Rezension Rezension (4/5*) zu Worte in meiner Hand: Roman von Guinevere Glasfurd.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Worte in meiner Hand: Roman von Guinevere Glasfurd
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Die Geschichte einer Liebe

Die Geborgenheit in der Familie Jans van den Storm hält für Helena nicht lange an. Nachdem der Vater vermisst wurde, gab es kaum Möglichkeiten für die Mutter die Familie zu ernähren und Helena muss sich als Magd verdingen. Sie hat noch Glück, findet eine Stelle in Amsterdam, bei Mr. Sergeant einem Buchhändler. Ihr geht es besser, als vielen Mägden in ähnlicher Stellung, denn ihr Herr lebt allein, sie kann recht selbständig arbeiten, hat genug zu essen und bekommt keine Schläge, wie zum Beispiel Betje, eine Dienstmagd aus der Nachbarschaft mit der sie sich anfreundet. Ein bißchen unterscheidet Helena von den vielen anderen Mägden, sie hat etwas Lesen und Schreiben gelernt, dazu kommt ihr Wissensdurst.
So gehen die Monate in ihrer neuen Stellung dahin, als eines Tages ein besonderer Gast in des Buchhändlers Haus erwartet wird. Ein junger Franzose, ein Philosoph,noch ganz unbekannt, aber Mr. Sergeant hält viel von ihm. Auch Helena ist fasziniert von „Monsieur“, wie sie den Gast nennen soll, auch wenn er die Dienerin anfangs kaum wahr nimmt. Aber Helenas Wissensdurst fällt Descartes auf – er ist es nämlich, der in diesem Haus zu Gast ist. Es beginnt mit einigen Sätzen, mit kleinen Gesten und bald weiß Helena, dass sie Monsieur liebt und auch er ihre Gefühle erwidert. Descartes ist verzaubert und beeindruckt von Wissbegierde und ihrer Intelligenz und ihrem Liebreiz. Eine unmögliche Situation, Stand, Stellung und Religion trennen die Beiden. Helena wird schwanger und muss allein das Haus des Buchhändlers verlassen und bringt eine Tochter zu Welt. Aber Descartes hält eine schützende Hand über sie und das gemeinsame Kind, Francine, auch wenn es nie zu einer Legitimierung des Verhältnisses und zur Anerkennung der Vaterschaft kommt. Francine stirbt zum großen Kummer Helenas und wohl auch des Vaters mit 5 Jahren an Scharlach.
Tatsächlich beruht dieser Roman auf Tatsachen und es gibt in den Aufzeichnungen des großen Philosophen Hinweise auf Helena und auch auf das Kind. So ist wohl auch eine generöse Mitgift verbürgt, als Helena später heiratet. Die Briefe, die beide wechselten sind leider nicht erhalten geblieben. Die Autorin schildert das Leben aus der Sicht Helenas und dadurch bekommt der Roman eine ganz besondere Authenzität. Sie baut auf dem Gerüst der wenigen verbürgten Ereignisse ein farbiges und lebendiges Schicksal auf. Es ist ein Zeit – und Sittenbild aus dem 17. Jahrhundert, als Wohlstand durch Handel in Holland ein goldenes Zeitalter einläuten, als Wissenschaft und Künste zu einer ersten Blüte gelangten.
Ein wunderbar geschriebener historischer Roman, der mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt hat und den ich nur ungern aus der Hand gelegt habe.

 

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