Es ist ein kleines isländisches Fischerdörfchen, wo Agga, zwölf Jahre alt, bei ihren Großeltern lebt, in einem Haus, "wo es höchstens Krach gibt, wenn die Sozialdemokraten die Wahlen" verlieren. Eines Tages kommt Tante Freya aus "Ämärrika" und die dörfliche Idylle hat schlagartig ein Ende. Die Frau mit den "eisblauen Augen" und der "Figur wie eine Coca-Cola-Flasche", die kein Fleisch isst und "kälter als eine Leiche" scheint, wirbelt den Ort komplett durcheinander -- besonders die männlichen Einwohner. Seltsame Dinge geschehen, mancher bezahlt mit dem Leben.
In Island ist Kristin Marja Baldursdottir eine bekannte Journalistin, mit Möwengelächter erzielte sie einen Riesenerfolg; die Filmrechte sind bereits verkauft. Auch beim Lesen entstehen lebendige Eindrücke: Ärmlich ist das Leben in dem abgelegenen Dorf, wo Agga erwachsen wird und aus ihrer Sicht die Verführungen und Verwirrungen der lebenserfahrenen und sehr lebenslustigen Tante Freya miterlebt. Psychologisch feinfühlig, menschliche Schwächen im Kern treffend, schält die Autorin gesellschaftliche und familiäre Strukturen heraus, die angenehm kurzweilig sind. Das "hämische Gelächter der Möwen" ist da unausweichlich. --Barbara WegmannKaufen
Schon mit ihrem ersten Satz bin ich mitten drin in der Geschichte, die sie in diesem Buch aus Sicht der 12-jährigen Agga erzählt. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, Agga ist eine Waise, geht noch zur Schule, wohnt bei den Großeltern und hat ständig Hunger. Es ist Ostern und überraschender Besuch schneit ins Haus. Aggas Tante, die vor einiger Zeit mit ihrem Mann nach Amerika ausgewandert ist, kommt als Witwe wieder in die Heimat zurück. Und sie bringt nicht nur in die Familie Unruhe. Ihr Erscheinen hat Auswirkungen auf den ganzen isländischen Ort.
Agga ist die Neugierde in Person. Alles muss sie mitbekommen, alles will sie wissen. Sie horcht an Türen, versteckt sich unterm Sofa und in Zimmerecken, um ja nichts zu verpassen. Und das lässt sie mehr aus der Welt der Erwachsenen mitbekommen, als für sie gut zu verdauen ist. Gleichzeitig muss sie mit ihrem Frauwerden kämpfen. Alles nicht so einfach für ein junges Mädchen. Als dann noch ein Mord geschieht, weiß Agga sofort, was sie zu tun hat. Oder doch nicht?
Aus Aggas Sicht lernen wir ihre Familie kennen, einige Menschen aus dem Fischerdorf und wir erfahren, wie die Menschen in den 50er Jahren in Island gelebt haben.
Ein Leseerlebnis, dass neugierig auf mehr macht.