Rezension Rezension (4/5*) zu Das Mädchen, das schwieg: Kriminalroman von Trude Teige.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Mädchen, das schwieg: Kriminalroman von Trude Teige
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Sturmböen

Bei dem Fernsehsender hat Kajsa eine Auszeit genommen. Für eine lokale Zeitung beginnt sie jedoch über einen Todesfall auf der kleinen Insel zu berichten, auf der sie mit Mann und Kindern lebt. Sissel, eine etwas verschroben wirkende alleinstehende junge Frau, wurde in ihrem schönsten Kleid tot aufgefunden. Die Frau, die nicht sprach, gegen die aber auch niemand etwas hatte. Und nun ist sie tot. Es stellt sich heraus, dass die Tote ihre Umgebung beobachtet hat und über Ereignisse, die ihr wichtig erschienen, genaue Aufzeichnungen geführt hat. Hat sie etwas beobachtet, das ihr zum Verhängnis wurde. Oder ist das Motiv für den Mord eher in der Vergangenheit der jungen Frau zu suchen.

Eher gemütlich geht es los mit Kajsas Nachforschungen, keiner scheint etwas gesehen zu haben, keiner kann sich ein Motiv vorstellen. Und die Tote wurde nicht sofort gefunden, es besteht also eine erhebliche Unsicherheit über das, was zu welchem Zeitpunkt geschehen ist. Die Polizei kommt offensichtlich nicht so richtig voran. Kajsa, die als Journalistin einfach gute Artikel abliefern will, kommt bei ihren Untersuchungen manchmal an die Grenze des Erlaubten. Mit den offiziellen Ermittlern will sie es sich ebensowenig verscherzen wie mit ihrem Arbeitgeber und ihren Informanten. Hin und wieder wird es also etwas heikel für sie.

Auch wenn die Journalistin und der Polizist nicht zusammenarbeiten, sind Kajsa und ihr Mann Karsten doch ein gutes Team. Und als solches funktionieren die sympathischen Protagonisten auch bestens für die Leser. In diesem zweiten Fall geht es für Kajsa und Karsten richtig zur Sache. Dieser mysteriöse Todesfall ist so vielschichtig wie eine Zwiebel und jede einzelne Schale muss vorsichtig und genau untersucht werden. Angesiedelt unter anderem in der Kultur der Gebetshäuser ist dieser Fall. Wenn man kein Kenner der Verhältnisse in Norwegen ist, fragt man sich allerdings, mit was für einer Art christlicher Religion man es hier zu tun hat, um einige Umstände des Falles besser einordnen zu können. Leider findet man im Internet keine Erklärungen, außer das Norwegen ein protestantisch geprägtes Land ist. Kajsa jedenfalls schreibt, sie habe sich in den Gebetshäusern immer wohlgefühlt. Der Fall des jungen Opfers erweist sich schließlich auch ohne genaue Kenntnis als tiefgründig und spannend. Sissels Schicksal besticht in seiner Tragik, man wünschte, sie hätte in ihrer Jugend Hilfe bekommen. Und der Showdown, zu dem die Autorin ihre handelnden Personen leitet, ist tatsächlich atemberaubend.