Rezension Rezension (4/5*) zu Die unbekannte Terroristin: Roman von Richard Flanagan.

Literaturhexle

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2. April 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die unbekannte Terroristin: Roman von Richard Flanagan
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Wie man zur Terroristin wird

Die Puppe, wie sie sich meist auch selbst nennt, ist eine junge Frau, die als Strip-Tänzerin in einer Bar arbeitet und von einem besseren Leben mit einer eigenen Wohnung träumt.

Als in Sydney Karneval gefeiert wird, begleitet sie den attraktiven Tariq in seine Wohnung und verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm. Leider ist er am nächsten Morgen verschwunden und taucht auch trotz des Versprechens nicht wieder auf.

Als Puppe das Haus verlässt, stehen überall Polizeikräfte herum. Im Olympiastadion sind Bomben gefunden worden und Tariq soll mit dem versuchten Attentat in Verbindung stehen. Da Puppe am Abend zuvor zusammen mit ihm auf einem Video zu sehen ist, wandert sie auf die Fahndungsliste....

Dadurch, dass die junge Frau immer nur als die Puppe bezeichnet wird, bleibt sie dem Leser seltsam fremd. Sie ist natürlich durch ihr bisheriges Leben, das nur wenig Liebe und Freundschaft für sie bereit hielt, auch einigermaßen abgestumpft. Tabletten und Kokain helfen ihr über emotionale Tiefpunkte hinweg.

Trotzdem geht es dem Leser nah, wenn die Hexenjagd auf die Puppe losgeht. Angetrieben von einem ehrgeizigen Fernsehmoderator, der seine bevorstehende berufliche Degradierung mit dieser Story verhindern will. Einzig der Cop Nick versucht, die Wahrheit über das Attentat herauszufinden.

Ein Buch, das sich als Pageturner erwiesen hat. Nicht ohne Fragen aufzuwerfen: welche Rolle haben die modernen Medien in unserer Gesellschaft? Wie sehr sind sie der Wahrheit verpflichtet?

Am Ende kommt es natürlich, wie in guten Krimis üblich, zum Showdown.

Richard Flanagan hat einen wunderbaren Schreibstil. Trotz aller Spannung arbeitet er seine Figuren aus, hat immer mal wieder Zeit, einem Nebengedanken Raum zu geben, was manchmal auch einer kleinen philosophischen Betrachtung nahe kommen kann. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auch das Ende ist toll geschrieben. Wie in Zeitlupe scheinen die verschiedenen Haupt- und Nebenerzählungen zum Ende getragen zu werden.

Wer anspruchsvollere Krimis und Thriller mag, die mit wenig Gewalt auskommen, wird an diesem Roman seine Freude haben.

Mich hat der Autor mit dem Buch "Der schmale Pfad durchs Hinterland " vom Thema und der Handlung her noch mehr begeistern können. Daher hier "nur" 4 verdiente Sterne.

 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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München
Richard Flanagan hat einen wunderbaren Schreibstil. Trotz aller Spannung arbeitet er seine Figuren aus, hat immer mal wieder Zeit, einem Nebengedanken Raum zu geben, was manchmal auch einer kleinen philosophischen Betrachtung nahe kommen kann.
Da stimme ich Dir voll und ganz zu, @Literaturhexle . Ich habe bei #richard flanagan immer den Eindruck, da ringt sich jemand etwas ab, da muss etwas gesagt werden. Diesen Eindruck habe ich nicht bei allen Autoren.
Wer anspruchsvollere Krimis und Thriller mag, die mit wenig Gewalt auskommen, wird an diesem Roman seine Freude haben.
Danke für den Tipp. Dann lege ich mir das Buch mal auf meinen SUB ;). Dieses sich ständige Überbieten in Gewaltexzessen und sadistischen Fantasien, das meiner Beobachtung nach bei Thrillerautoren immer mehr um sich greift, widert mich auch richtiggehend an. Aber es geht auch anders, ohne dass es der Qualität Abbruch tut.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Da gibt es mittlerweile jede Menge Reihen von.
Dann dürfte ja Miss Marple vermutlich eine der ersten erfolgreichen Vertreterinnen dieses Genre gewesen sein. Und auch viele der alten Ermittlerfiguren (Sherlock Holmes, Hercule Poirot, Pater Brown oder Lord Peter Wimsey - darf fortgesetzt werden ;)) passen da wohl rein, oder?
 
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Tiram

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4. November 2014
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Miss Marple auf jeden Fall, @Xirxe . Holmes und Poirot - die haben damit ja schon ihren Lebensunterhalt verdient. Peter Wimsey kienne ich noch nicht.

Agatha Raisin gehört auf jeden Fall dazu. Sie hat ihre PR-Agentur verkauft und ist aufs Land gezogen, wo sie in Kriminalfälle hineinschlittert.
Oder meine Lieblings-Mini-Serie um die Antiquariatsbuchhändlerin Dido Hoare, die es auch immer schafft, sich in Fälle einzumischen.