Rezension Rezension (4/5*) zu Die Melodie der Geister: Ein Fall für Michel de Palma von Xavier-Marie Bonnot.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Melodie der Geister von Xavier-Marie Bonnot
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Geisterflöte

In Marseile wird ein alter Kunstsammler tot aufgefunden. Ihm wurde eines seiner Sammelstücke aufs Gesicht gesetzt. Zunächst wird vermutet, er sei erschossen worden. Polizeikommandant Michel de Palma wird durch einen anonymen Anrufer zum Tatort gerufen. Er folgt den Tönen einer Flöte durchs Haus, doch weder eine Flöte noch ein Flötenspieler ist zu finden. Tief in die Vergangenheit des Opfers muss er eintauchen, um eine Spur zu finden. Der alte Mann war vor langen Jahren Teilnehmer einer Forschungsreise nach Papua Neuguinea. Mit dieser Reise wurde bei den Ureinwohnern nicht nur Gutes bewirkt und auch die Reisenden wurden für ihr weiteres Leben geprägt.

Kommandant de Palma, auch Baron genannt, macht sich auf den Weg, den Spuren zu folgen. Dabei trifft er seine Jugendliebe Eva wieder und er muss hinabsteigen in die Unterwelt Marseiles. Doch auch auf dem Parkett des internationalen Kunsthandels muss er sich zurechtfinden, denn die Artefakte des Toten waren begehrte Sammlerstücke. Intensiv beschäftigt sich der Ermittler mit einer unbekannten Welt der Kopfjäger, der Ureinwohner entrückter Regionen, die den Weg in die Moderne gegangen sind und dabei ihre Identität verloren haben. Ihre alten Riten und Gebräuche sind als barbarisch verunglimpft, die neuen können kein adäquater Ersatz sein.

Es wird Gutes gewollt, doch gute Absichten sind manchmal etwas, das zu gar keinem guten Ergebnis führt. Das muss hier auch der Kommandant erfahren und mit ihm der Leser, der sich in eine doch sehr ferne Welt begibt. Schon die Hafenstadt Marseile scheint sehr weit weg und Papua Neuguinea vor Australien gelegen, ferner geht es kaum. Und so befremdlich sind auch die beschriebenen Sitten, die zwar nicht nachvollziehbar sind, deren Ausrottung doch einem Verlust von Kultur gleichkommt. Die ehemaligen Naturvölker sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, zu einem Dasein als Touristenattraktion verdammt. Mischlingen geht es allerdings wie überall auf der Welt, sie gehören nirgends richtig hin, eine Tatsache, die durchaus zu Verzweiflung führen kann. Ein Krimi, der verstört und sehr nachdenklich macht. Ausgesprochen gut dargestellt und recherchiert sind die Hintergründe, die schließlich zur Tat geführt haben, gespickt mit vielen Informationen über nahezu unbekannte Völker und Kulturen, gerät der Fall ein wenig in den Hintergrund. Dennoch ein Krimi, der aus seine Art aus dem Rahmen fällt und gerade durch seine Andersartigkeit fesselt.


 
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