Rezension Rezension (4/5*) zu Der zweite Reiter von Alex Beer

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der zweite Reiter von Alex Beer
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Kriegszitterer

Obwohl der Krieg schon seit einem Jahr um hat das Zittern noch nicht aufgehört. Dietrich Jost ist nicht als Kriegsgeschädigter anerkannt und fristet sein Leben auf den Straßen Wiens. Im Jahr 1919 herrschen in der ganzen Stadt Armut und Hunger. Jost sieht jedoch einen Silberstreif am Horizont, er träumt von Brasilien. Von den Polizisten August Emmerich und Ferdinand Winter, die eigentlich einen Schmuggler verfolgen, wird Dietrich Jost im Stadtwald erschossen aufgefunden. Sein Traum wird sich nicht erfüllen. Auch der Polizist Emmerich hat einen Traum, er will zur Abteilung „Leib und Leben“. Und als nach Josts Tod dessen Bekannter Harald Zeiner tot aus der Donau gefischt wird, kann Emmerich nicht an einen Zufall glauben.

Polizeiagent August Emmerich versucht seine eigene Kriegsverletzung zu verstecken. Er befürchtet, in den Innendienst versetzt zu werden, wenn er auffliegt. Nicht einmal sein Assistent Wagner, den er für ein verweichlichtes und verwöhntes Jüngelchen hält, darf davon wissen. Obwohl Winter ihm treu zur Seite steht, kocht Emmerich zunächst sein eigenes Süppchen. Schnell merkt er allerdings, dass er sich doch gut auf Winter verlassen kann. Gemeinsam suchen die beiden nach einem Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Trotzdem auch die Beamten von den Nachwirkungen des Krieges nicht verschont sind und sie Not und Elend erfahren haben und immer noch erfahren, sind sie bestrebt für Gerechtigkeit zu sorgen. Auch wenn sie es dabei mit dem Gesetz nicht so genau nehmen können.

In die schwere Zeit nach dem ersten Weltkrieg hineingeschrieben schafft die Autorin einen packenden Plot. An allen Ecken lauern Hunger, Krankheit und Tod. Die Menschen hausen in unsäglichen Wohnungen, die diesen Namen kaum verdienen. Eine Sicherheit, dass es für den nächsten Tag reichen wird, gibt es nur für Wenige. Auch die Staatsdiener bleiben nicht verschont. Vielleicht ein wenig besser gestellt, kann es auch für sie schnell vorbei sein mit ihrem bisschen Komfort. Doch gibt es auch Bars, Cafés und andere Vergnügungsstätten und der Schwarzhandel floriert. Man stellt sich diese Zeit häufig in schwarz-weiß vor, weil es kaum Farbbilder gibt. Doch gerade dieses schwarz-weiß mit seinen grauen Zwischentönen gibt die Stimmung gut wieder. In dieser Szenerie agieren Emmerich und Winter, die sich erst zusammenraufen müssen, mit Hartnäckigkeit und Scharfsinn. Durch ihren Wagemut bringen sie sich manchmal in Gefahr und kommen auf die Spur eines Verbrechen, dessen Geheimnis sich lange nicht erschließt.

August Emmerich, der ehemalige Waisenjunge, und Ferdinand Winter, der aus guten Elternhaus stammende, bilden ein gegensätzliches Ermittler-Duo, dessen Geschichte genug Ansätze bietet, um sicher und mit Interesse weiterverfolgt zu werden.

4,5 Sterne


von: Elena Ferrante
von: Dan Simmons
von: Wladimir Kaminer
 

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29. Oktober 2013
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Der zweite reiter von #alex beer ist jetzt auch in der Buchliste "Bücher, die in Wien spielen" zu finden.