Rezension Rezension (5/5*) zu Tödlicher Fokus: Thriller von Sonja Rüther.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.869
7.759
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Machtspiele und Obsessionen...

Marike ist eine junge Schauspielerin, der gerade der Sprung vom Theater zum Film gelungen ist. Gleich ihr erstes Engagement beschert ihr eine Hauptrolle - und ihr Filmpartner ist niemand anderer als der bekannte und charmante Schauspieler Lars Behring. Trotz ihrer anfangs sehr weichen Knie wächst Marike am Set immer mehr über sich hinaus, und die Filmcrew ist voll des Lobes. Doch zunehmend fühlt sich die junge Frau nach Drehschluss unwohl. Kleinigkeiten erst, doch dann werden die Zeichen deutlicher: Marike merkt, dass sie beobachtet und verfolgt wird - und dann geschehen auch am Drehort Dinge, die sie vor Angst erstarren lassen. Doch das grausame Spiel hat gerade erst begonnen...


"Sie (...) begann zu lesen. Dies war die wichtigste Rolle ihres Lebens, weil ihr die Macht innewohnte, alles zu verändern."


Was für ein Thriller! 321 Seiten habe ich gestern mal eben so hintereinanderweg gelesen. Das passiert nicht oft - und spricht eindeutig für die Geschichte. Sympathisch zeichnet Sonja Rüther die junge Schauspielerin Marike. Eine nette, unkomplizierte Frau ohne jegliche Starallüren, eingebunden in ein soziales Netz aus lockeren Freundschaften, einem festen Freund, mit dem sie gerade zusammengezogen ist und einer besten Freundin, die manchmal etwas anstrengend sein kann, aber immer für Marike da ist. Hinzu kommen die neuen Schauspielkollegen am Set und die gesamte Filmcrew - und vor allem Lars Behring, der eindeutig über einen anziehenden Charme verfügt. Und jemand, der beginnt, Jagd auf Marike zu machen. Doch weshalb?


"Die glaubwürdigste Stimme sollte immer jene sein, die dich weiterbringt!"


Solange nicht deutlich war, wer oder was hinter der Verfolgung von Marike steckt, fand ich die eingeblendeten Gedankengänge des Verfolgers unglaublich gruselig. Das wirkte auf mich so eindringlich, so nah, dass mir zeitweise wortwörtlich eine Gänsehaut über den Rücken lief. Das beherrscht Sonja Rüther ja wirklich, wie ich nun schon mehrfach feststellen durfte: das Kreieren einer nahezu fühlbaren Atmosphäre. Ich genieße das jedesmal wieder.


"Tick, tack (...) Ich sehe jeden deiner Schritte, jeden deiner Blicke. Du musst nicht flüstern, ich bin doch immer in deiner Nähe."


Doch was macht diesen Thriller so besonders? Die unglaublichen Überraschungen, die die Autorin hier eingebaut hat. Wendungen, an die ich im Traum nicht gedacht hätte, die mich laut auflachen oder aber auch mit offenem Mund weiterlesen ließen. Die Polizei spielt hier keine wirklich wesentliche Rolle, im Mittelpunkt steht immer das Geschehen in und um Marike. Es geht um Machtspiele, Obsessionen, Abgründe, die in jeder Seele lauern - und Entscheidungen, wer man wirklich sein will. Als ich das Buch schließlich virtuell zuschlug, war der letzte Gedanke: 'Das ist ja ein Ding!'


"Alles ist ein Schauspiel", sagte sie flüsternd. "Wir spielen uns selbst etwas vor und all jenen, denen wir begegnen."


Ein Thriller, der sich kaum mit anderen Büchern dieses Genres vergleichen lässt, denn er ist einfach: ungewöhnlich und anders. Aber gut. Sehr gut sogar. Spannend, überraschend, flüssig zu lesen und mit interessant ausgearbeiteten Figuren. Einfach ein tolles Leseerlebnis.

Gerne mehr davon!


© Parden

 
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