Was lesen Buchblogger?

Helmut Pöll

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Buchblogger sind zu einem festen Bestandteil des Literaturbetriebes geworden. Kaum ein Verlag, der für Neuerscheinungen auf das Netzwerk verzichten möchte. Auf Messen werden sie hofiert.

Genauso vielfältig wie die Bloggerszene sind auch die Meinungen über sie. Auf den zweiten Blick ist das Wissen über die unbekannte Spezies Buchblogger aber eher diffus. Was sind das für Leute, die allein im deutschsprachigen Raum weit über 1000 Buchblogs betreiben.
Was lesen eigentlich Buchblogger?

Diese Frage hat sich auch der Programmierer Tobias Zeising von www.lesestunden.de gestellt und sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen ist eine der umfangreichsten Analysen, die zu diesem Thema bislang veröffentlicht worden sind.

Aber lest selbst:
www.lesestunden.de: Was lesen Buchblogger: Eine neue Analyse mit Visualisierungen und Statistiken
 

Frank1

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5. April 2016
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Ich habe den Artikel jetzt nur kurz überflogen. Was mir dabei zuerst auffiel, war die Genre-Einteilung. Platz 1 Jugendbücher, Platz 2 Romane, Platz 3 Fantasy, ... Da frage ich mich, wie definieren die denn Romane? Für mich sind (nicht zu kurze) Jugendbücher oder Fantasy-Werke auch Romane. Roman ist für mich ein Überbegriff und kein eigenes Genre. Oder seht ihr das anders?
 

Tiram

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Ich denke mal, dass alles was nicht in Jugend, Fantasy, Krimi usw. fällt, kommt unter Romane.
 

Fridolin

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Ich habe den Artikel jetzt nur kurz überflogen. Was mir dabei zuerst auffiel, war die Genre-Einteilung. Platz 1 Jugendbücher, Platz 2 Romane, Platz 3 Fantasy, ... Da frage ich mich, wie definieren die denn Romane? Für mich sind (nicht zu kurze) Jugendbücher oder Fantasy-Werke auch Romane. Roman ist für mich ein Überbegriff und kein eigenes Genre. Oder seht ihr das anders?

Seh ich genauso. Der Roman ist ein Oberbegriff. Er verwendet ja auch zusätzlich das Genre "Historischer Roman". Vielleicht hätte er sich an den Genres von Amazon halten sollen. Dort wird das Genre "Romane" als "Belletristik" bezeichnet. Zumindest nehm ich das an. Allerdings sind die "historischen Romane" ebenfalls Belletristik.

Ich finde den gesamten Artikel ein bisschen zu lang und unübersichtlich. Solche Statistiken lassen sich so leicht manipulieren und die Daten derart falsch auslesen, dass man als Blogger zumindest auf eine Unschärfe bei der Datentiefe hinweisen sollte.
 

Renie

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"Als Résumé würde ich konstatieren, dass Buchblogger genau das sind, was man sich unter einem Netzwerk nur wünschen kann. Sie beeinflussen und inspirieren sich gegenseitig, aber haben trotzdem ihren eigenen Stil und ihre eigene Individualität. Das hier sind natürlich Durchschnittswerte und es gibt Blogs, die primär nur ganz bekannte Titel besprechen und solche, die eher neben der Spur lesen. Nach dieser Auswertung und aus meiner bisherigen Erfahrung heraus würde ich schlussfolgern, dass es einige Plattformen und Genres gibt, bei denen eine geringere, bei anderen hingegen eine größere Vielfalt herrscht. In seiner Gesamtheit sind Buchblogger allerdings sehr breit aufgestellt, lassen sich nichts vorschreiben und lesen das, worauf sie Lust haben. Und es ist klar, dass sie einen großen Teil ihrer Bücher einfach lieben, denn wer viel liest, der hat irgendwann ein sicheres Gespür dafür, was er mag und was nicht. Aus der Blogosphäre picken sie sich primär die Buchblogs heraus, die ihren eigenen Geschmack entsprechen, wagen aber dennoch auch immer einen Seitenblick."

Meine Güte, welch ein Zahlenspiel. Wie gut, dass es am Ende ein Résumé gibt, das auch meinem Eindruck von der Blogger-Szene entspricht.
Mich würde noch eine Altersstruktur der Blogger interessieren, wobei ich davon ausgehe, dass ich mit meinen Anfang 50 den Altersdurchschnitt drastisch nach oben ziehe.:D
 

Sebastian

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@Renie, vermutlich gibt es da mehrere große Blöcke, zumindest nehme ich das in meinem Teil der Blogosphäre (die allerdings auch einige Filmblogosphäre, die generell eher älter zu sein scheinen, beinhaltet) so wahr. Ein Block sind die 18- Bis etwa 25jährigen, dann geht es weiter bei Anfang/ Mitte 30. Und ein paar Blogger 40 und drüber habe ich auch dabei. Vermutlich spielt dabei aber auch meine persönliche Interessenvertretung eine nicht ganz unwesentliche Rolle.
 

Renie

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@Renie, vermutlich gibt es da mehrere große Blöcke, zumindest nehme ich das in meinem Teil der Blogosphäre (die allerdings auch einige Filmblogosphäre, die generell eher älter zu sein scheinen, beinhaltet) so wahr. Ein Block sind die 18- Bis etwa 25jährigen, dann geht es weiter bei Anfang/ Mitte 30. Und ein paar Blogger 40 und drüber habe ich auch dabei. Vermutlich spielt dabei aber auch meine persönliche Interessenvertretung eine nicht ganz unwesentliche Rolle.
@Sebastian Das gibt auch meinen Eindruck wieder. "Gefühlt" würde ich sagen, dass den größten Anteil die "bis 40er" ausmachen, wobei die Anfang 20-Jährigen sehr stark vertreten sind, was dann auch die Vorliebe für Jugendromane erklären würde. Ab der Altersklasse Ü40 wird weniger gebloggt. Ich merke das auch im Bekanntenkreis. Die Wenigsten in meiner Altersklasse können etwas mit dem Begriff "Blog" anfangen. Sie holen sich ihre Buchtipps auch nicht via Internet. Sie verlassen sich lieber auf persönliche Empfehlungen und Buchhandel. Tatsächlich schicke ich einigen Lesern, die ich persönlich kenne, regelmäßig die Links zu meinen Rezensionen. (E-Mail können sie schon ;)) Und die Ü40-Blogger lesen auch anders. Die meisten Blogs, denen ich folge haben einen ähnlichen Buchgeschmack wie ich, wobei wir wieder bei deiner "persönlichen Interessenvertretung" wären. Und ich vermute, dass sie genau wie ich zu den Ü40ern gehören.
 

Sebastian

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@Renie, da sollte eigentlich Interessenverteilung stehen. Aber das blöde Smartphone wusste es ja mal wieder besser :D. Ich selbst gehöre zur Gruppe der Leute Anfang/ Mitte 30 (ab nächstem Jahr dann aber näher an der 40 denn an der 30), aber vermutlich gibt es da schon deutliche
Überschneidungen mit der Ü40-Gruppe. Wobei ich sagen muss, dass ich gegen ein gutes Jugendbuch nichts einzuwenden habe, ich mag zum Beispiel die Skullduggery Pleasant Bücher sehr gerne. Meine Frau liest noch mal deutlich mehr aus dem Bereich der Jugendbücher, die mag die frische und moderne Sprache im Genre sehr gerne.

Prinzipiell denke ich, dass man es nicht unbedingt am Alter des jeweiligen Bloggers festmachen kann, was gelesen und besprochen wird, aber ich gebe dir natürlich Recht, dass bei vielen jungen Bloggern die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass eben auch junge Literatur wesentlich präsenter ist. Was ja auch die Statistik stützen würde.
 

Helmut Pöll

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Die Auswertung von Tobi von www.lesestunden.de hat es sogar ins Feuilleton der Welt geschafft, unter dem wenig schmeichelhaften Titel "Der Tobi von lesestunden.de sucht ein N"
[zitat]Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch eine sehr positive Bewertung bekommt ist also sehr hoch", schreibt Tobi, und wir ahnen, warum Blogger – vom Feuilleton gern belächelt – inzwischen nachhaltige Marketingpartner für die Verlage geworden sind.[/zitat]
Und hier geht es zur Sommerloch-Glosse der Welt.
www.welt.de: Der Tobi von lesestunden.de sucht ein N
 

Helmut Pöll

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Fachlich kompetent und überhaupt nicht überheblich. So mögen wir die Presse...
Beim ersten Lesen habe ich mich ein wenig geärgert, dann musste ich schmunzeln und habe es für mich als Sommerloch-Glosse abgetan, @Sebastian .
Natürlich merkt man auch, dass der Zulauf der Blogger manche Leute im Feuilleton wurmt - immer mal wieder.
[zitat]Sie haben Millionen Besucher und/oder Mitglieder, die teils skurrile Emporlesebiografien mitbringen[/zitat]
Ja, das stimmt bestimmt. Aber was ist bitte eine "skurrile Emporlesebiografie". Die meisten Blogger sind Anfang 20. Es hat halt nicht jeder schon in der Wiege Tolstoi neben dem Teddybären liegen gehabt, sag ich mal ein wenig lästerlich ;).
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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EIch sage nur: leben und leben lassen. Ich will gar keine Konkurrenz für die Feuilletons sein. Aber scheinbar ist die Angst in den Redaktionen doch sehr groß ;)
So sehe ich es auch @Renie . Es können doch beide Seiten nebeneinander bestehen, ohne dass man ständig die anderen albern finden muss. Für mich hat das immer ein wenig den Beigeschmack von beleidigter Leberwurst. Dem Print geht es schlecht, eine Besserung ist nicht in Sicht. Dafür können aber die Blogger nichts. Und dass viele - oft junge Leser - sich lieber in Blogs über ihre Bücher austauschen, ist eben auch nicht gerne gesehen.
 
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Reaktionen: Renie und Sebastian

Sebastian

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18. April 2014
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Diese ganze Diskussion ist eigentlich müßig. Wie @Renie schon sagt, man sieht sich nicht als Konkurrenz zu Feuilleton. Und das ist meiner Meinung nach das Selbstverständnis der meisten Blogger. Nur wie gesagt, ich kann nicht einfach runterschlucken, wenn eine Auseinandersetzung auf diese Art und Weise angegangen wird. Das ist, ums mal ganz deutlich zu sagen, Arschlochkindverhalten nach Mittermayer. Bleibt nur die Hoffnung, dass Tobis Blog eine Menge zusätzliche Besucher durch den Welt-Beitrag kriegt... Das wäre dann nämlich genau meine Art von Humor :D
 

Sakuko

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27. Juni 2016
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Interessante Kritik.:rolleyes: Ich muss sagen, das ich nichts auf Buchkritiken in Zeitschriften gebe, weil ich dort viel eher eine eingekaufte, bedeutungslose positive Bewertung erwarte. Das Buchblogger soviel positiv bewerten liegt für mich eher an der Auswahl (also jeder sucht such nur das raus, was er erwartet zu mögen) und persönlicher Begeisterbarkeit.
 

Frank1

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5. April 2016
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Diese ganze Diskussion ist eigentlich müßig. Wie @Renie schon sagt, man sieht sich nicht als Konkurrenz zu Feuilleton. Und das ist meiner Meinung nach das Selbstverständnis der meisten Blogger.

Das Problem ist wahrscheinlich, dass die Rezensionisten der Zeitungen (zumindest teilweise) von ihren Rezensionen leben, die Blogger gewöhnlich nicht. Deshalb sehen wir Blogger die 'Profis' nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil, es ist sogar schön, andere Meinungen zum selben Buch zu lesen. Und weil wir natürlich nur Bücher lesen, von denen wir zumindest erwarten, dass sie uns gefallen, sind unsere Beurteilungen überwiegend positiv.

Die Profi-Rezensionisten sehen die Blogger dagegen natürlich als unerwünschte Konkurrenz. Wenn immer mehr Leser ihre Impressionen von Bloggern holen, könnte das Interesse der Abonnenten zurückgehen und die Redaktionen somit irgendwann auf die Idee kommen, dass sie ihre Rezensionisten nicht mehr teuer bezahlen müssen. Außerdem bekommen die 'Profis' wahrscheinlich auch öfters Bücher vom Chefredakteur aufs Auge gedrückt, die sie eigentlich nicht interessieren.