Rezension Rezension (5/5*) zu Nichts wünsche ich mir mehr: Roman von Lena Hach.

Natalie77

Mitglied
13. April 2014
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Frankenberg/Eder
mem-o-ries.de
Alopezie

Inhalt:
Kathas Haare fallen ihr aus. Bekannt als Kreirunder Haarausfall, in der Medizin Alopezie genannt. Sie ist am Boden zerstört. Schließlich gibt es da diesen Jungen, der wird sie so nicht wollen und ihre Schulkameraden werden sich die Mäuler zerreißen. Das Szenario wenn jemand etwas merkt stellt Katha sich grausam vor.

Meine Meinung:
Lena Hachs Geschichten waren bisher immer unterhaltsam mit einem tiefsinnigen Kern. So auch hier, geht es doch um ein Mädchen das unter Kreisrundem Haarausfall leidet. In einem Alter in dem man sich und den anderen gefallen möchte wird es ihr unnötig schwer gemacht. Ein Einschnitt in ihrem Leben den sie erst einmal verkraften muss und dabei kann der Leser sie begleiten.

Der Einstieg beginnt kurz nachdem ihr Bruder die ersten kahlen Stellen entdeckt hat. Es wird nur berichtet das sie vor dem Ausbruch der Krankheit viel lebhafter und spontaner war. Man erfährt viel über die Krankheit, aber gut verpackt in einer Liebesgeschichte, so dass man die ganzen Infos nicht als langweilig empfindet. Die Liebesgeschichte selbst ist mit viel Gefühl erzählt. Beides zusammen fesselte mich sehr und sorgte dafür das ich das Buch fast in einem Rutsch durch las.

Die Figuren sind mit viel Gefühl und Tiefe ausgestattet. Wirklich fiese Charaktere gibt es nicht. Vielleicht übermütige Jugendliche und Laberbacken, aber das ist die Minderheit.
Katha war bis zum Ausbruch ihrer Krankheit eine ganz normale Jugendliche. Mit Träumen und Vorstellungen. Dann hat sie das Gefühl die kahlen Stellen immer verstecken zu müssen und wirkt verkrampft. Sie hatte beste Freundinnen und doch erzählt sie ihnen nichts, sie schämt sich vor jedem. Nur ihr Bruder darf ihre Glatze sehen. Und trotzdem empfinde ich sie als stark. Sie verkriecht sich nicht auch wenn sie das oft möchte. Sie kämpft, probiert aus und lebt ihr Leben weiter, auch wenn es, für sie, kein wirklich gutes Leben ist.
Jasper macht ihre Situation erträglicher und komplizierter. Erträglicher weil er sie aufbaut. Komplizierter weil sie sich nicht vorstellen kann das er mit einem Mädchen mit ihrem Makel zusammen sein möchte. Jasper war für mich eine Figur mit viel Fingerspitzengefühl. Er hat mich für sich eingenommen.
Genauso die Freundinnen von Katha. Sie gebe ihr den nötigen Halt auch wenn sie nichts von Kathas Schicksal wissen. Man merkt aber gleich das sie ein enges Verhältnis haben, was nichts und niemand kaputt machen kann.
Es gibt noch mehr Figuren. Die Eltern, die ganz unterschiedlich reagieren. Die Mutter mit Aktionismus, der Vater mit Schweigen. Beides sehr verständlich und nicht übertrieben. Dann noch ihr Bruder Henri, derjenige der sie behandelt wie eh und je. Außerdem den Kindergartenfreund Elias, den ich bis zum Ende nicht wirklich einschätzen konnte.

Am Ende steht ein Buch das Betroffenen gewiss Mut machen kann, das Unwissenden einiges erklärt und das gut verpackt in einer schönen Geschichte unterhaltsam und lehrreich ist. Nicht nur was die Krankheit angeht, sondern auch was den Umgang Miteinander angeht.