Rezension Rezension (5/5*) zu Küstenfluch: Kriminalroman (Ein Fall für Theo Krumme, Band 3) von Hendrik Berg.

utaechl

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28. Mai 2014
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Bremen, Germany
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Wie ein Wrack das Leben verändern kann

In Nordfriesland weht ein anderer Wind. Schiffswracks tauchen plötzlich auf, Flüche nehmen Form an und ein Kommissar aus Berlin muss feststellen, dass der Nordfriese sehr eigen ist. Eine packende Mischung, die einen Krimi ergibt, den ich jedem Fan des Genres ans Herz legen möchte.

Inhalt:
Nach einem Orkan an der Nordfriesischen Küste taucht ein rostiges Schiffswrack auf und eine Reihe mysteriöser Todesfälle nimmt ihren Anfang. Im Mittelpunkt steht Familie Jessen, auf deren Bauernhof Kommissar Theo Krumme mit seiner jungen Kollegin Patrizia Reichel zu ermitteln beginnt.

Setting und Stil:
Hendrik Berg gelingt es hervorragend Husum und Umgebung für die Leser zum Leben zu erwecken. Land und Leute passen perfekt und wir erhalten dank dem zugezogenen Krumme eine gute Außensicht auf beides. Die stürmischen Nächte, das mysteriöse Auftauchen des Wracks aus dem Watt, das Schauergeschichten, die man sich untereinander erzählt, alles typisch Norddeutsch.
Die kurzen Kapitel zeigen uns unterschiedlichste Sichtweisen auf die zügig vorangetriebene Handlung.

Charaktere:
Theo Krumme hat sich als Berliner in Nordfriesland einiges vorgenommen und es zeigt sich, dass man als Neuer so einiges durchzumachen hat in Husum. Das macht ihn zur idealen Identifikationsfigur und so ist er auch mir schnell ans Herz gewachsen. Er weiß, was er will, hat seinen sehr eigenen Kopf und eine Art, die nicht bei jedem gut ankommt. Trotzdem steckt er nie zurück, steht seinen Mann und entwickelt sich im Verlauf des Buches sehr.
Ihm zur Seite steht seine junge Kollegin Patrizia Reichel, die, im Gegensatz zu ihm, mit Computern und Handy verwachsen zu sein scheint. Eine vielversprechende Nachwuchsermittlerin, die von Theo einiges einstecken muss, gleichzeitig immer wieder beweist, wie wichtig sie für die Ermittlungen ist.
Ein sehr unterschiedliches Paar, das eine hervorragende Einheit bildet.
Um sie herum sind viele Einheimische, die den Berliner mal so, mal so behandeln. Eine Beziehung, die wachsen muss. Spannend mit anzusehen, wie dies im Buch schließlich passiert.
Die Familie Jessen mit ihrem Patriarch Tore erweist sich als ziemlich harte Nuss, der nicht so leicht beizukommen ist. Eine Herausforderung, an der andere wohl zerbrechen würden.
Damit bleiben noch die mysteriösen Täter, wenn es denn welche gibt, da alle anderen an Unfälle und Selbstmorde glauben. Es sei so viel verraten, dass es durchaus die eine oder andere saftige Überraschung gibt.

Geschichte:
Ein Fall, der perfekt in die Gegend passt. Es gibt viele mysteriöse Momente. Einen Jungen, der von den Ereignissen träumt und von niemand ernst genommen wird. Das Wrack, mit dessen Auftauchen alles beginnt. Trotzdem ist der Kommissar natürlich für die irdischen Erklärungen zuständig, deren Aufspüren eine ziemliche Herausforderung darstellt.
Es ist spannend mitzuerleben, wie der Autor alle Fäden zusammenführt, alle kleinen Hinweise, die gestreut wurden, plötzlich Sinn ergeben und man sich als Leser nach der letzten Seite sehr zufrieden zurücklehnen kann.

Fazit:
Ein Regionalkrimi, der mir, da ich an der Nordsee aufgewachsen bin, doppelt gut gefallen hat. Eine Geschichte, die hier in den Norden passt, Charaktere, die überzeugen und gefallen und ein unterschwelliges, gruseliges Gefühl, das einen durchs Buch begleitet. Ein Buch, dass ich jedem Krimifan ans Herz legen möchte. Man erfährt viel über eine Region, in der andere nur Urlaub machen. Der dritte Fall für Theo Krumme hat es definitiv in sich.