Rezension Rezension (3/5*) zu Wundmal: Ein Fall für Leitner und Grohmann von Saskia Berwein.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Grenzenlos...

Im vierten Fall um Jennifer Leitner und Oliver Grohmann werden die Ermittler zunächst an einen Unfallort gerufen. Ein Auto ist mit überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve getragen worden und frontal an einen Baum geknallt. Der Fahrer tot - im Kofferraum jede Menge blutiger Folterwerkzeuge. Als die bestialisch zugerichteten Opfer der Folter gefunden werden, wird schnell klar, dass das Unfallopfer nicht alleine agiert haben kann. Doch kaum haben die Untersuchungen begonnen, sind sie auch schon beendet. Langjährige Undercover-Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen sind angeblich in Gefahr, wenn das Team um Kommissarin Leitner und Staatsanwalt Grohmann weiter fahndet, und so wird kurzerhand beschlossen, alle bislang erhobenenen Beweise, Indizien und Fahndungsergebnisse zu archivieren. Als Jennifer und Oliver gegen alle Anweisungen beschließen, die Ermittlungen dennoch nicht ruhen zu lassen, treten sie eine gefährliche Entwicklung los...

Ich habe mich wirklich gefreut, dem ungewöhnlichen Ermittlerduo wiederzubegegnen. Jennifer Leitner erfährt zwar, dass ihr ein neuer Kollege als Partner zugewiesen werden soll, doch in diesem Fall arbeitet sie noch einmal eng mit dem Staatsanwalt Oliver Grohmann zusammen. Als deutlich wurde, dass die Ermittlungen in den Bereich der organisierten Kriminalität weisen, war ich das erste Mal ernüchtert, da mich dieses Thema irgendwie nicht so sehr anspricht - glücklicherweise spielte dies dann aber doch eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr steht hier der 'Myasnik', der Schlächter, im Mittelpunkt des Geschehens - ein geisterhafter Killer, der schon seit Jahren wie ein Schemen in vielen Ländern der Welt sein Unwesen treibt und für seine Skrupellosigkeit bekannt ist. Als Leitner und Grohmann gegen alle Anordnungen weiter ermitteln, wird der Myasnik auch auf sie aufmerksam - und bald schon stehen sie mehr im Fokus des Geschehens als ihnen lieb ist.

Saskia Berwein ist es einmal mehr gelungen, einen originellen und spannenden Fall zu kreieren, der den Leser durch überraschende Wendungen bis zur letzten Seite mitfiebern lässt. Jedoch verblüffte und verwirrte mich die Entwicklung einiger Charaktere, und für mich ist dies nicht stimmig zu dem, wie ich die Personen bisher kennenlernen durfte. Dass Jennifer Leitner das moralische Empfinden häufig über Vorschriften und Gesetzte setzt und dabei gerne mit dem Kopf durch die Wand geht, ist ja hinlänglich bekannt. Doch hier wird sie fast noch getoppt von Charlotte (Charlie) Seydel, einer jungen Frau, die im ersten Fall eine große Rolle spielte und nun als Praktikantin in der Kriminaltechnik arbeitet - und von Staatsanwalt Oliver Grohmann! Die beiden überholen Jennifer in puncto Alleingänge und Grenzüberschreitungen rechts und links, und zumindest im Fall des Staatsanwalts ist das für mich einfach nicht stimmig. Zumal die heimlichen Ermittler das ganze zunächst eher auf die leichte Schulter nehmen und nicht einkalkulieren, dass durch die Nachforschungen auf eigene Faust womöglich plötzlich nicht nur sie selbst im Fadenkreuz des Killers stehen!

Viele Entscheidungen sind für mich daher mehr als grenzwertig, auch wenn ich den moralischen Aspekt ansatzweise durchaus teilen kann. Insgesamt passte das Geschehen nicht zu dem, wie ich die Charaktere bisher kennenlernen durfte, was ich bedauerlich finde.

Gerne werde ich die Reihe weiter verfolgen, hoffe jedoch, dass diese Grenzenlosigkeit in Entscheidungen und Handlungen, die ich hier erlebt habe, ein einmaliges Erlebnis bleibt.



© Parden





Übersicht der Reihenfolge:

1. Band: Todeszeichen
2. Band: Herzenskälte
3. Band: Seelenweh
4. Band: Wundmal