Rezension (3/5*) zu Dolce vita für Fortgeschrittene: Roman von Dori Mellina.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Dolce vita für Fortgeschrittene: Roman von Dori Mellina
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Lebenslust all'italiana...


Mann, Kind, Job in der Pharmaindustrie: Exil-Italienerin Laura scheint sich ganz passabel eingerichtet zu haben in ihrem deutschen Leben. Doch als sie eine eigene Agentur gründet, die auch nördlich der Alpen für mediterranes Flair sorgen will, wird aus den ewigen Konflikten mit Freund Martin eine echte Krise. Und prompt lernt Laura den vielleicht perfekten Mann kennen - natürlich einen Italiener....

'So sind die Italiener' und 'so sind die Deutschen' - dieses klischeebehaftete Thema zieht sich durch das gesamte Buch, allerdings stets mit einem heftigen Augenzwinkern. Obwohl sich Laura selbst schon lange über die hartnäckigen Zuschreibungen wundert und gelegentlich auch ärgert, ist sie gleich begeistert dabei, als bei einem Treffen mit ihren Freundinnen die Idee aufkommt, aus eben diesen Klischees Kaptial zu schlagen und dafür eine eigene Agentur zu eröffnen.

"Frag mich nach Sonnenschein" nennen die Freundinnen schließlich die erste Agentur Deutschlands für italienische Klischees - in der deutschen Sehnsucht nach Italien und dem dolce vita liegt einfach ein großes wirtschaftliches Potential. Italienische Kochkurse, eine Hochzeit mit italienischem Flair - nichts scheint unmöglich. Ohne ihre üblichen beruflichen Tätigkeiten bereits aufzugeben, stürzen sich die Freundinnen in die Verwirklichung ihrer Agentur - und auf ihren ersten Auftrag. Hoffnungslos erscheint die Renovierung einer alten italienischen Bar aus den 80ern. Doch jede der Freundinnen hat ihre besondere Stärke und die Begeisterung reißt schließlich alle mit.

Weniger unterhaltsam findet Laura allerdings die Gratwanderung zwischen den Klischees in ihrem privaten Bereich. Ihr Freund Martin ist ein blonder, blauäugiger Deutscher, und immer häufiger kommt es zwischen ihm und Laura zu Missverständnissen, auf die v.a. Martin zunehmend genervt reagiert. Schließlich zieht Laura die Reißleine und verordnet ihnen beiden erst einmal eine Beziehungspause. Sie nimmt ein paar Klamotten und ihre vierjährige Tochter und kommt bei einer Freundin unter. Kann es da Zufall sein, dass ihr im Rahmen ihrer Tätigkeit für ihre Agentur bald schon ein unglaublich smarter Mann begegnet - Italiener noch dazu? Da muss man wenigstens nicht krampfhaft auf dem Grat der kulturellen Unterschiede balancieren - Laura muss nur noch zugreifen...

Dori Mellina präsentiert hier eine lebendige und augenzwinkernde Geschichte rund um Klischees, die mich häufig lächeln ließ. Dies ist allerdings keine Fortsetzung zu ihrem ersten Werk, das gerade einmal 100 Seiten umfasste, sondern eher die Weiterentwicklung dieser Erzählung mit nunmehr stolzen 320 Seiten. Seinerzeit hätte ich mir durchaus mehr Seiten gewünscht, denn die lebendige und spritzige Art der Darstellung gefiel mir damals sehr gut. So sollte ich wohl zufrieden sein mit dem neuen Roman, denn genau das (eine längere Version) hat Dori Mellina hier präsentiert. Tatsächlich erscheint die Erzählung hier insgesamt runder, und am Ende bleiben keine Fragen offen. Allerdings empfand ich leider häufig Passagen als eher langatmig, wenn die eigentliche Handlung durch ausschweifende Gedankengänge Lauras unterbrochen und dann beispielsweise in epischer Länge über italienische Gebräuche sinniert wurde.

Das Buch selbst ist nett aufgemacht - das Cover ist passend in den italienischen Farben gehalten, und die einzelnen Kapitel sind jeweils mit einem italienischen Titel versehen und mit einer kleinen Vespa verziert. Dori Mellina hat diesmal auch darauf verzichtet, die Übersetzung der zahlreichen italienischen Ausrufe und Wortwendungen in einem Anhang zu präsentieren und hat sich hier stattdessen für Fußnoten entschieden. Dies empfand ich als die bessere Lösung, wobei es stellenweise für meinen Geschmack doch etwas viel wurde.

Insgesamt aber bietet dieses lebenslustige Buch eine nette Unterhaltung für zwischendurch und vermittelt unbeschwerte Lesestunden...


© Parden