Rezension Rezension (4/5*) zu Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen: Kriminalroman von Jeff Cohen.

Sebastian

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18. April 2014
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Ostharingen, Niedersachsen, Germany
Monk! Oder nicht? Oder was?

„Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen“ war wieder mal eines dieser Bücher, bei denen mich der Klappentext sofort angesprungen hat. Wundert sicherlich nicht weiter, ich habe ja bekanntlich eine Vorliebe für schräge Geschichten. Also, reingeblättert und los gelesen.

Zu Beginn machte sich zugegebenermaßen etwas Ernüchterung breit, denn die Geschichte um Samuel Hoenig, dessen „spezielle Persönlichkeit“ übrigens bedeutet, dass er das Asperger Syndrom hat, liest sich zunächst einmal wie ein Tag aus dem Leben eines gewissen Mr. Monk. „Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen“ präsentiert die Eigenschaften Samuels zu Beginn zudem mit einem sehr vordergründigen Humor. Stellenweise hatte ich das eine oder andere Mal den Eindruck, es mehr mit einer Komödie als mit einem Krimi zu tun zu haben. Das änderte sich dann aber nach etwa einem Drittel des Umfangs. Cohen räumt dem eigentlichen Fall im Lauf des Geschichte wesentlich mehr Raum ein, als es zu Beginn der Fall ist. Ab diesem Moment beginnt der Roman dann auch, spannend zu werden. Es werden viele widersprüchliche Aussagen der Beteiligten serviert, sodass ich immer wieder zwischen diversen Schuld- und Unschuldsvermutungen schwankte und am Ende tatsächlich jeden schon einmal verdächtigt habe. Die Auflösung ist dann zwar trotzdem nicht ganz überraschend, aber der Weg dorthin zumindest lesenswert. Trotzdem muss ich sagen, dass ich bis zum Ende nie ganz von „Monk“ losgekommen bin. Sei es durch Hoenigs Handlungsweisen oder auch durch die Figurenkonstellation. Das ist ein bisschen schade, denn mit etwas mehr Eigenständigkeit hätte das Buch sicherlich noch etwas mehr Pfiff gehabt.

Figurenkonstellation, das ist dann auch schon das Stichwort. Zugegeben, Samuel Hoenig ist als Charakter sehr interessant ausgefallen. „Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen“ kann zwar die Parallelen zur benannten TV-Serie nicht von der Hand weisen (auch wenn Adrian Monk nicht unter Asperger, sondern unter Zwangsneurosen leidet), bietet aber dafür einen sehr guten Einblick in die Gedankengänge ihrer Hauptfigur. Autor Jeff Cohen hat sich aus familiären Gründen eingehend mit dem Thema beschäftigen müssen und auch zwei Sachbücher zum Thema verfasst. Was er Samuel also in den Kopf legt, ist verständlich und nachvollziehbar. Das ist auf jeden Fall ein ganz großer Pluspunkt. Ihm zur Seite wird eine Assistentin (mehr oder weniger) wider Willen gestellt. Dieses Gespann erinnerte mich wieder fatal an Monk und Sharona/ Natalie. Eigenständigkeit, hatten wir ja schon. Auf der anderen Seite sorgt das Duo aber auch für eine sehr interessante Figurendynamik, die durchaus zu gefallen weiß. Zwar steht Hoenig ganz klar im Vordergrund, doch auch zu seiner Begleiterin sowie den Nebenfiguren wird genügend Hintergrund geliefert, um sie glaubwürdig und interessant zu gestalten. Und dabei fast alle auch ein bisschen zwielichtig.

Cohens Stil ist durch die Bank sehr gut lesbar. „Eine Leiche verliert Kopf und Kragen“ besticht anfangs noch mit einer Menge Humor. Dieser wird mit der Zeit zwar immer weiter zurückgefahren, doch bleibt insgesamt ein Dauerschmunzeln vorhanden. Eingängig geschrieben, flott und gut zu lesen spricht also auch alles für die Übersetzung von Bernd Stratthaus.

Fazit:

„Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen“ ist insgesamt ein sehr interessanter und über weite Strecken auch ziemlich amüsanter Krimi. Eingängig geschrieben lebt die Geschichte in erster Linie von der besonderen Persönlichkeit der Hauptfigur und natürlich dem sehr abgefahrenen Fall, mit der er sich beschäftigen muss. Wären die Parallelen zu „Monk“ nicht so omnipräsent, wäre das Buch zwar sicherlich noch ein Stück weit interessanter gewesen, insgesamt wurde ich aber durchweg gut unterhalten.

 
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