit der man für die Umsetzung seiner Ideale kämpft? Als ihm in Aussicht gestellt wird, genau dies kennenzulernen, indem er sich in sieben Nächten den sieben Todsünden stellt und deren Erlebnisse schriftlich festzuhalten, nimmt er dieses Angebot freudig an.
Wer sich nun auf eine ausdruckvolle, bilderreiche Schilderung intensiv durchlebter Nächte freut, dürfte ziemlich enttäuscht werden. Es sind Gedankenfetzen, die hier notiert sind; die deutlich machen, was zu diesen Nächten führte. Einzelne Bilder, was sich in diesen Nächten abspielte, die jeweils fünf bis sieben Seiten umfassen, aber keine zusammenhängenden Beschreibungen. Doch die Sprache des Autors ist eindringlich und faszinierend. Ihm gelingen beeindruckende Sätze, die die Unzufriedenheit und Angst des Ich-Erzählers den Lesenden nahe bringen: "In dieser Wohnung, die niemand mehr mit besonderen Erwartungen betritt." oder "Kenne nicht einmal meine Nachbarn. Als ich hier eingezogen bin, haben die sich mir nicht vorgestellt. Und ich klingele grundsätzlich nicht an fremden Wohnungstüren." Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen ;-)
Aber im Ernst: Wenn dieses Büchlein tatsächlich das Lebensgefühl der Unterdreißiger darstellt (wie in einer Kritik behauptet wurde), dann haben sie mein volles Mitgefühl. Vielleicht kann ihnen ja diese Leküre helfen - bei was auch immer.

 
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