Rezension Rezension (4/5*) zu Solange die Hoffnung uns gehört: Roman von Linda Winterberg.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Solange die Hoffnung uns gehört: Roman von Linda Winterberg
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Ein Stück Zeitgeschichte

Ein Stück Zeitgeschichte

Solange die Hoffnung uns gehört von Linda Winterberg

Die Sopranistin Anni Kluger ist Jüdin, die aber durch die Konvertierung ihrer Eltern als Protestantin erzogen wurde. Sie arbeitet 1933 an der Frankfurter Oper. Sie ist Witwe, und muss allein für sich und ihre 6 jährige Tochter Ruth sorgen. Die Oper ist wie eine Familie für die beiden, vor allem zum Garderobier Georgina, eigentlich Norbert Baum, haben die zwei ein inniges Verhältnis.
Die Lage in Deutschland beginnt schwierig zu werden, auch wenn Anni sich nicht als Jüdin sieht, kann sie ihre Wurzeln nicht verleugnen. Ruth muss bereits in der Schule mit Anfeindungen leben.

Bei Familie Sommer, die im Nachbarhaus wohnt, ist Anni mit ihrer Tochter ein gern gesehener Gast. Deren Sohn Walter ist nur wenig älter als Ruth, die beiden verbindet die Liebe zur Musik. Die Kinder stützen sich sehr aufeinander, geben sich gegenseitig halt, denn auch Familie ist jüdischer Abstammung.

1939, die Reichskristallnacht, die Lage spitzt sich zu. Nun muss Anni ernsthaft um das Leben ihrer Tochter bangen. Sie entschließt sich schweren Herzen sie mit der Kinderverschickung nach England Reisen zu lassen. Sie hegt die Hoffnung ihrer Tochter bald folgen zu können, doch leider macht das Schicksal da nicht mit.

Eine Odysee für Mutter und Tochter beginnt. Linda Winterberg beschreibt deren Lebensweg über die Jahre sehr anschaulich. Sie schönt nichts, im Gegenteil, dem Leser wird überzeugend real beschrieben, durch was für eine schlimme Zeit die Menschen damals gehen mussten. In der Geschichte gibt es aber auch Menschen die für andere einstehen, ohne sie wäre die Handlung fast nicht auszuhalten gewesen.

Die Charaktere sind teilweise in Anlehnung wahrer Personen entstanden. Als Vorbild für die Figur der Ruth, diente beispielsweise Eva Heymann, die 1924 in Berlin geboren wurde. Sie war musisch sehr begabt und wurde 1939 mit einem Kindertransport verschickt. Sie verstarb 2016 im Alter von 91 Jahren. Diese Tatsache hat mich sehr berührt, es führte mir noch deutlicher vor Augen, dass dieses Schicksal nicht abwegig ist.

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, er brachte mir eine Seite des Krieges näher, die immer einen bitteren Beigeschmack behalten wird. Es ist gut, sich auch in der heutigen Zeit mit diesem Thema zu beschäftigen. In dem ich mich mit allem auseinandersetze, wird mir immer wieder klar, wie sehr wir dafür kämpfen müssen, dass solche Dinge nicht wieder geschehen. Und wenn man sich in der Welt mal umschaut, haben wir immer noch ein großes Stück Weg vor uns.

Dieser Roman wurde mir von Netgalley zur Verfügung gestellt.

 
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