Rezension Rezension (1/5*) zu Ali und Nino: Mit einem Nachwort von Nino Haratischwili von Kurban Said.

Momo

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Buchinformationen und Rezensionen zu Ali und Nino von Kurban Said
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Ein Verriss

Leider musste ich das Buch abbrechen, da es geradezu von Klischees wimmelt. Ich habe es bis zur 200. Seite geschafft. Ich hatte noch auf einen Wandel gehofft, aber der blieb aus, weshalb ich schließlich die Leserunde auf Whatchareadin wieder verlassen habe, da ich noch genug andere Bücher zu lesen habe. Meine Lesezeit ist so knapp bemessen, dass ich keine Zeit zu verschwenden habe.

Mich nervt, dass der Protagonist Ali von seinen Landsleuten der Einzige zu sein scheint, der es anders machen will mit seiner zukünftigen Frau, die z. B. keinen Schleier tragen müsse und sie als Christin auch nicht in den Islam zu konvertieren brauche ...

Aber er bekommt jedes Mal Ratschläge von seinen Landsleuten, wie er mit seiner zukünftigen Frau umzugehen habe, denn

Zitat: Frauen sind wie Kinder, nur um vieles listiger und bösartiger.

Gegenüber dem Vater verteidigt er seine angehende Frau Nino:

Zitat:
>>Vater, aber ich liebe sie doch.<< Er schüttelte den Kopf.

>>Man soll im Allgemeinen eine Frau nicht lieben. Man liebt die Heimat, den Krieg, manche Leute lieben schöne Teppiche oder seltene Waffen.<< (2016,136)

Männer, die ihre Frauen lieben würden, bezeichnete der Vater als Irre. Es sei schließlich gottgewollt, dass Frauen ihre Männer lieben, und nicht umgekehrt.

Zwischen Ali und Ninos Vater, ein Fürst, kommt folgendes Gespräch zustande.

Zitat:
Der Fürst war feierlich. Er sprach von der Ehe ganz anders als mein Vater. Seiner Meinung bestand in gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Achtung. Mann und Frau müssen mit Rat und Tat einander beistehen. Sie müssen auch immer daran denken, dass sie beide gleichberechtigte Menschen mit freier Seele sind. (Ebd)

Und wieder ein Buch, das sämtliche Vorurteile Menschen anderer Religionen und Kulturen schürt. Und so frage ich mich erneut, wer denn hier rückständig ist, wenn die Betrachterin von diesen stereotypen und klischeehaften Bildern nicht loslassen kann?


Mein Fazit?

Ich habe schon ein paar Bücher von Ländern aus dem Islam gelesen. Und sie waren in ihrer Denkweise sehr fortschrittlich. Mit so viel Weisheit waren die Bücher bestickt, die ich hier in unserem Buch auch vermutet hatte. Aber leider wurden meine Erwartungen recht schnell enttäuscht.

Ich habe schon ein paar Seiten weitergelesen, und die rigide Haltung zur Frau nimmt immer mehr zu. Erfüllt so ganz die Erwartungen und Vorurteile vieler Menschen aus der westlichen Welt.
Ein Buch, das stark nach den Maßstäben und Wertevorstellungen der westlichen Welt geprägt ist. Im Autorenporträt steht, dass Kurban Said ein Pseudonym ist. Dahinter würde sich der Name einer Europäerin namens Elfriede von Ehrenfels verbergen.

Das Buch erinnert mich ein wenig an Elena Ferrante von meiner Leseerfahrung her.

Und zum Schluss noch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe:

Wer sich selbst und andere kennt
Wird auch hier erkennen
Orient und Occident
Sind nicht mehr zu trennen
Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen lass ich gelten
Also zwischen Ost und Weste.

 

Helmut Pöll

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Mich nervt, dass der Protagonist Ali von seinen Landsleuten der Einzige zu sein scheint, der es anders machen will mit seiner zukünftigen Frau, die z. B. keinen Schleier tragen müsse und sie als Christin auch nicht in den Islam zu konvertieren brauche
Ich kann nachvollziehen, wenn man sich an manchen Klischees, die hier bedient werden, reiben kann, @Momo. Andererseits denke ich, dass Literatur auch einseitig und sehr subjektiv sein darf.

Ich habe schon ein paar Bücher von Ländern aus dem Islam gelesen. Und sie waren in ihrer Denkweise sehr fortschrittlich.
Die islamischen Länder waren beispielsweise im Mittelalter deutlich liberaler als die Länder des Abendlandes. Zwischen Kaiser Friedrich II. und dem ägyptischen Sultan soll es - so die Überlieferungen stimmen - sogar eine politische Freundschaft gegeben haben. Bei aller Weisheit des Orients gibt es gleichzeitig heute dort zahlreiche Länder, in denen die Rechte von Frauen noch deutlich verbesserungsfähig sind.
 
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Momo

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Ich kann nachvollziehen, wenn man sich an manchen Klischees, die hier bedient werden, reiben kann, @Momo. Andererseits denke ich, dass Literatur auch einseitig und sehr subjektiv sein darf.

Na klar, @helmut, jeder muss für sich entscheiden, welche Bücher er/sie lesen möchte. Ich kenne diese Einstellungen genügend auch aus unserer Gesellschaft, muss ich nicht nochmals im Buch haben.


Die islamischen Länder waren beispielsweise im Mittelalter deutlich liberaler als die Länder des Abendlandes. Zwischen Kaiser Friedrich II. und dem ägyptischen Sultan soll es - so die Überlieferungen stimmen - sogar eine politische Freundschaft gegeben haben. Bei aller Weisheit des Orients gibt es gleichzeitig heute dort zahlreiche Länder, in denen die Rechte von Frauen noch deutlich verbesserungsfähig sind.

Ja, das ist tatsächlich so. Der Iran war sogar zu Beginn des 19 Jhr. sehr weit gewesen, was die Frauenrechte betreffen. Das kann sich so schnell wieder ändern, je nach dem, wer an die Macht kommt.
 

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