Genre Genreleserunde Klassiker

Helmut Pöll

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Buchinformationen und Rezensionen zu Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson
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Nach und nach kommt der Verdacht auf, dass es ein Problem mit Dr. Jekyll gibt bzw. dass er in grösseren Schwierigkeiten ist. Sein Freund Utterson vermutet das und wird durch verschiedene Hinweise darin bestärkt.

Als der Diener Poole bei ihm vorstellig wird, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung.
 
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Xirxe

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Sonderlich weit bin ich noch nicht gekommen, da ich die Geschichte in zwei Ausgaben lese. Und ich muss sagen, ich bin ziemlich entsetzt, was die 'neue' Übersetzerin der Insel-Ausgabe aus dem Text gemacht hat. Ok, ich kann kein Russisch, aber ich war zwei Monate in Kirgisien. Und die gute Frau hat neben sprachlichen Ungereimtheiten schlicht Fehler eingebaut, die man sofort erkennt, wenn man das Land ein bisschen kennt.
Vielleicht interessiert es ja Euch, wie das aussieht. Ich habe mir für den Anfang des Textes mal die Mühe gemacht, die unterschiedlichen Übersetzungen nebeneinander zu stellen und hänge das Dokument hier mit an.
Ach je, ich hätte ja nicht gedacht, dass die 50 Seiten so aufreibend werden ;)
 

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Literaturhexle

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Mir erscheint die Insel-Übersetzung fast passender zu sein für ein altes Buch...
 

Xirxe

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Mir erscheint die Insel-Übersetzung fast passender zu sein für ein altes Buch...
Ja, bei manchen Sätzen hat sie eine Ausdrucksweise gewählt, die einfach der heutigen Zeit entsprechen. Aber ich finde, es sind viel mehr Sätze, die jetzt überhaupt nicht mehr passen, von den Fehlern ganz zu schweigen. Frauen in Kirgisien haben noch nie einen Turban getragen, Ziegelwände gibt es dort nicht, Pferde werden dort durchaus gejagt undundund. Und weshalb muss jeder Hinweis auf den Islam als dort herrschende Religion raus aus dem Buch? Auch werden Figuren viel negativer dargestellt als in der alten Übersetzung.
Ich mache mich jetzt mal auf die Suche nach dieser Übersetzerin, ob es irgendwo Kommentare zu ihr gibt.
 

Literaturhexle

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Du gehst ja richtig in die Tiefe! Hast deinen Auftrag in der Richtung oder tust du das ganz freiwillig?
 
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Xirxe

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Du gehst ja richtig in die Tiefe! Hast deinen Auftrag in der Richtung oder tust du das ganz freiwillig?
Freiwillig ;) Mich interessiert das einfach, weil ich vor vielen Jahren bei diesem Buch
Buchinformationen und Rezensionen zu Wild Swans: Three Daughters of China von Jung Chang
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gesehen habe, was Übersetzungen anrichten können. Ich habe es vor vielen Jahren auf einer Reise auf Englisch begonnen und daheim mal die deutsche Übersetzung angefangen. Grauenvoll! Zeitweise dachte ich nicht, dass es sich um das gleiche Buch handelt.
Und bei Dshamilja spielen sicherlich auch Erinnerungen eine Rolle. Das Buch gelesen habe ich während meiner Reise durch Kirgisien und dachte ständig: Ja, genau so ist es, genau so. Ich glaube, das würde mir bei dieser neuen Übersetzung nicht passieren.
 
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Helmut Pöll

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Buchinformationen und Rezensionen zu Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson
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Ich habe gerade gemerkt, dass ich mit Spoilern aufpassen muss, deshabl versuche ich jetzt mal etwas vorsichtiger zu formulieren.

In einem Brief von Dr. Jekyll lüftet sich schließlich das Geheminis. Ein Freund ist durch die Entdeckung so mitgenommen, dass er schließlich an dieser Offenbarung stirbt.

Eigentlich ist Dr. Jekyll und Mr. Hide eine harmlose Horror-Erzählung, aber immer noch modern. Sie behandelt das Zauberlehrlings-Motiv. Auch Dr. Jekyll wird die Geister, die er rief, nicht mehr los. Bzw. merkt er, dass er in seiner Vermessenheit Gott und Schöpfer zu spielen, viel zu weit gegangen ist und ein Terrain betreten hat, das über seinen Möglichkeiten liegt.

Ich lese Dr. Jekyll und Mr. Hide auch eine Parabel auf technische Fortschrittsgläubigkeit, die damals ja hoch im Kurs stand.
 

Sakuko

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Die Geschichte ist sehr nett. Eine amerikanische Familie kauft das Canterville Anwesen, von dem der Verkäufer auch gleich warnt, das es darin spukt. Die Familie glaubt nicht an Geister, muss aber schnell feststellen, das eben doch ein Spuk umgeht. Nur sind sie davon nicht adäquat beeindruckt, so bietet Mr. Otis dem Geist ein Schmiermittel gegen die klirrenden Ketten an und Mrs. Otis gibt ihm ein Mittel gegen Magenverstimmung, als er seine dämonische Lache anstimmt. Die Zwillinge der Familie stellen dem Geist böse Fallen und der ältere Sohn bedroht ihn mit einer Wasserspritze.
Dann trifft die junge Virginia den Geist alleine in einem Zimmer und tröstet ihn, weil er so depressiv und unglücklich wirkt, schimpft ihn aber auch, weil er ein böser Mensch war, der seine Frau ermordet hatte. Hier wird die Geschichte plötzlich sehr sentimental und der Geist bittet Virginia für ihn zu beten und tränen zu Vergießen, damit er endlich für immer Ruhe finden kann.

Hinzu kommt, das meine Ausgabe sehr seltsame Illustrationen hat, die nach altem Metallstich aussehen, wo aber dann Snoopy beim Skelett liegt oder Mickey Maus in den Bildern rumläuft.:confused:
 
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Literaturhexle

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Freiwillig, weil ich gesehen habe, was Übersetzungen anrichten können. .

Ich habe das noch nie miteinander verglichen. Früher konnte ich dank eines Auslandssemesters recht gut englisch. Aber was man über Jahrzehnte nicht braucht, verkommt.
Wenn Rezensenten über die "schlechte Übersetzung " lamentieren (vor allem aus dem Japanischen...), habe ich das eher für Wichtigtuerei gehalten...
Insofern überzeugt mich dein Standpunkt. Denn wenn man Original UND Übersetzung kennt, kann man es beurteilen!
Die "Wilden Schwäne" hatte ich mal angefangen zu lesen. Dunkel erinnere ich mich, dass es mir zu triefig und schicksalhaft zuging. War nicht mein Stil.
 
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Xirxe

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Die "Wilden Schwäne" hatte ich mal angefangen zu lesen. Dunkel erinnere ich mich, dass es mir zu triefig und schicksalhaft zuging. War nicht mein Stil.
Vielleicht kam ja gerade das aus der deutschen Übersetzung ;) Triefig und schicksalhaft fand ich es nämlich gerade nicht, sondern sehr sehr realitätsgetreu. Ich kann mich noch sehr gut an den Anfang erinnern, als der (Ur-?)Großmutter die Füße gebunden wurden, um diese so klein wie möglich zu halten. Es hat mich durchweg geschüttelt während der Beschreibung :eek:
Aber was man über Jahrzehnte nicht braucht, verkommt.
Ach, da bist Du bestimmt schnell wieder drin, solltest Du wieder anfangen. Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell 'altes' Wissen reaktiviert werden kann.
 

Literaturhexle

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@Xirxe: dann war es das, was mich abgehalten hat vom Weiterlesen! Das Brutale! Vertrage ich nicht mehr....
Das jetzt auf die Übersetzung zu schieben, wäre zu gewagto_O. Es hat mich wohl eher mein Gedächtnis im Stich gelassen....

Hab es ja mit englischer Lektüre probiert. Aber wenn es ein guter Text ist, will ich ihn ganz verstehen und muss dann laufend nachschlagen (im E-Reader geht das zum Glück recht gut)... Und dann siegt die Faulheit.
 
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Literaturhexle

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Als nächstes muss ich mich entschuldigen: ich hatte die Klassiker-Runde vorgeschlagen und komme nicht voran. Der Grund liegt in zwei tollen (bislang) Büchern, die ich über die Bibliothek entliehen habe. Deren Nachteil: sie sind zeitlich befristet, weshalb ich sie einschieben muss. Ich verfolge eure Beiträge höchst interessiert und hoffe, ihr habt Verständnis für ein Leserherz, das nicht alles lesen kann, was es möchte;)
Über die Bücher werde ich bei der zeitgenössischen Literatur/in meinem Tagebuch berichten.
 
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Tiram

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4. November 2014
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The_Prince_and_The_Pauper_-_32-377.jpg
Tom Canty und Edward Tudor. Illustration aus der Erstausgabe, 1881
Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Die ersten Seiten habe ich auch endlich geschafft. Am Wochenende schaut es bei mir immer mau aus mit dem Lesen.
Die Geschichte habe ich vor zig Jahren als Film gesehen und fand sie so toll. Nun war ich über das Buch gestolpert, als ich mich auf der Verlagsseite von Anaconda getummelt habe.

An einem Herbsttag des Jahres 1537 werden zwei Jungen geboren, deren Schicksal sich miteinader vereinen sollte: Tom Canty und Edward Tudor (Edward VI.).
Tom wird in eine arme Familie hineingeboren, in der er sehr unter seinem Stiefvater leidet. Ein Geistlicher erzählt ihm Sagen und Legenden und bringt ihm das Lesen und Schreiben bei. In seinen Tagträumen ist er ein Prinz. Dem er dann eines Tages tatsächlich begegnet...
 

Sakuko

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Das Buch endet etwas seltsam. Ist der Anfang sehr humorig und etwas sarkastisch, so wirkt das Ende sehr romantisiert, fast schnulzig/typisch. Trotzdem ein nettes Büchlein, aber komische Ton-Änderung.
 

Xirxe

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Das Buch endet etwas seltsam. Ist der Anfang sehr humorig und etwas sarkastisch, so wirkt das Ende sehr romantisiert, fast schnulzig/typisch. Trotzdem ein nettes Büchlein, aber komische Ton-Änderung.
Macht sich das im Original so sehr bemerkbar? Das wäre ja dann interessant zu wissen, ob es bei der Übersetzung angepasst wurde (ich glaube, man merkt, dass ich es gerade mit Übersetzungen habe... ;))

Ich muss gestehen, dass ich meine Parallellesung gerade etwas auf Eis gelegt habe. Jetzt gleich starte ich noch einen Versuch und wenn das so zäh weitergeht, dann werde ich eine Fassung nach der anderen lesen.
 
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Sakuko

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Ich habe eine sehr komische zweisprachige Ausgabe, wo die Übersetzungen direkt nebeneinander stehen und exakt gleich lang sind. Sprich es ist so ziemlich 1:1 übersetzt worden. Ich habe mir die deutsche Übersetzung aber kaum weiter angesehen.
 

Tiram

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Auf einem Tripp durch die Stadt landete Tom am Tor des Palstes, wo er tatsächlich den Prinzen zu Gesicht bekommt. Doch die Torwache packt ihn grob an und schubst ihn beiseite.
Da geht Edward dazwischen und verlangt, dass Tom eingelassen werden soll. In seinem Zimmer unterhalten sich die zwei. Und als Edward erfährt, was Tom draußen auf der Straße alles erlebt, ist er ganz hingerissen. Er will wenigstens mal Toms Kleidung tragen.
Und so geschieht es. Edward geht in dieser Verkleidung nach draußen, fällt der Torwache in die Hand, die ihm eine Ohrfeige verpasst und raussetzt.

Tom derweil begegnet Edwards Schwester und stellt sich dabei recht holperig an. Da er sich an nichts erinnern kann, wird er intern als verrückt erklärt.
 

Literaturhexle

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So, mein neues Hörbuch war ein Geschenk von Audible zum Welttag des Buches, was eine tolle Idee war:

Ich weiß, dass @Helmut Pöll das Büchlein vor kurzem gelesen hat. Er sagte, dass es nur langsam zu lesen sei.
Daher habe ich den Eindruck, dass die Hörbuch Fassung (von Routinier David Nathan gelesen) die Geschichte weit besser zur Geltung bringen könnte.

Hauptperson ist der Arzt Fridolin, der mitten in der Nacht zu einem Krankenbett gerufen wird und anschließend in den dunklen Straßen der Stadt allerlei eigentümliche Begegnungen hat...
Dabei ist es noch nicht klar, ob er wacht oder träumt. Auf alle Fälle spielt viel Erotik mit hinein und ich stelle mir die Frage, ob hier nicht heimliche Männer-Phantasien zu Papier gebracht wurdeno_O
Im Moment befindet sich Fridolin auf einem Maskenball von zahlreichen bildhübschen Frauen des leichteren Gewerbes umringt. Da er ohne Erlaubnis dort verweilt, könnte es gefährlich werden...
 
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Helmut Pöll

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Auf alle Fälle spielt viel Erotik mit hinein und ich stelle mir die Frage, ob hier nicht heimliche Männer-Phantasien zu Papier gebracht wurdeno_O
Ich glaube Freuds Traumdeutung hat Schnitzler zeitlebens umgetrieben. @Literaturhexle Die beiden lebten ja zeitgleich in Wien. Freuds "Erfindung" der Psychoanalyse sorgte wohl zur damaligen Zeit für viel Wirbel. Schnitzler interessierte sich sehr dafür und stand in höherem Alter auch in Briefkontakt mit Freud.

Vielleicht erklären sich so Titel und auch die traumartigen Sequenzen des Büchleins.

www.deutschlandfunkkultur.de: - Literarischer Gegenentwurf zu Freud
 
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Literaturhexle

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Oh. Danke @HelmutPöll!
Dass beide in Wien und etwa zeitgleich lebten, war mir bekannt. Aber diesen Zusammenhang hätte ich nicht aufgestellt, zumal mir Freuds Wirken en detail nicht bekannt ist. Werde heute Abend deinen Link lesen.
Super, dass Ihr so belesen seid hier. Daumen hoch!:D