Rezension Rezension (5/5*) zu Das Wüten der ganzen Welt: Roman von Maarten 't Hart.

Xirxe

Bekanntes Mitglied
19. Februar 2017
1.629
3.496
49
Spannend, gefühlvoll, komisch - alles in einem

Alexander, der Ich-Erzähler dieses Buches, erzählt rückblickend aus der Sicht als 50Jähriger seine Lebensgeschichte. Aufgewachsen in der niederländischen Provinz, als Sohn eines Lumpenhändlers ständig ermahnt und angehalten zum Sparen, gelingt es ihm trotz aller widrigen Umstände, seine stetig größer werdende Liebe zur Musik zu bewahren und auszuleben. Als er mit zwölf Jahren Zeuge eines Mordes wird, begleitet ihn die Angst vor dem Mörder die ganzen nächsten Jahre hindurch. Zuflucht und Trost findet er allein in der Musik, seine Ängste teilt er mit niemandem. Immer wieder erhält er zufällig und unbeabsichtigt Hinweise und Informationen über eventuelle Hintergründe und Motive dieser Tat, denen er versucht weiter nachzugehen. Und ohne dass es ihm allzu bewusst wird, wird durch diesen Mord dessen Zeuge er war und den sich daraus ergebenden Geschehnissen, sein weiteres Leben maßgeblich bestimmt.
Auch wenn der Mord in gewisser Weise die einschneidende Handlung in diesem Buch ist, handelt sich dennoch nicht um einen Kriminalroman herkömmlicher Art. Zwar ist der Tod des Ortspolizisten Vroombout Dreh- und Angelpunkt des Romans, doch Mittelpunkt ist das eigene Erleben der Jugend, des Erwachsenwerdens der Hauptperson Alexander. Der Tonfall ist melancholisch, man spürt die Unsicherheit, die Angst vor dem großen Unbekannten, der ihn anstelle von Gott töten will. Und immer ist die Musik eine Art Rettungsanker, dies zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Das Umfeld in Hoofd, der Kleinstadt, in der er lebte, die Enge, die Spießigkeit, die Einfalt - all das wird spöttisch, aber liebevoll beschrieben. Und dem Autor gelingt es zudem, auch komische Aspekte einfließen zu lassen. Beispielsweise die Beschreibung der Eltern, die am Ende des Krieges kostengünstig zwei Särge erstehen konnten und jetzt bedauern, dass sie nicht auch einen Kindersarg dazu bekamen. ,Dann hätte man ja schon mal einen parat.'
Ein wirklich durch und durch lesenswertes Buch: spannend, traurig, anrührend, komisch, manchmal auch philosophisch.

 

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.579
11.163
49
München
Ein wirklich durch und durch lesenswertes Buch: spannend, traurig, anrührend, komisch, manchmal auch philosophisch.
Da kann ich Dir nur zustimmen, @Xirxe . Die Kindheit empfand ich auch als sehr trostlos geschildert. Aber was dann über die Eltern aufkam fand ich schon heftig. Das schreibe ich aber mal lieber in einen Spoiler..
War es nicht so, dass er gar nicht das leibliche Kind seiner Eltern ist? Und dass es Mutter oder Vater waren, die den Polizisten umgebracht haben, damit er das Geheminis nicht lüftet? Davor hat es mich eigentlich am meisten gegruselt, dass diese Leute mit ihrer biederen Fassade doch Mörder waren.
 
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Joyce Summer

Autor
28. Oktober 2015
43
29
10
Hamburg
www.joycesummer.de
Moin Xirxe,
es ist zwar schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es hat immer noch einen Ehrenplatz in meinem Bücherschrank. Es war der Anlass für mich, mir noch mehr Bücher des Autors zu kaufen und ich habe es nicht bereut :).
 
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Xirxe

Bekanntes Mitglied
19. Februar 2017
1.629
3.496
49
Moin Xirxe,
es ist zwar schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es hat immer noch einen Ehrenplatz in meinem Bücherschrank. Es war der Anlass für mich, mir noch mehr Bücher des Autors zu kaufen und ich habe es nicht bereut :).
Wenn ich mich richtig erinnere, ging es mir wie Dir. Für mich war es auch das erste Buch von diesem Autor und danach haben gut ein halbes Dutzend weitere ihren Weg in mein Regal gefunden. Wobei ich gestehen muss, dass ich insgesamt erst zwei von ihm gelesen habe...