Teil 1: Bis zum Ende ( S.72)

Literaturhexle

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Diskussion zum Buch "vom Ende einer Geschichte" von Julian Barnes
Teil 1: ab S. 36 bis Ende (S. 72)
 

Sassenach123

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Momentan kann ich das Buch nur schwer greifen. Tony erzählt, aber für mich ist es Adrians Geschichte. Tony erwähnt ja zwischendurch auch immer das dies und das nicht zu dieser Geschichte gehört, für mich bedeutet das, dass es nicht zur, für Tony, gemeinsamen Geschichte gehört, nicht wichtig ist in Bezug darauf.

Von dem Selbstmord war ich geschockt, habe es nicht kommen sehen. Wie sah es wirklich in Adrian aus, der, der immer so abgeklärt wirkte. Hatte er einfach nur gute Strategien entwickelt seinen Kummer zu verstecken? Hat er sich hinter seiner Philosophie versteckt, eine Tarnung die sogar seinen besten Freunden reichte?

Wie man merkt drehen sich auch meine Gedanken in erster Linie um Adrian, obwohl er kaum präsent ist. Tony ist der von dem ich etwas aus seinem Leben erfahre, der seine Eindrücke schildert, dennoch tritt er für mich persönlich in den Hintergrund. Es ist Wahnsinn, dass habe ich bei einem Roman noch nie erlebt.
 
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Xirxe

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19. Februar 2017
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Bis hierhin ist Geschichte aus Tonys Sicht völlig plausibel geschildert. Und er neigt ja durchaus zur Selbstreflektion und stellt hier schon die Möglichkeit in den Raum, dass Alles auch ganz anders gewesen sein könnte. Wenn seine Vermutungen schlicht falsch gewesen waren und er anders reagiert hätte, was wäre dann geschehen? In welche Richtung hätte sich die Geschichte mit Veronika für ihn entwickelt? Tony erscheint mir durch diese Gedanken durchaus überlegt und macht ihn mir sympathisch, denn es sind durchaus Fragen, die ich mir auch selbst manchmal stelle, wenn ich mich zurück erinnere. Glücklicherweise hat mein Leben bisher noch kein solcher Schicksalsschlag gekreuzt.
Ich hoffe, ich komme morgen zum Lesen, da ich unterwegs bin. Aber ich versuche mein Möglichstes ;)
 
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Literaturhexle

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Ich kann nicht sagen, dass ich die Geschichte als Adrians Geschichte begreife, @Sassenach123 . Vielleicht habe ich aber auch noch den unaufgeregten Vorleser des Hörbuches im Ohr.

Ich habe das ganze Wochenende bei Veronicas Familie nicht verstanden. Was sollte das: warum war Veronica so kühl? Warum ließ sie Tony ausschlafen, um mit Vater und Bruder auszufahren? Was bezweckt die Mutter mit ihrer Mahnung? Dieses Wochenende ist ein Schlüssel. Ich kriege ihn nur nicht in sein Schloss:(

Adrian bringt sich um. Warum? Das fragen wir uns ganz am Ende wieder. Aber hat er eine Familie? Die Mutter war ja auf und davon, die Freunde waren nie bei ihm. Wie sie jetzt erst merkten....
Das Buch ist so herrlich authentisch. Ich glaube, viele Männer Ticken wirklich so: sie nehmen Dinge viel eher hin, respektieren, wenn ein Freund nicht MEHR erzählen will. Ziehen sich zurück, wenn es zu kompliziert wird...
Zu Tony passt das absolut. Im zweiten Teil werden wir jetzt merken, an welchen Stellen ihm seine stoische Erinnerung Streiche gespielt hat...
 
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19. Februar 2017
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Ich habe das ganze Wochenende bei Veronicas Familie nicht verstanden. Was sollte das: warum war Veronica so kühl? Warum ließ sie Tony ausschlafen, um mit Vater und Bruder auszufahren? Was bezweckt die Mutter mit ihrer Mahnung? Dieses Wochenende ist ein Schlüssel. Ich kriege ihn nur nicht in sein Schloss:(
Ich habe mich schon gefragt (ich kenne die Handlung nicht mehr wirklich gut, ist schon ein paar Jahre her mit der Lektüre damals), ob der Mensch allgemein manchmal nicht dazu neigt, einfach zu viel in Dinge hineinzuinterpretieren. Vielleicht war Veronica einfach auch mal nervös (das erste (?) Mal den Freund mitbringen. Gefällt er? Macht er Eindruck? Schämt sie sich ein bisschen für ihn?) und die Mutter kennt ihre Tochter mit den hohen Ansprüchen.
Von Tonys Seite ist es schon klar, mit seiner Nervosität; aber auch die andere Seite könnte durchaus nicht so souverän sein wie sie tut.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das stimmt schon, was du sagst @Xirxe,
Aber dieses Wochenende taucht immer wieder auf. Tony interpretiert ständig die Verhaltensweisen in diesen Tagen. Er fühlte sich gedemütigt...
Und dann kommt ja noch das ominöse Erbe dazu (die 500 Pfund "Blutgeld").
Auch das MUSS doch etwas mit dem Wochenende zu tun haben. Er hat Vs Mutter ja nur dieses eine Mal gesehen....
Wir warten, bis @Sassenach123 so weit ist. Sie hat bestimmt die Lösung:D
 

Xirxe

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Ich habe gerade nochmal die Definition von Blutgeld nachgeschlagen: [zitat]Blutgeld bezeichnet einerseits ein Sühnegeld, das ein Mörder oder Totschläger als Entschädigung an die nächsten Angehörigen des Opfers zahlt, andererseits eine Belohnung für die Anzeige eines Mörders oder Verbrechers.[/zitat]
Und Sühnegeld ist [zitat]Wenn ein Ungleichgewicht, durch Schaden oder Schuld hervorgerufen, nicht durch direkte Wiedergutmachung auszugleichen ist, wird der Gerechtigkeit Genüge getan, indem der Ausgleich durch verwaltungsrechtliche Buße oder Strafe wiederhergestellt wird. Schuld wird gesühnt, abgetragen, gebüßt, bestraft. Dadurch soll die vom Unrecht betroffene Person Genugtuung erleben.[/zitat]
Eine Belohnung sind die 500 Pfund wohl nicht, also hat die Mutter versucht, einen Ausgleich zu schaffen. Wenn Du bei Teil 3 bist, liebes @Literaturhexle erkennst Du sicherlich, wofür.
 

Literaturhexle

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@Xirxe: das ist genial! Was bist du für ein kluger Kopf!
Ich bin nicht auf die IDEE gekommen, Blutgeld nachzuschlagen und hatte eine andere Definition dieses Begriffes (der ja zugegeben nicht mehr so ganz gebräuchlich ist) im Kopf. So passt das. Und klar: ich habe das Buch komplett gehört und weiß, um welche Schuld es geht...
Toll! Eine offene Frage weniger:)
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Steh ein wenig auf dem Schlauch....entweder ichhabe da etwas scheinbar wichtiges überlesen oder ihr seit etwas weiter. Werde heute Abend weiterlesen und dann kann ich bestimmt mitreden:);)
 
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Hetze dich nicht @Sassenach123
Die Geschichte muss man in Ruhe lesen. Aber vielleicht wird dir die obige Definition auch von Nutzen sein, wenn dir der Begriff über den Weg läuft....;)
 

Helmut Pöll

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ch habe das ganze Wochenende bei Veronicas Familie nicht verstanden. Was sollte das: warum war Veronica so kühl? Warum ließ sie Tony ausschlafen, um mit Vater und Bruder auszufahren? Was bezweckt die Mutter mit ihrer Mahnung?
Das geht mir auch so. Ich fand das Wochenende extrem komisch und hatte nicht den Eindruck, dass sich Veronica wirklich für Tony interessiert. Andererseits wollte ich die Mahnung der Mutter auch nicht überbewerten. Vielleicht bekommt sich auch erst im weteren Verlauf der Geschichte.
 
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Das geht mir auch so. Ich fand das Wochenende extrem komisch und hatte nicht den Eindruck, dass sich Veronica wirklich für Tony interessiert. Andererseits wollte ich die Mahnung der Mutter auch nicht überbewerten. Vielleicht bekommt sich auch erst im weteren Verlauf der Geschichte.
Aus meiner Sicht ist dieses Wochenende schon eine wichtige Sache. Tony fühlte sich extrem gedemütigt von der Familie (die Mutter ausgenommen). Selbst als Erwachsener zieht er das Wochenende immer wieder zu seiner Verteidigung herbei. Das Erlebnis sitzt tief. Das kann ich aber nachvollziehen: als Junger Mensch ist man noch unsicher und leicht verletzbar.
 
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Man sollte aber nicht außer Acht lassen: Unsicherheit verstärkt bestimmte Eindrücke, besonders solche, die die eigene Unsicherheit (auch unbewusst) noch verstärken. Und da Tony Alles aus seiner Sicht erzählt, fehlt hier natürlich die Objektivität. Wer weiß, wie sich das Alles aus der Sicht Veronicas lesen würde ...
 
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@Xirxe: da hast du natürlich recht! Tony ist ein äußerst unzuverlässiger Erzähler! Das wäre Veronica aber auch.... Deshalb ist es mit der Wahrheit auch schwierig.
Ihre ständigen Einwände: "Du verstehst aber auch gar nichts. Hast du noch nie", fand ich da auch wenig erhellend. Tony hat sich ja Mühe gegeben zu verstehen...
(Zumindest versucht er das den Lesern weiß zu machen)
 
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