Leser treffen Goldsucher am Amazonas, bekommen Ratten serviert und erfahren, wer es geschafft hat, Timmerberg einmal so richtig übers Ohr zu hauen. Der Abenteurer preist die Sahara, warnt aber vor Kamelritten – und verrät, was in Marokko als sportiv gilt. In seinen heißen Partynächten verwandeln sich kubanische Frauen in geile Schlangen. Und der Reiseschriftsteller offenbart, wo die definitiv schönsten Vertreter des weiblichen Geschlechts wirklich wohnen.
Timmerberg ist ein Mann der Tat. Folglich sind seine Erkenntnisse praktischer Natur. Dass Whiskey zynisch, Wodka sentimental und Rum geil macht. Oder dass die drei großen „Regularien des Lebens“ Sex, Macht und Geld seien. Überraschend seine Analyse über vier Kasten der nordkoreanischen Diktatur. Tief schürfendes zu „Naturgesetzen“ erweist sich hingegen als quatsch. Macht nichts, denn unter dem Strich interessieren sich Timmerberg-Fans ohnehin nicht für graue Theorie, sondern fürs exotische Leben.
Zwischen goldenen Kühen und bunten Paradiesvögeln jagt der Adrenalin-Junkie rund um die Welt. Frech und unverkrampft schreibt das lebende Fossil der Hippie-Generation. Locker wie sein Stil ist auch seine Einstellung gegenüber Drogen. Timmerberg-Fans mit Entzugserscheinungen wiederum können sich bis zum nächsten großen Wurf an Der Jesus im Sexshop berauschen. Einstweilen orientiert sich der Meister an einem weiteren Havanna-Liebhaber und hält in Anlehnung an Frank Sinatras Welthit fest. „I did it my Hemingway.“
– Herwig SlezakKaufen
So einen Vater kann sich jeder junge Mann nur wünschen! Von Verständnis, Toleranz und Geduld können sich viele eine Scheibe abschneiden, aber am Ende des Buches lernen wir alle: es lohnt sich so sehr. David Gilmour hat Liebe, Sorge und Bindung zu seinem Sohn aus Herz und Seele geschrieben, die Liebeserklärung eines Papas an seinen Filius, voller Eingeständnisse, Unsicherheiten, voller Abwägen und Grübeln: ist jeder Schritt, jede Entscheidung, ist alles Tun das richtige? „Was ist, wenn ich falsch liege?“ Wird alles ‚schon irgendwie klappen’ und ‚gut ausgehen’?
Die Filme, die dem Buch auch seinen Originaltitel „The Film Club“ geben, sind für Vater und Sohn Gelegenheit, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich auszutauschen, „Zeit miteinander zu verbringen, Hunderte von Stunden“ und auf dem Umweg über Filmgeschichten ihre eigene weiter zu schreiben, den Faden nie abreissen zu lassen: Jesses Liebeskummer, Davids vorübergehende Arbeitslosigkeit, Jesses Zukunftsgedanken, Davids Erinnerungen. So erwacht langsam Interesse am anderen, aus dem Austausch wird neugieriges Zuhören und aus der Offenbarung von Schwächen und Fehlschlägen wird Vertrauen und Bindung.
Mit Kindern die Pubertät erleben, in der sie „genauso viel Zuwendung wie Neugeborene“ benötigen, das ist es nicht, was dieses Buch auszeichnet, es ist vielmehr die überaus sympathische, gradlinige und sehr ehrliche und arglose Art Gedanken zu Gefühle zu artikulieren, zwar Unsicherheiten angesichts eigener Entscheidungen zu haben, aber keine Ängste sie zu benennen. David weiß, dass man irgendwann „nicht mehr viel für seine Kinder tun kann, „aber man hat immer noch diesen Impuls.“
Wer kein Filmkenner und Kinogänger ist, mag es zwischendurch ermüdend finden, die ausgiebigen Kommentare zu Filmen, Regisseuren oder Drehbüchern, zu Schauspielern oder Drehorten zu lesen, aber irgendwie fügt sich alles zu einem Ganzen: und außerdem: vielleicht steckt es ja den einen oder anderen an, das Leben einmal aus cineastischer Sicht zu sehen.
Jesse nimmt Filme und väterliche Weisheiten begierig und bereitwillig wie eine zweite Muttermilch auf, entdeckt sein Leben für sich und David fühlt, dass Kindererziehung „eine endlose Serie von Abschieden ist, einer nach dem anderen, Abschied von den Windeln, und dann von den Schneeanzügen und schließlich vom Kind selbst.“ Und letztlich dann auch von einem sehr, sehr liebenswerten und lebensklugen Buch--Barbara WegmannKaufen