Rezension Rezension (4/5*) zu Kalte Havel (Tino Sanftleben) von Tim Pieper.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Kalte Havel von Tim Pieper
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Living on a Boat

Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn lebt Toni Sanftleben auf einem Hausboot. Seine Frau Sofie hat sich erstaunlich gut erholt, ist allerdings immer noch unsicher und kann sich an viele Ereignisse nicht mehr erinnern. Seit Toni nicht mehr im aktiven Polizeidienst ist, mussten sie den Gürtel recht eng schnallen. Deshalb ist Toni beinahe erleichtert als die Staatsanwältin Caren Winter ihn bittet, in dem Mordfall eines jungen Mannes zu ermitteln, der der beste Freund ihres Sohnes war. Seit der Mordnacht ist ihr Sohn Alexander verschwunden und Caren Winter hält Toni Sanftleben einfach für den besten Ermittler.

Kommissar Toni Sanftleben ermittelt wieder. Lange Zeit hat er sich hauptsächlich mit der Rekonvaleszenz seiner Frau beschäftigt, hat sie begleitet, sie von Therapie zu Therapie gefahren und Fortschritte bejubelt und Rückschläge tapfer hingenommen. Nun hat Sofie Sanftleben wieder eine gewisse Selbstständigkeit erlangt und Toni erkennt, dass er sie loslassen muss. Wenn er ganz ehrlich wäre, würde er wahrscheinlich gestehen, dass er seinen Job vermisst und ein Gehalt im aktiven Dienst ist auch nicht zu verachten. Der Fall ist knifflig, der Tote hat es in seinen jungen Jahren geschafft, sich viele Feinde zu machen. Staatsanwältin Winter ist verständlicherweise außerordentlich besorgt um ihren Sohn. Und nicht alle Kollegen scheinen über Tonis Rückkehr froh zu sein.

Mit seinem zweiten Fall bekommt Toni Sanftleben eine harte Nuss zu knacken. Fesselnd beschreibt Tim Pieper wie sein Held wieder in den Job einsteigt und sich auf die Spur von Opfer und Täter begibt. Hinweise wollen bedacht und zusammengesetzt werden. Spuren im näheren Umland Berlins wollen verfolgt werden, die Erzählungen, die die Umgebung bereit hält, wollen erzählt werden. Tonis Wege mit seinem klapprigen Auto oder in Kreislaufertüchtigung auf dem Rad geben einen guten Einblick in die Gegebenheiten der Landschaft. Eine Gegend der heruntergekommenen Gebäude, die zu unheimlichen nächtlichen Wanderungen einladen. Die Szene, in der sich das Opfer bewegte, ist lebendig beschrieben. Und die Stimmung in der teilweise einsamen Landschaft lässt sich bestens miterleben. In dem Moment, in dem Toni erkennt, in welche Richtung die Hinweise führen, wird es rasant spannend und das Buch ist plötzlich viel zu schnell beendet. Schwierig zu verstehen ist allein die Beziehung zwischen Toni und seiner Frau, die nach der Trennung von sechzehn Jahren, erst einmal zu sich selbst finden muss.

Ein ausgesprochen lesenswerter Kriminalroman um Kommissar Toni Sanftleben und sein Team.

4,5 Sterne

von: Armin Strohmeyr
von: Liselotte Welskopf-Henrich
von: Ian McEwan
 
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