Rezension (4/5*) zu Schattenjunge von Carl-Johan Vallgren

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Nüchtern

Danny Katz wird von einer jungen Frau kontaktiert. Ihr Ehemann ist seit ein paar Tagen verschwunden und sie hat den Eindruck, dass die Polizei kein großes Interesse hat, die Ermittlungen einzuleiten. Man geht dort von einem freiwilligen Verschwinden aus. Joel Klingberg hat das Verschwinden seines älteren Bruders nie verwunden, auch nicht nach über vierzig Jahren. Katz kennt den Verschwundenen aus seiner Militärzeit, gemeinsam wurden sie zu Übersetzern ausgebildet. Doch kann das auf der Suche nach dem Vermissten hilfreich sein? Möglicherweise ist Danny Katz mehr durch den Fall angerührt als ihm lieb sein kann.

In seinem ersten Fall wird Danny Katz mit einem Teil seiner Vergangenheit konfrontiert. Seine Zeit beim Militär hat ihn schon geprägt, obwohl er einiges nicht durchblicken konnte und ihm Hintergrundwissen vorenthalten wurde. Die Wege seines Kameraden Joel hat er nicht mehr weiter verfolgt. Umso rätselhafter ist nun sein Verschwinden. Hegt Klingberg auch nach den langen Jahren noch den Wunsch, das Schicksal seines Bruders zu klären? Oder hat ihn noch etwas anderes veranlasst, sein Haus zu verlassen? War es überhaupt ein freiwilliges Geschehen? Schnell bekommt Katz den Eindruck, dass nicht alle Fragen, die er stellt, ehrlich beantwortet werden. Ähnlich geht es der Staatsanwältin Eva Westin.

Zwar ist es nicht zwingend notwendig, die Bände der Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen, aber Sinn macht es natürlich schon. Aber auch wenn man den Folgeband bereits kennt, vermag auch dieser erste Teil zu fesseln. Allerdings muss man der Thematik, die der Autor wählt, eine gewisse Offenheit entgegen bringen. Man mag nicht glauben, dass es im vermeintlich beschaulichen Schweden so hart hergehen kann. Was vom Menschen übrig bleibt, scheint nicht allzu viel, wenn er die Mühlen durchlaufen hat. Doch müsste nicht jemand etwas merken? Allerdings fällt einem dann doch schnell wieder ein, dass man den Leuten bekanntlich nur vor den Kopf kucken kann. Auch wenn vielleicht noch nicht alles ganz rund läuft, hat der Autor doch einen interessanten Ermittler in einem besonderen Umfeld vorgestellt, der in seinem ersten Fall schon gut beginnt und im zweiten zu noch besserer Form aufläuft.