Rezension Rezension (4/5*) zu Winterherz: Roman von Tania Krätschmar.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Winterherz: Roman von Tania Krätschmar
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Spuren im Schnee...

Die 33-jährige Ella Ridder kommt ursprünglich aus Berlin, lebt nun aber bereits seit etwa einem Jahr in einer Blockhütte in einem Wald in der Schorfheide nordöstlich der Hauptstadt, um sich als Biologin ganz für das Forschungsprojekt 'Wölfe' einzusetzen. Ihr größter Wunsch ist es, auch in dieser Region auf Spuren der scheuen Tiere zu stoßen und dabei womöglich nicht nur durch den Landstrich schnürende Wölfe zu entdecken, sondern mitzuerleben, dass diese sich in ihrer Gegend sogar wieder ansiedeln.


Endlich war er da, der Winter, den sie so dringend brauchte. Mit seinem Schnee, der sich hoffentlich bald wie ein weicher, weißer Teppich auf die Landschaft legen würde, als perfekter Untergrund für die Spuren ihrer sonst unsichtbaren Bewohner. Und mit der Chance, deren Geheimnisse zu ergründen, von denen so viel für sie abhing. (S. 79)


Ständiger Begleiter Ellas ist ein junger Wolfshybrid - eine Mischung aus Wolf und Hund. Auf den ersten Blick sieht er einem Wolf zum Verwechseln ähnlich, und dies ist auch der Eindruck, den Sander Engelbrecht erhält, als das Tier unerwartet in seinem Museumspark am Rande der Schorfheide auftaucht und gleich eine ganze Schulklasse in Angst und Schrecken versetzt. Sander lässt sich nur schwer beruhigen und gehört ganz offensichtlich zu denen, die den Plänen der 'Wolfslady' ausgesprochen kritisch gegenüber steht. Auch anderen Bewohnern der Schorfheide ist die Arbeit der hübschen Biologin ein Dorn im Auge - tiefsitzende Ängste und althergebrachte Vorurteile bilden eine schwer durchlässige Mauer des Misstrauens.

Sanders heftige Abneigung gegen die Wölfe fordert Ellas Widerspruchsgeist heraus. Sie ist fest entschlossen, ihn von den Tieren zu überzeugen - und vielleicht sogar von sich selbst...


"Keine Ahnung, was er treibt! Er macht ja aus allem ein Geheimnis! Vielleicht (...)" --- "Ella, du übertreibst." Josephine lachte. "Für mich klingt das, als ob der Eiskönig auf die Sonnenprinzessin getroffen ist. Bring sein Witnerherz zum Schmelzen, und gut ist." (S. 213)


Eine nette kleine Romanze im Winterkleid präsentiert Tania Krätschmar hier. Abwechselnd werden in flüssigem Schreibstil die Geschehnisse aus der Perspektive von Ella und Sander erzählt, wobei auch kleine Rückblenden in vergangene Geschehnisse mit eingebaut sind. Das Thema der Wölfe ist schon sehr speziell und wird im Laufe der Erzählung mit sachlichen Informationen untermauert. Dabei dominiert zunehmend die romantische Entwicklung der Beziehung zwischen Ella und Sander - mit all ihren Höhen und Tiefen sowie mit zahlreichen unterhaltsamen Dialogen. Überraschende und verwirrende Ereignisse sorgen für leichte Spannungsmomente, lassen aber im Grunde keinen Zweifel am Ausgang des Romans.

Eine unkomplizierte, unterhaltsame Lektüre für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa.


© Parden