Rezension (5/5*) zu Wächter der Nacht: Roman von Sergej Lukianenko

M

Mannilinchen

Gast

Seit ewigen Zeiten leben die Anderen unentdeckt unter den Menschen. Sie sind nicht viele, dafür mächtig. Es sind Magier, Hexen, Vampire und Gestaltwandler, und sie teilen sich in zwei Lager auf: Die Nachtwache, die die Dunklen überwacht, und die Tagwache, die die Lichten überwacht. Sie sollen dafür sorgen, dass der Waffenstillstand, der im letzten großen Krieg geschlossen wurde, nicht verletzt und das empfindliche Gleichgewicht der Mächte nicht gestört wird.

Das Buch erzählt drei Geschichten, die aufeinander aufbauen. Hauptfigur ist dabei immer Ich-Erzähler Anton Gorodetski, ein Magier dritten Grades der Moskauer Nachtwache. Anton wurde durch den Chef der Moskauer Nachtwache, Boris Ignatjewitsch, persönlich ausgebildet. Obwohl er kein besonders starker Magier ist, bekommt er wichtige Aufgaben zugeteilt – oder teilt sie sich selbst zu. Für ihn gibt es nicht Schwarz und Weiß, Gut und Böse, für ihn verwischen die Grenzen und er hinterfragt die Handlungen der Nachtwache und seines Chefs. Das finde ich sehr gut. Man merkt schon jetzt, dass er sich entwickelt und ich bin gespannt, was er in den folgenden Bänden noch erreichen kann.

Die Chefs der Wachen, der Lichte Boris Ignatjewitsch und der Dunkle Sebulon, haben mir besonders gut gefallen. Sie sind beide undurchschaubar und schmieden verwirrende Pläne, um ihre Interessen und die der Wachen durchzusetzen. Beide sind sehr alt und mächtig, und sich trotz ihrer völlig gegensätzlichen Einstellung sehr ähnlich.

Der Schreibstil ist nicht so meins, aber es ist eben eine Übersetzung. Deshalb möchte ich ihn hier nicht bewerten. Dafür müsste ich das Buch auf russisch lesen, und dafür erst mal russisch lernen.

Der Handlungsort Moskau gefällt mir ausgesprochen gut. Die Atmosphäre kommt gut rüber: der Dreck, das stickige Gefühl der Großstadt, die Enge – was sich noch intensiviert, wenn die Figuren ins Zwielicht eintreten, in die Welt der Anderen. Die Beschreibungen sind sehr genau, man sieht praktisch das Moos auf den Hauswänden wachsen und spürt den eisigen Wind über den Dächern.

Insgesamt ist Wächter der Nacht ein großartiger Reihenauftakt und ich hoffe sehr, dass die weiteren Bände dieses Niveau halten oder gar noch steigern.

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H

HoldenCaulfield

Gast
Hast Du inzwischen auch weitere Bände der Reihe gelesen?
Ich finde die Reihe großartig, wenn auch nicht jeder Band gleich gut ist. Aber das ist bei Reihen ja öfter mal der Fall.