Es muss wohl an dir liegen - Mhairi McFarlane

Marley

Autor
7. Oktober 2014
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Melbourne
Unter Rezensionen Genre lässt sich mein Beitrag wg. technischer Probleme nicht posten, dann also hier.

Der Bruch zwischen zwei Menschen, die zehn Jahre lang miteinander lebten, kurz vor der Hochzeit standen - aber nur, weil sie ihm einen Heiratsantrag machte, bis am gleichen Tag die Beziehung durch einen Seitensprung in die Brüche ging. Wie geht man damit um, wie lebt man weiter? Wie - falls überhaupt - entwickelt man sich? Inwieweit hat man sich selbst zurückgenommen, um diese Beziehung überhaupt so lange leben zu können? Interessantes Thema. Wenn es nicht so unglaublich lang und Deppenhaft weiblich daher käme.

Es plätscherte so vor sich hin. Das macht mein Wasserspiel im Garten auch. Oder der Bach nach starken Regenfällen. Von einem Roman erwarte ich etwas mehr. Ich gehöre eindeutig nicht zur Zielgruppe der Geschichte (max. 32,5 Jahre?). Wenig Pep, kein Tempo, mit einigen amüsanten Vergleichen, einem seltsamen Chef, der mich irritierte, einigen anderen Statisten und seltsamen Szenen, um dem Chef das (kriminelle) Handwerk zu legen.

Bis zu einem gewissen Grad war mir Delia durchaus sympathisch. Auch die Szenen in denen sie und ihr Ex versuchen mit der Trennung fertig zu werden oder zu reflektieren fand ich recht gelungen. Mit etwas über 500 Seiten war mir Delias "Emanzipation" schlicht zu langatmig. Was ich mir hätte denken können, hätte ich mein Augenmerk nicht nur auf den Titel, sondern auch auf die Seitenzahl gerichtet. Die eingestreuten Comicbuch-Seiten hätte ich noch interessant gefunden, hätten sie denn wirklich eine Superheldin in spannenden Aktionen gezeigt. Statt einer drögen jungen Frau im typischen Supermann-Kostüm, die belanglosen anti Helden-Kram von sich gibt. Der wiederum Delias Entwicklung spiegeln sollte.

Was hat es denn damit auf sich? Delia, angepasst bis zur Schmerzgrenze - außer was ihre Kleidung anbelangt - fängt langsam wieder an an ihrem Comicbuch zu arbeiten mit dem sie schon als Teenager oder Studentin begonnen hatte. Die wenigen Eingeweihten lieben den Comic, sind davon überzeugt, dass er der Hit ist. Muss er sein, wenn Delias aus ihrem Schneckenhaus kriechen. Die Botschaft dahinter habe ich verstanden. Trau dich was. Mache das, was dir immer schon am Herzen lag. In der Zwischenzeit quälst du dich mit unlustigen Jobs herum. PR-Arbeit für die Gemeinde. Oder PR-Arbeit für einen seltsamen Boss in der Hauptstadt. Das gibt dir Gelegenheit zwei sehr ungleiche Charaktere kennenzulernen. Nun ja ...

Es muss wohl an mir liegen, dass ich mir vom Titel eine flotte, "frechere" Geschichte erhofft habe und es weniger romantisch sondern alarmierend finde, wenn eine erwachsene Frau nicht ein einziges Mal in ihrem Leben alleine gelebt hat. Selbstverständlich darf sie am Ende ihrer Entwicklung dann auch wenigstens eine für ihre Verhältnisse forsche Frage stellen. Die da sinngemäß lautet: "Würdest du mit mir nach Newcastle kommen, wenn ich nicht in London bleiben möchte?" Gerichtet an den Mann, der sie liebt. Der, wie sich das für einen liebenden und modernen Mann gehört selbstverständlich sinngemäß sagt: "Mit dir versuche ich es überall." Muss er aber gar nicht. Delia bleibt dort, wo sie ist. Schon wieder im Haus - in der Wohnung - eines anderen Menschen, aber gut, vielleicht gehört das zu den Delias dieser Welt, einfach nicht alleine leben zu können. Modern kann ich das nicht finden. Gesund auch nicht.

Es wird wohl an mir liegen.