Rezension Rezension (5/5*) zu Die langen Tage von Castellamare: Ein Familienroman von Catherine Banner.

Amena25

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23. Oktober 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die langen Tage von Castellamare von Catherine Banner
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Die langen Tage von Castellamare

Das Haus am Rande der Nacht

Amedeo wächst als Findelkind in Florenz im Waisenhaus auf, bis ihn der Arzt Esposito unter die Fittiche nimmt, ihm Geschichten erzählt und ihn wie einen Sohn behandelt. Durch ihn kann Amedeo später Medizin studieren, findet jedoch lange keine Anstellung, bis er auf einer winzigen Insel vor Sizilien eine Stelle als Dorfarzt bekommt.
Auf der Insel Castellamare wird er von den Einwohnern zunächst misstrauisch beäugt. Amedeo allerdings fühlt sich sehr wohl auf der kleinen Insel und beginnt, die alten Geschichten und Legenden, die ihm von den Inselbewohnern erzählt werden, aufzuschreiben.
Er heiratet die Lehrerin Pina, doch in der Nacht, in der ihr Kind zur Welt kommen soll, bringt auch Carmela d’Isantu, die Frau des Conte, ein Baby zur Welt und sie beschuldigt Amedeo, Vater des Kindes zu sein. Dieser Skandal führt dazu, dass Amedeo seinen Beruf als Arzt auf der Insel nicht mehr ausüben darf. Mit seiner Frau Pina, die ihm nach einigen Monaten verzeiht, renoviert er das ,,Haus am Rande der Nacht“ und sie betreiben dort eine Bar, die die Familie einigermaßen über Wasser hält. Die Bar wird zum zentralen Treffpunkt der Inselbewohner, Tratsch und Klatsch, Herzensangelegenheiten, Familienkonflikte und Politik werden dort diskutiert. Das Haus ist außerdem Herz und Mittelpunkt der Familie Amedeos, seiner Söhne, die zum Teil im Krieg bleiben, seiner Tochter Maria-Grazia, die später selbst das Café übernimmt und geschickt leitet.
Über Generationen ist das ,,Haus am Rande der Nacht“ Heim und Heimat für die Familie Esposito und der Leser liebt und leidet, lacht und trauert mit den Figuren in diesem Mikrokosmos. Geschickt wird die Familiengeschichte mit den historischen Ereignissen verwoben. Kriege, wirtschaftliche Krisen, politische Entwicklungen verändern das Familienleben ebenso wie der aufkommende Tourismus oder der gemächliche Einzug der Moderne, wie zuerst ein Radio, dann Fernsehen und später sogar ein Computer im Café.
Schade, dass man nicht den Originaltitel (,,The House at the Edge of Night“) ins Deutsche übernommen hat.
Ein wunderbarer und sehr poetischer Roman.