Rezension Rezension (4/5*) zu Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki: Roman von Haruki Murakami.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.713
2.674
49
Buchinformationen und Rezensionen zu Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki von Haruki Murakami
Kaufen >
Ausgestoßen

In seinem 21. Lebensjahr veränderte Tsukuru Tazaki sowohl äußerlich als auch innerlich extrem. Davor war er anerkanntes Mitglied in seiner Jugend-Clique bestehend aus drei Jungen und zwei Mädchen. Auch nach dem Schulabschluss wollten sie zusammenbleiben. Zwar war Tsukuru der einzige, der zum Studium nach Tokio ging, aber er kehrte bei jeder Gelegenheit heim und pflegte den Kontakt zu seinem Jugendfreunden. Doch plötzlich verhielten sich seine Freunde seltsam und schlossen ihn aus ihrem Kreis aus. Tsukuru glaubt nun mit über dreißig, die Sache längst überwunden zu haben. Als er jedoch die zwei Jahre ältere Sara kennenlernt, erspürt diese sofort, dass er nicht völlig offen ist. Sie empfiehlt ihm, den damaligen Ereignissen noch einmal nachzuspüren.

Eine ungewöhnliche Ausgangssituation. Der Protagonist glaubt etwas wenn schon nicht überwunden, dann doch erfolgreich verdrängt zu haben. Seinen regelmäßig wiederkehrenden und verstörenden Träumen schenkt er keine große Beachtung. Erst der Hinweis von außen bringt ihn dazu, sich noch einmal mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Wieso wurde er und gerade er aus dem Freundeskreis ausgestoßen. Er, der sich eher als langweilig und farblos empfindet, der eigentlich keine Angriffsfläche geboten haben dürfte. Sara übernimmt zu Beginn einige Nachforschungen. Sie ist es, die es zur Bedingung macht, wollen sie eine Zukunft haben, muss er sich der Vergangenheit stellen.

Wie aus seinen anderen Büchern bekannt, hat der Autor Haruki Murakami ein Szenario heraufbeschworen, das erst einmal viele Fragen aufwirft. Der Hauptcharakter wird auf sich selbst zurück geworfen. Seine neue Bekannte zwingt ihn, sich dem alten Dilemma zu stellen und der Sache auf den Grund zu gehen. Gespannt verfolgt man die aufkommenden Erinnerungen Tsukurus, mit ihm sucht man nach der Wahrheit, nach der alles erklärenden Offenbarung. Kennt man Murakami allerdings, so muss man erwarten, dass einiges in der Schwebe gehalten wird und dass sich durchaus nicht alles zu hundert Prozent erklären lässt. Man erfährt, was damals der Auslöser war, damit sind aber noch längst nicht alle Ungereimtheiten aufgelöst. Und hier beginnt das Rätselraten nach der Lektüre, das die Bücher des Autors prägt. Beinahe bohren sich die Gedanken erst im Nachhinein ins Gehirn und man fragt sich, was wohl am nächsten Tag geschehen wird, wenn es den denn gibt. Vielleicht nicht des Autors bestes Werk, aber doch mit Nachhall.



 
  • Like
Reaktionen: Renie