Rezension Rezension (5/5*) zu Bis in den Tod hinein: Thriller von Vincent Kliesch.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Teuflisch gut...


Berlin wird von einer Serie von Morden erschüttert, die die Polizei in Atem hält. Schnell wird deutlich, dass der Täter es eilig hat, denn kaum werden die Ermittlungen zu einer Tat aufgenommen, gibt es gleich schon die nächste Leiche. Dabei wird schnell klar, dass die Lebensweise der Opfer in einem engen Zusammenhang mit den Umständen ihrer Ermordung steht. Die Leiterin des LKA Berlin, Daniela Castella, bedauert sehr dass sich der versierte Hauptkommissar Julius Kern zur Zeit im Urlaub befindet. Dabei wäre seine großer Erfahrungsschatz jetzt gefragter denn je. So muss Hauptkommissar Severin Boesherz in seinem ersten Fall in der Hauptstadt sein Können unter Beweis stellen.

Und als ob die Mordserie noch nicht ausreichen würde, verschwindet zur gleichen Zeit das bekannte Topmodell Tanja van Beuten. Ist sie entführt worden oder ist das ganze nur ein raffinierter PR-Trick der bekannten Showgröße? Dieser Frage geht Julius Kerns langjähriger Kollege Dennis Baum in mühseliger Recherchearbeit nach, die ins Leere zu führen scheint. Doch was steckt wirklich dahinter?


Die Berührung mit dem Bösen kann einen Menschen infizieren.


Hauptkommissar Boesherz ist ein ganz anderer Charakter als der versierte Julius Kern. Erst vor kurzem aus dem Rheingau nach Berlin gezogen, fühlt sich Severin Boesherz noch nicht richtig heimisch, als er schon mitten in den Ermittlungen steckt. Während Julius Kern über ein enormes Einfühlungsvermögen und einen nahezu untrüglichen Instinkt verfügt, ist Boesherz ein eher analytischer Ermittler mit einer ungeheuren Beobachtungsgabe und Merkfähigkeit. In Sekundenschnelle speichert er Gesehenes und Gehörtes bis ins kleinste Detail ab, um es dann viel später als wichtiges Puzzleteil der Ermittlung zu erkennen und entsprechend einzuordnen. Dabei ist der stattliche Hauptkommissar stets adrett und stilvoll gekleidet, liebt gutes Essen und exzellenten Wein und entspannt sich am ehesten bei einer Opernarie. Oftmals zynisch scannt er jedes Gegenüber innerhalb von Sekunden auf Schwächen und Stärken und bildet sich dann ein meist treffendes Urteil - ein Zug neben anderen, die ihn häufig recht arrogant erscheinen lassen. Doch sein Scharfsinn reicht an einen Sherlock Holmes heran, möchte man meinen - spätestens dann, wenn man am Ende des Buches angelangt ist.

Dabei verblüfft dieser Thriller den Leser zunächst, weil der Täter rasch bekannt ist. Hinter den grauenvoll inszenierten Morden steckt ein zwanghafter, neurotischer, sehr strukturierter, intelligenter und regelkonformer Mann, der einen ganz eigenen Plan verfolgt, der sich erst im Laufe des Geschehens in seiner ganzen Bandbreite erschließt. Weder Boesherz noch die hinzugezogene Psychologin und Expertin bezüglich des Themas 'Serienmörder', Linda Bartholdy, scheinen die Ermittlungen rasch genug vorantreiben zu können, um auch nur einen der brutalen Morde verhindern zu können. Dennoch entdeckt Boesherz Spuren und Zusammenhänge, die sich ansonsten keinem erschließen und die doch laufend für unerwartete Wendungen im Geschehen sorgen. Niemand - weder die anderen Ermittler noch der Leser - kann den Gedankengängen dieses analytischen Hauptkommissars folgen, sondern nur stets auf Neue staunen.

Ein flüssiger Schreibstil, spannende Wendungen, kurz gehaltene Kapitel - all dies treibt den Leser nahezu durch das Buch. Dabei sind die Charaktere facettenreich und glaubwürdig angelegt. Das Ende dann: ein Paukenschlag. So unerwartet wie genial, unfassbar. Und die Aufschlüsselung des Geschehens im Nachhinein offenbart schließlich die ganze Genialität des Severin Boesherz, die einfach nur Lust auf mehr macht. Glücklicherweise liegt Band 2 der Trilogie ('Im Augenblick des Todes') hier bereits und wartet darauf, gelesen zu werden.

Für alle Thrillerfans sei hiermit ein dringender Lesetipp ausgesprochen!



© Parden