Lesemontag 07.03.16

Helmut Pöll

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Unser erster Lesemontag im März steht vor der Tür. Er wird wohl ganz im Zeichen der Leserunde zu "Raif Badawi" stehen.

Buchinformationen und Rezensionen zu 1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke von Raif Badawi
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Querleserin

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30. Dezember 2015
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Die 31jährige Ester Nilsson ist Dichterin und schreibt Essays. Als sie den Auftrag erhält, den Künstler Hugo Rask zu porträtieren, nimmt ihr Leben eine entscheidende Wende. Aus der bis dahin vernünftigen jungen Frau wird eine vor Liebe blinde und irrationale Frau, die ihre Beziehung beendet, um sich ganz dem Künstler zu verschreiben, der sie jedoch lediglich begehrt, aber nicht liebt.
Das ist an sich keine neue Geschichte - wunderbar ist jedoch die lakonische Sprache, die mit wenigen Worten die Gefühlswelt Esters einfängt und uns ihre Blindheit vor Augen führt.
Erzählt wird zwar aus der personalen Perspektive Esters, aber aufgrund der Sie-Form und den Erzählerkommentaren baut sich eine wohltuende Distanz auf, so dass man einen mehr oder weniger objektiven Blick auf Esters Besessenheit werfen kann.
Dazu tragen auch die teilweise philosophischen Gespräche zwischen Ester und Hugo sowie Esters Reflektionen bei:
"Sie hatten in dem Moment, in dem ihre Körper einander berührten, aufgehört zu sprechen. Die Liebe braucht Wörter. Für einen kurzen Moment kann man dem wortlosen Gefühl vertrauen. Aber auf Dauer gibt es keine Liebe ohne Worte und keine Liebe mit nur Worten. Die Liebe ist eine hungrige Bestie. Sie lebt von Berührung, wiederholten Versicherungen und dem Auge, das in ein anderes Auge schaut." (S.83)
Der Roman wurde mit dem renommiertesten Literaturpreis Schweden, dem Augustpreis, ausgezeichnet.
 

Helmut Pöll

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ich lese zwischendurch immer noch "The Martian" von Andy Weir


und zu mehr bleibt mir keine Zeit, muss viel Berufliches lesen, aber in Gedanken begleite ich euch zu Raif Badawi, wird bestimmt keine "leichte" Lektüre, bleibt tapfer und haltet durch ...
Wie ist denn der Marsianer, @apple ? Badawi ist eigentlich schön zu lesen, seine Texte enthalten für unsere Verhältnisse "normale" Forderungen. Er argumentiert absolut vernünftig, die Texte könnten ähnlich auch zu Zeiten der Aufklärung entstanden sein.
 

Buchplauderer

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25. Januar 2015
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Ich lese zur Zeit ein Buch, das normalerweise nichts für meinen Lesegeschmack ist, es ist mir, wie soll ich sagen , zu seicht, aber ich habe versprochen, es zu lesen. Außerdem muss man ja alles mal gelesen haben, um mitreden zu können!

Buchinformationen und Rezensionen zu Hochzeit zu verschenken von Sophie Kinsella
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Helmut Pöll

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Buchinformationen und Rezensionen zu 1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke von Raif Badawi
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Im Rahmen unserer Leserunde beschäftige ich mich heute wieder mit dem politischen Gefangenen Badawi. Ich lese den kurzen Text absichtlich nicht in einem Stück, weil ich die einzelnen Beiträge auf mich wirken lassen will.

Eine unserer Wahrnehmungen der Lebenswirklichkeit ist die strikte Trennung von Männern und Frauen im öffentlichen Leben. Badawi schreibt jetzt in einem sehr interessanten Aufsatz, dass es für diese Forderung tatsächlich keine zwingende Forderung im Islam gibt. Im Gegenteil scheint früher diese Vermischung bzw. für uns "Normalität" des Miteinander auch im Orient gang und gäbe gewesen zu sein. Soll heißen: eine Verschlechterung der Situation wurde durch eine radikalere Auslegung der Schriften bewirkt.

Badawi zieht sofort Parallelen zur Situation Mitteleuropas zur Zeit des Mittelalters, als der Klerus aus reinem Eigennutz die systematische Verdummung der Bevölkerung betrieb. Das hat er immer als warnendes Beispiel vor Augen.
 
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apple

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18. Januar 2016
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Süddeutschland
Wie ist denn der Marsianer, @apple ? .

recht gut geschrieben + interessant für alle, die sich bei wissenschaftlichen Erklärungen nicht langweilen :)
Die kann man nämlich nicht "überblättern", weil sie fortlaufend in den Text eingestreut sind. Weir erklärt wie man Wasser herstellt, Sauerstoff entfernt, Boden "bekeimt" etc.
die Erklärungen sind nicht "so" wissenschaftlich, dass man nichts versteht, mit ein bisschen Konzentration kommt man gut mit

wir mochten das, mein Mann sogar so sehr, dass er sich die engl. Ausgabe zugelegt hat.

tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich war bis Halskante Oberkrause in Arbeit ...