Rezension Rezension (5/5*) zu Alle Menschen sind sterblich von Simone de Beauvoir.

23. März 2015
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Hennef
www.derandereich.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Alle Menschen sind sterblich von Simone de Beauvoir
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Tolles Thema, meisterhaft umgesetzt

Er ist weder Highlander noch Dorian Gray - jedoch, er ist unsterblich. Fosca begegnet uns in der Gegenwart, wenngleich viele Jahrhunderte bereits seine Geschichte ausmachen. Zunächst scheint es auch so, als wolle die Autorin uns in eine zeitgenössische Geschichte führen, in der philosophisch dem Gedanken an ein einzelnes unsterbliches Wesen gefrönt wird. Bereits hier werden wir damit konfrontiert, dass diese ach so tolle Vorstellung vermutlich gar nicht so erstrebenswert ist. Dann werden wir urplötzlich in einen historischen Roman entführt, in dem der Protagonist uns zu verschiedenen Stationen seines unendlichen Lebens führt. Anfänglich ist er begeistert davon, dass er nun über all die nötige Zeit verfügt, unsere Welt in eine bessere zu verwandeln. Immer wieder jedoch scheitert er daran, dass seine Zielsetzungen nicht mit denen von uns Sterblichen vereinbar sind. Während er die einzige Konstante darstellt, vergeht und verändert sich alles um ihn herum. Was für ihn lediglich eine kleine Zeitspanne darstellt, kann für uns die Dauer unseres Lebens ausmachen. Da er anders ist, in uns völlig fremden Zeiträumen denkt und der Zukunft stets als etwas entgegensieht, das er persönlich erleben wird, findet er unter uns kein wirkliches Verständnis. Hinzu kommt, dass Fosca auch in seinen persönlichen Beziehungen immer wieder Rückschläge erleidet. Liebesbeziehungen für immer sind nicht möglich, da seine Ewigkeit sich von der unseren unterscheidet. Auch leidet er unter Verlustängsten, da er alle die überlebt, die ihm nahestehen, einschließlich seiner Kinder. Auch wenn die Autorin fortwährend auf den mit Foscas Unsterblichkeit einhergehenden Schwierigkeiten herumreitet und dieser immer wieder an die gleichen Grenzen stößt, wird es nie langweilig. Ganz im Gegenteil, ständig regen uns die Gedankenspiele an. Sie führen uns unentwegt vor Augen, wie kurz doch unsere eigene Zeit ist, im Gegensatz zur Unendlichkeit.

 
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