Rezension Rezension (4/5*) zu In unsern Träumen weihnachtet es schon: Vorfreude mit Fallada, Tucholsky & Co..

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Klassikermischung rund um das Thema 'Weihnachten'...

Dem Glanz der Weihnacht haben die großen Schriftsteller (Fallada, Tucholsky & Co. ) ihre schönsten Geschichten und Gedichte gewidmet: Sie erzählen vom süßen Duft und stillen Glück dieser Zeit, von richtigen und falschen Geschenken, den Sorgen und Streitereien zum Fest, das immer dann, wenn alles schiefzugehen scheint, seine Magie erst richtig entfaltet. Mal märchenhaft und melancholisch, mal heiter und humoristisch - eine zauberhafte Lektüre für die ganze Familie. Mit Texten von Goethe, Heine, Morgenstern, Rilke, von Eichendorff, Ringelnatz, Storm, Fallada, Tucholsky u. v. a.


Kennst Du das schönste Bäumchen?
Nicht Blätter hat es grün,
Und doch in jedem Räumchen
Siehst du es heute blühn.

Es prangt von Äpfeln, Nüssen
Und goldenen Sternelein,
Selbst bunte Kugeln müssen
Des Bäumchen Zierde sein.

(Weihnachtsfrage an die Kleinsten - Volksdichtung, um 1900)


Eine beeindruckende Sammlung hat der Aufbau Verlag hier zusammengestellt: rund um das Thema Weihnachten findet sich hier Besinnliches und Humorvolles in Gedichtform oder aber in kleinen Geschichten, und für mich war es allein schon erstaunlich, wie viele Texte es hierzu auch von den sog. 'Klassikern' gibt.

Der Leser erhält einen tiefgreifenden Einblick in die Ansichten, Bräuche und Gepflogenheiten der Menschen vergangener Jahrhunderte zum Heiligen Fest, doch der Tannenbaum war und bleibt wohl ein zentraler und ununmgänglicher Teil des Brauchtums.


Ich lag und schlief, da träumte mir
Ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
Ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
Die brannten ringsumher,
Die Zweige waren allzumal
Von goldnen Äpfeln schwer.

(Der Traum - Hoffmann von Fallersleben, 1842)


Nur wenige der Texte waren mir bekannt (wie beispielsweise das berühmte Gedicht 'Weihnachten' von Joseph von Eichendorff: 'Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus...'), aber ich fand es ungemein interessant, auf diese Art in vergangene Zeiten einzutauchen. Dass das Geschriebene auch oftmals einen engen Zeitbezug hatte, zeigen z.B. folgende Zeilen:


Es wünschen sich:

Reichskanzler Ebert: Eine Schlummerrolle: 'Nur ein Viertelstündchen'

(...)

Liebknecht: Ein neues rotes Fähnchen für Rosa.

(...)

Die Sowjet-Regierung: Daß die russische Jugend wachsen, blühen und gedeihen möge. Es fehlt uns nämlich bereits an Leuten, die man aufhängen kann.

Der Friedensengel: Einen Platz am Weihnachtsbaum, um endlich auf einen grünen Zweig zu kommen.

(...)

(Wunschzettel für Weihnachten - Kurt Tucholsky, 1918)


Manche der Geschichten hatten für meinen Geschmack zu wenig Handlung, sondern eher einen beschreibenden Charakter. Dies schuf zwar ein anschauliches Bild des Weihnachtsfestes vergangener Zeiten, mutete jedoch zuweilen etwas langatmig an. Anderes jedoch war interessant und unterhaltsam, und die Mischung insgesamt hat mir sehr gefallen.

Ein Buch, das einen gut durch die Adventszeit begleitet und nebenher historische Einblicke in vergangene Jahrhundert gewährt.



© Parden