Rezension Rezension (4/5*) zu Gott, hilf dem Kind von Toni Morrison.

Literaturhexle

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2. April 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Gott, hilf dem Kind von Toni Morrison
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Die Probleme schwarzer Haut in den USA

Dieses ist nun das dritte Buch für mich kurz hintereinander, bei dem die Kapitel mit Namen überschrieben sind, in denen die betreffende Person ihre Sichtweise schildert. Zufall oder literarischer Trend, das ist hier die Frage.

In diesem Fall sind nur wenige Personen beteiligt. Die Mutter der Protagonistin Bride (als Kind Lula Ann genannt) beginnt von deren Geburt zu erzählen: dass sie geschockt war von der schwarzen Farbe des Babies und es in Folge abgelehnt hat... Ein starker Einstieg.

Der Vater verlässt die kleine Familie im Zweifel um seine Vaterschaft, Lula Ann wächst ohne Liebe und Zuwendung bei ihrer Mutter in bescheidenen Verhältnissen auf. Die Kindheit, abgesehen von wenigen einschneidenden Erlebnissen, ist nicht Thema der Geschichte, wohl jedoch die Versehrtheit, die daraus resultiert. Die Mutter will sie nämlich frühzeitig Gehorsam und Anpassung lehren, damit sie als Außenseiterin zurecht kommen kann (zumindest ist das ihre Rechtfertigung).

Im zweiten Kapitel wird Bride (wie sie jetzt heißt) von einem Mann verlassen, weil sie jemanden in der Justizvollzugsanstalt abholen will, der aus der Haft entlassen wird....

Bride ist jetzt Abteilungsleiterin in einer großen Kosmetikfirma, hat ihr eigenes Label und ist sehr erfolgreich. Sie trägt nur weiße Kleidung, ist bildschön, fährt einen Jaguar. Wie sie mit bescheidener Ausbildung dorthin gekommen ist, bleibt weitgehend offen.

Das Buch behandelt wie wohl alle Werke von Toni Morrison die Rassendiskriminierung in den USA. Ein zweites großes Thema ist Kindesmissbrauch. Nicht die Taten an sich, sondern was sie mit betroffenen Menschen macht. Wie tief sind die psychischen Wunden, wie weit beeinflussen sie das Leben im Umfeld der Taten?

Hier geht es im Wesentlichen um die erfolgreiche Bride, die sich als Erwachsene einer Schuld stellen will, die sie als Kind auf sich geladen hat. Man kann nicht jede Schuld tilgen, Bride begibt sich aber auf den Weg, verlässt die Stadt und begibt sich auf die Suche nach dem Mann, der sie verlassen hat, den sie gar nicht kannte, nach dem sie sich aber sehnt...
Auf diesem Weg gibt es schöne Begegnungen mit weiteren Menschen, die Wunden aus dem Leben davongetragen haben.
Bride entwickelt sich weiter...

Das Buch ist sehr interessant zu lesen. Ein bisschen Magie ist dabei, viele Bilder und Symbole. Es hat knapp über 200 Seiten und wäre ideal für Lesekreise geeignet, bietet es viel Raum zum Nachdenken.

Keine einfache Lektüre, aber eine durchaus lohnende!

 

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