Merkwürdige Veränderungen an ihrem Körper werfen die 16-jährige Emilia Jane, die sich lieber nur E. J. nennen lässt, aus der Bahn. Nachdem sie mit ihrer Familie von Schottland nach Zürich gezogen ist, hat sie sich gerade erst an das gewöhnt, was die Pubertät mit ihr anstellt. Aber ein blauer Ausfluss, wo keiner sein sollte, und Hitzewallungen, die so heiß werden können, dass ihre Bettdecke Brandflecken bekommt, sind ein ganz anderes Kaliber als Pickel und Mitesser. Als sich dann auch noch ein unerklärlicher Ausschlag über ihren ganzen Körper ausbreitet, landet sie in der Quarantänestation der Stadtklinik.Kaufen
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Dieses Buch ist der Debütroman von Anika Oeschger, einer erst 18-jährigen Autorin, die sogar noch zur Schule geht. Da horcht man doch direkt auf: was, so jung?! Man ist beeindruckt, neugierig und vielleicht auch geneigt, dem Buch ein paar Fehler und Schwächen zu verzeihen, nicht wahr?
Jedenfalls ging es mir so, aber schon nach den ersten Seiten beschlich mich der Verdacht, dass die Autorin diesen "Welpenschutz" gar nicht nötig hat... Denn das Buch ist sehr gut, meiner Meinung nach! Und zwar nicht nur gut, wenn man das Alter bedenkt, sondern einfach gut, Punkt. Frisch, originell, witzig, mit sympathischen Charakteren und einem lebendigen Schreibstil.
Ok, die Grundidee klingt vielleicht nicht so ganz neu: ein junges Mädchen entdeckt besondere Fähigkeiten an sich und gerät mitten hinein in einen magischen Konflikt. Aber das Ganze wird aufgepeppt von interessanten Ideen und Wendungen, die eben doch was ganz Eigenes daraus machen! Mir gefällt das Magie-System, bei dem die jungen Träger der Drachenmale Fähigkeiten entwickeln, mit denen sie die Elemente steuern können - je nach Farbe des Drachenmals hat jeder Gezeichnete ein Element, das ihm besonders vertraut ist. Allerdings werden die Gezeichneten schon seit Urzeiten von einem unvorstellbaren Bösen gejagt, das hinter ihrer Macht her ist...
E.J. muss sich auch sonst mit einigem herumschlagen: Echsenmenschen, dem vielleicht berühmtesten Seemonster der Weltgeschichte, merkwürdigen Mitschülern mit bösartiger Ausstrahlung, ganz zu schweigen von blauer Kotze, ödem Schulunterricht und außer Rand und Band geratenen Gefühlen. Ich fand die Geschichte sehr fantasievoll, spannend und unterhaltsam und hatte das Buch daher auch superfix durch.
Man merkt, dass die Autorin etwa im selben Alter ist wie ihre Protagonisten, denn die lesen sich einfach glaubhaft und authentisch. Ich hatte schnell ein Gefühl für ihre jeweiligen Persönlichkeiten der wichtigsten Charaktere, auch wenn wir in diesem ersten Band noch gar nicht so viel über sie erfahren.
Auch interessant fand ich, dass E.J. zwar im Mittelpunkt steht, aber nicht in allem die Beste, Talentierteste, Schönste oder Geschickteste ist! (Sowas finde ich immer langweilig und unglaubwürdig.) Schnell finden sich an ihrer Schule auch andere Gezeichnete ein, und zusammen versuchen sie, schnell ihre Kräfte beherrschen zu lernen, damit sie im Kampf gegen das Böse eine Chance haben.
Manchmal ging mir das ein bisschen zu schnell, denn so etwas lernt man doch eigentlich nicht so nebenher in einer Woche... Witzig und interessant fand ich allerdings, wie kreativ die Jugendlichen ihre Kräfte für die verschiedensten Dinge benutzen.
Am lebhaftesten sind mir neben E.J. ihre beste Freundin Emma und ihr Kindheitsfreund Marc in Erinnerung geblieben. Beide fand ich einfach liebenswert, echte Freunde, wie man sie als Teenager auch gerne gehabt hätte. Auch E.J.s Großmutter fand ich toll, denn die alte Dame hat ganz schön was auf dem Kasten.
Was wäre ein Jugendbuch ohne Liebesgeschichte? Richtig. Und so lernt auch E.J. schnell einen netten Jungen kennen, für den sie sich direkt interessiert! Aber nicht alles läuft so, wie sie (oder der Leser) das erwartet... Ich fand die Liebesgeschichte nicht umwerfend, aber doch sehr nett.
Allerdings gibt es noch eine romantische Nebengeschichte, die mich nicht so sehr überzeugt hat, weil man diese zwei Charaktere eigentlich nie zusammen erlebt, und die auch erst ganz am Schluss auf einmal wichtig wird. Überhaupt habe ich gemischte Gefühle, was das Ende betrifft: manches geht mir auf einmal zu einfach, aber anderes finde ich sehr interessant und ungewöhnlich.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, vor allem der lockere, oft freche Humor. Manchmal hat es mich vom Humor er ein wenig an die Fernsehserie "Buffy" erinnert - ich mag diese Art von Humor.
Die Autorin schreibt lebhaft und bunt, mit packenden Beschreibungen und vielen magischen Details. Jetzt habe ich zwar kein Drachenmal und daher auch keine hellseherisch Gabe, aber ich sehe dennoch weitere tolle Bücher in der Zukunft von Anika Oeschger!
Fazit:
Ein witziges, fantasievolles, einfallsreiches Debüt, das bestimmt nicht nur jugendliche Fantasyleser ansprechen wird! Ich habe mich von dem Buch sehr gut unterhalten gefühlt und hoffe auf eine baldige Fortsetzung.
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