Genre Genreleserunde Gegenwartsliteratur - ab 25.08.17

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Hier startet am 25.08.17 unsere nächste Genreleserunde Gegenwartsliteratur.

Für alle Neueinsteiger: bei einer Genreleserunde geben wir kein bestimmtes Buch vor, sondern nur das Genre, allso z.B. Gegenwartsliteratur oder Krimis & Thriller.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Xirxe

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19. Februar 2017
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Oh, das passt ja zu meinem aktuellen Buch
Buchinformationen und Rezensionen zu Sieben Nächte von Simon Strauß
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Ich habe schon ca. die Hälfte, da es eher ein Büchlein ist mit seinen etwas mehr als 130 Seiten. Einerseits bin ich sehr angetan von der Sprache, andererseits aber auch verwundert über den Protagonisten. Ein junger Mann, der befürchtet, einfach so ins Erwachsenensein hinüberzugleiten, ohne zuvor jedoch richtig 'gekämpft' zu haben. Nicht im Sinne von Krieg, sondern für seine Überzeugungen, Ideen und Träume. Der statt stets rational zu handeln schlicht nach seinen Gefühlen und/oder Träumen leben möchte. Ich kann verstehen, von was er schreibt, aber dennoch ist mir dieses 'Problem' völlig fremd. Vielleicht der Generationenunterschied - wir waren vielleicht weniger verwöhnt ;)
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de

Ich bin dann doch bei "Die Großmächtigen" geblieben.

Die Großmächtigen - das sind die Franzosen, die nach dem ersten Weltkrieg, Nordafrika unter ihr Protektorat gestellt haben. "Afrique du Nord" - zu diesem Teil Afrikas (auch Maghreb genannt) gehörten damals Algerien und Tunesien sowie Teile von Marokko und Lybien. Der Roman führt uns in die Stadt Nahbès, die in zwei Hälften geteilt ist: die der französischen Kolonialherren und die der "Eingeborenen". Eines Tages schlägt hier mit viel TamTam ein amerikanisches Filmteam auf, um einen Hollywoodstreifen zu drehen. Und schon ist die Welt von Nahbès in Unordnung geraten. Die Amerikaner benehmen sich, als ob ihnen die Welt gehört. Die Franzosen scheinen eine angeborene Aversion geben die Amerikaner zu haben. Und die Maghrebiner lehnen generell alles ab, was nicht der wahren Religion angehört. Im Verlauf der ersten hundert Seiten kristallisieren sich einige Charaktere als Hauptprotagonisten heraus: Raouf - Sohn eines maghrebinischen Oberen, der eine französische Schulausbildung genossen hat und daher sowohl in der orientalen als auch der westlichen Kultur zuhause ist. Seine Kusine Rania, verwitwet, die es geschafft hat, sich eine Nische in der von Männern dominierten Kultur zu schaffen. Kathryn, Schauspielerin, verheiratet, die sich an den deutlich jüngeren Raouf heranschmeißt, die Pariser Journalistin Gabrielle sowie der Kolonialist Ganthier, der sich ein Leben in Nahbès aufgebaut hat.
Ich habe mittlerweile bereits die Hälfte des Buches gelesen und bin mir immer noch nicht sicher, wo die Reise hingehen wird. Die Interaktion der Charaktere ist sehr humorvoll. Interessant ist das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Kulturen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe zwar noch ein paar Seiten des Thrillers "Dreizehn Stunden" zu lesen, aber gleich darauf folgt "Ein Monat auf dem Land"
Das habe ich zufällig hier entdeckt und auf Anhieb interessant gefunden.

P.S: laut wikipedia war das Buch für die Shortlist des #booker prize nominiert
https://de.wikipedia.org/wiki/J._L._Carr
Ich war auf den Stuttgarter Bücherwochen im vergangenen Jahr. Da war dieses Buch zusammen mit Wells "Vom Ende der Einsamkeit" zum Liebling der unabhängigen Buchhändler gewählt worden. Insofern habe ich das Buch auf meinem Radar und bin ganz gespannt auf deine Meinung @Helmut Pöll !
 
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Literaturhexle

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Ich kann verstehen, von was er schreibt, aber dennoch ist mir dieses 'Problem' völlig fremd.
Ich habe in dieses Büchlein eingelesen. Mehr wirklich nicht, weil es anderes gab, dem ich mich widmen wollte.
Insofern kam ich wie du zu dem Schluss, dass es das Buch einer anderen Generation ist. Ich werde demnächst (hoffentlich ;) ) 50. Da kann Ich mich mit den Problemen eines 29 jährigen, der Angst hat 30 und damit erwachsen zu werden, nicht identifizieren. Sorry.
Man muss sich nicht mit jedem Protagonisten identifizieren, schon klar. Aber war "nicht meins".
 
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Literaturhexle

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Ich habe das Sommerbuch
Buchinformationen und Rezensionen zu Skizze eines Sommers von André Kubiczek
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beendet. Es stand 2016 auf der Shortlist, ließ sich dafür aber recht flüssig lesen. Im Kern handelt es von den Sommerferien des 16 jährigen Rene, der im Potsdam des Jahres 1985 lebt. Sein Vater muss 6 Wochen lang zu einer Konferenz, Rene hat sturmfrei und genug Geld in der Tasche. Dazu kommen zwei dicke Freunde und einiges an Liebeleien und Herzschmerz.
Da ich selbst ein Kind dieser Generation bin, hat mich überrascht, wie wenig sich die West- von der Ostdeutschen Jugend unterschieden hat. Die Lieder der 80er (zumindest die englischen) wären omnipräsent, Disco, Schwofen, Knutschen...: ja, genau so war es damals ;)

Nun liest man das Buch natürlich als Wessi auch ein bisschen neugierig, was die Gesellschaftsstruktur angeht. Die Gymnasiasten haben stark auf die Proleten herabgesehen, bildeten sich was ein auf ihr "Mehr" an Bildung. Die kommunistische Sonja durfte beliebig Freunde aus der Reihe ziehen und ihnen bevorzugt Einlass gewähren.... Auch in der Disco gab es getrennte Zonen. Das alles war natürlich neu für mich, aber nicht weniger interessant.
@Xirxe @Helmut Pöll
Wie habt ihr das empfunden? Fällt euch noch etwas ein?
 

parden

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Buchinformationen und Rezensionen zu Das perfekte Leben des William Sidis von Morten Brask
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Das Buch habe ich gerade ausgelesen.
Albert Einstein hatte einen geschätzten IQ-Wert von 160-180 und war unbestritten eines der größten Genies des vergangenen Jahrhunderts. William Sidis, der fast zeitgleich zu Einstein lebte, hatte einen geschätzten IQ-Wert von 250-300. Und niemand kennt heute noch seinen Namen. Aber weshalb? Morten Brask widmet sich dieser Frage in seiner einfühlsamen, sorgfältig komponierten und hochliterarischen Biografie dieses längst vergessenen Hochbegabten.
Ich muss gestehen, dass ich das Buch mit einem Kloß im Hals schloss, nicht jedoch verbittert. Sondern mit dem Gedanken: Was wohl ist ein perfektes Leben? Ist es das Ausschöpfen aller Fähigkeiten, über die man verfügt? Nun, William Sidis hat sich für ein anderes perfektes Leben entschieden. Und dem zolle ich definitiv Respekt.

Eine beeindruckende Biografie über ein längst vergessenes Genie, die noch lange nachhallt...


Irgendwie taucht die Rezension nicht großartig auf hier, deshalb nur der Link zum Buch, wo mehr davon zu lesen ist... :)
 

parden

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Dieses Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und soll nun als nächstes gelesen werden. Was Horror und Werwölfe auf der Longlist zu suchen haben, das möchte ich nämlich gerne ergründen...

Eines Nachts verwandelt sich Hilma Honik in einen Werwolf und tötet ihren Mann. Von nun an sind ihre beiden Kinder auf sich selbst gestellt : immer in der Angst, die Bestialität liege in der Familie und könne auch von ihnen Besitz ergreifen. Während sich Iselin dafür entscheidet, in ihrer Heimatstadt Bergen mit ihren Mitbewohnerinnen die Terrorzelle »Mädchen im System« zu gründen, bereist Edvard die Ränder der Sowjetunion auf seinem Weg nach Afghanistan. Es beginnt eine fantastische Sinnsuche durch das 20. Jahrhundert und die Unwägbarkeiten menschlichen Verhaltens. In seinem zweiten Roman zeichnet Jakob Nolte einen schwarzen Regenbogen des Horrors über die Welt und erweist sich dabei als detailverliebter Nihilist und Meister des Wahnwitzes.
 

Literaturhexle

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Eine beeindruckende Biografie über ein längst vergessenes Genie, die noch lange nachhallt...
Dieses Buch gibt es auch als Hörbuch und ich war schon oft davor, es in den Audible Einkaufswagen zu legen. Deine gute Besprechung wird dafür sorgen, dass ich es auch tun werde. Toller Tipp!
 
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Helmut Pöll

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Wie habt ihr das empfunden? Fällt euch noch etwas ein?
Mir ist in erster Linie aufgefallen, wie ähnlich diese Jugend von Rene zu einer im Westen verlaufen ist. Die Diktatur taucht zwar mitunter am Horizont auf, aber die Jugendlichen haben doch deutluch mehr Freiheiten, als ich gedacht hatte. Vielleicht war das in der Großstadr Potsdam nochmal anders als in ländlicheren Gebieten, aber das war es im Westen auch. Mir sind also eher die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede aufgefallen @Xirxe , @Literaturhexle
 

Renie

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Der Sprachstil ist gewöhnungsbedürftig. Der Autor scheint ein Freund von laaangen Sätzen zu sein. Hier werden Nebensätze in rekordverdächtiger Länge aneinandergereiht. 2-Zeiler sind da eher die Ausnahme.
Und trotzdem gefällt mir der Sprachstil, weil der Autor sehr bildhaft schreibt. Insbesondere diejenigen Passagen, die die islamischen Zeitgenossen behandeln, erinnern ein bisschen an 1001 Nacht.
 
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Ich nehme mit leichter, aber netter Sommerlektüre teil:

Buchinformationen und Rezensionen zu Du findest mich am Ende der Welt von Nicolas Barreau
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Wer noch einen netten Lesestoff sucht, sollte den Roman “Du findest mich am Ende der Welt“ von Nicolas Barreau zur Hand nehmen.
Der Autor hat es geschafft, seinen schönen Schreibstil mit einer romantischen Liebesgeschichte zu kombinieren. Der Leser findet zu Beginn des Buches zusammen mit dem Protagonisten Jean-Luc einen Liebesbrief von einer Unbekannten, die sich 'Principessa' nennt und ihn mit ihren Worten verzaubert. Der Hinweis 'Du kennst mich und kennst mich doch nicht’, bringt ihn während seiner Suche fast um den Verstand. Man fiebert mit Jean-Luc mit, um endlich das Inkognito der Principessa zu lüften!
Buchinformationen und Rezensionen zu Du findest mich am Ende der Welt von Nicolas Barreau
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Literaturhexle

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Nach dem Mammutbuch "4321" von Paul Auster lese ich jetzt
Buchinformationen und Rezensionen zu Die Sommer der Porters von Elizabeth Graver
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Die Kritiken bei Amazon sind durchwachsen, ich glaube aber, weil Titel und Cover eine leichte Sommerlektüre suggerieren, was dieses Buch definitiv nicht ist.
Schon nach den ersten Seiten spürt man eine gewisse Melancholie. Berichtet wird über die Sommer der Familie Porter, die sie im ihrem Landhaus an der Küste verbringen. Es ist 1942, Sohn Charlie wurde eingezogen, der Vater sitzt im Rollstuhl, Mitbringsel aus dem "Großen Krieg". Kindermädchen Beatrice kümmert sich liebevoll um die kleine Janie, es gibt noch zwei Schwestern.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Geschichte aus Beas Sicht erzählt wird. Man erfährt viel über ihre Gefühle. Es liegt ein Unheil in der Luft....

Bisher ein Buch, das mir sehr gut gefällt und ich hoffe, dass es dabei bleibt ;)
 
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parden

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Dieses Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und soll nun als nächstes gelesen werden. Was Horror und Werwölfe auf der Longlist zu suchen haben, das möchte ich nämlich gerne ergründen...

Eines Nachts verwandelt sich Hilma Honik in einen Werwolf und tötet ihren Mann. Von nun an sind ihre beiden Kinder auf sich selbst gestellt : immer in der Angst, die Bestialität liege in der Familie und könne auch von ihnen Besitz ergreifen. Während sich Iselin dafür entscheidet, in ihrer Heimatstadt Bergen mit ihren Mitbewohnerinnen die Terrorzelle »Mädchen im System« zu gründen, bereist Edvard die Ränder der Sowjetunion auf seinem Weg nach Afghanistan. Es beginnt eine fantastische Sinnsuche durch das 20. Jahrhundert und die Unwägbarkeiten menschlichen Verhaltens. In seinem zweiten Roman zeichnet Jakob Nolte einen schwarzen Regenbogen des Horrors über die Welt und erweist sich dabei als detailverliebter Nihilist und Meister des Wahnwitzes.

Wer was wagt, der kann auch einen Griff ins Kl... tun. Die Hälfte etwa ist gelesen, und ich bin ziemlich genervt. Kaum ein Erzählstrang ist zu erkennen, und ständig wird abgeschweift zu Nebenpersonen, Nebenhandlungen, Erläuterungen, wissenschaftlichen Exkursen. Der Autor kommt zwar immer wieder zu den ursprünglichen Personen zurück und verrät etwas mehr über die Hintergründe, aber diese 3 Mio. Nebensächlichkeiten verleiden zunehmend die Lust am Lesen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich verstehe die zahllosen Metaphern einfach nicht, manchmal denke ich, der Autor will den Leser echt auf den Arm nehmen. Stückwerk, und alles nihilistisch angehaucht. Fremdwörtermarathon immer wieder auch gepaart mit derben sexuellen Szenen, Blutorgien und Sinnlosigkeit. Aber ich gebe nicht auf...