Rezension Rezension (4/5*) zu F von Daniel Kehlmann.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Hypnose

Lange weiß Martin wenig von seinem Vater und seinen Halbbrüdern. Doch eines Tages treten Arthur Friedland und die Zwillinge Eric und Iwan in sein Leben. Eines Tages machen die vier einen Ausflug zu einer Hypnose-Show. Während der Vorstellung flüstert der Hypnotiseur Arthur etwas zu, was diesen veranlasst, die Kinder bei Martins Mutter abzuliefern und dann für lange Zeit zu verschwinden. Das Ereignis prägt das Leben der Jungen. Martin, der sich selbst als Versager besonders bei den Frauen empfindet, wird Pfarrer. Eric, der während einer Therapie lernt, den Menschen zu sagen, was sie hören wollen, wird Devisenhändler. Iwan, der immer Maler werden wollte, wird Fälscher.

Was bestimmt den Lauf der Dinge? Kann es eine kleine Begegnung mit einem Gaukler sein? Kann ein Fremder etwas verändern? Oder bringt er schließlich nur das zutage, was schon da ist? Ist eine Überzeugung, ein Glaube, möglicherweise stärker als tatsächliche Fähigkeiten? Redet man sich selbst ein, man sei unfähig? Kann man so eine Begabung verlieren? Bringen Zufälle den tragischen Helden in einem hervor oder einer den schutzbedürftigen Feigling? Wann kann Gaukelei als solche erkannt werden? Oder bleibt immer ein Zweifel zurück?

Die drei Brüder gehen ebenso wie ihr Vater ihren Weg, egoistisch und rücksichtslos suchen sie ihren Vorteil. Wenig scheinen sie sich daran zu stören, welche Verletzungen sie hinterlassen. Sie wirken wie Schausteller ähnlich dem Hypnotiseur, der ihnen den Vater nahm. Gefühle anderer, fremdes Geld, Schöpfungskraft, das gilt ihnen wenig.

Dieser Roman von Daniel Kehlmann, der es aufgrund kontroverser Besprechungen erstmal nicht auf die Leseliste geschafft hat, besticht überraschend durch die sich überlappenden Perspektiven, aus denen sich angedeutete Erklärungen ergeben. Erläuterungen, die den Leser schließlich mehr wissen lassen als die Akteure, ihm aber doch genug Rätsel aufgeben, um das Buch nachwirken zu lassen. Eine Komposition, die vielleicht manche abschreckt, die verzweifeln können, ob der Nichtigkeit des Lebens der Brüder, die aber auch aus nahezu den selben Gründen, zu einem großen Vergnügen werden kann. Gelungen.


von: Jonathan Franzen
von: Max Bronski
von: Mark Z. Danielewski