Ich lese
So einen Vater kann sich jeder junge Mann nur wünschen! Von Verständnis, Toleranz und Geduld können sich viele eine Scheibe abschneiden, aber am Ende des Buches lernen wir alle: es lohnt sich so sehr. David Gilmour hat Liebe, Sorge und Bindung zu seinem Sohn aus Herz und Seele geschrieben, die Liebeserklärung eines Papas an seinen Filius, voller Eingeständnisse, Unsicherheiten, voller Abwägen und Grübeln: ist jeder Schritt, jede Entscheidung, ist alles Tun das richtige? „Was ist, wenn ich falsch liege?“ Wird alles ‚schon irgendwie klappen’ und ‚gut ausgehen’?
Die Filme, die dem Buch auch seinen Originaltitel „The Film Club“ geben, sind für Vater und Sohn Gelegenheit, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich auszutauschen, „Zeit miteinander zu verbringen, Hunderte von Stunden“ und auf dem Umweg über Filmgeschichten ihre eigene weiter zu schreiben, den Faden nie abreissen zu lassen: Jesses Liebeskummer, Davids vorübergehende Arbeitslosigkeit, Jesses Zukunftsgedanken, Davids Erinnerungen. So erwacht langsam Interesse am anderen, aus dem Austausch wird neugieriges Zuhören und aus der Offenbarung von Schwächen und Fehlschlägen wird Vertrauen und Bindung.
Mit Kindern die Pubertät erleben, in der sie „genauso viel Zuwendung wie Neugeborene“ benötigen, das ist es nicht, was dieses Buch auszeichnet, es ist vielmehr die überaus sympathische, gradlinige und sehr ehrliche und arglose Art Gedanken zu Gefühle zu artikulieren, zwar Unsicherheiten angesichts eigener Entscheidungen zu haben, aber keine Ängste sie zu benennen. David weiß, dass man irgendwann „nicht mehr viel für seine Kinder tun kann, „aber man hat immer noch diesen Impuls.“
Wer kein Filmkenner und Kinogänger ist, mag es zwischendurch ermüdend finden, die ausgiebigen Kommentare zu Filmen, Regisseuren oder Drehbüchern, zu Schauspielern oder Drehorten zu lesen, aber irgendwie fügt sich alles zu einem Ganzen: und außerdem: vielleicht steckt es ja den einen oder anderen an, das Leben einmal aus cineastischer Sicht zu sehen.
Jesse nimmt Filme und väterliche Weisheiten begierig und bereitwillig wie eine zweite Muttermilch auf, entdeckt sein Leben für sich und David fühlt, dass Kindererziehung „eine endlose Serie von Abschieden ist, einer nach dem anderen, Abschied von den Windeln, und dann von den Schneeanzügen und schließlich vom Kind selbst.“ Und letztlich dann auch von einem sehr, sehr liebenswerten und lebensklugen Buch--Barbara WegmannKaufen
Eine Vater-Sohn-Kiste, bin gespannt. Der Anfang liest sich schon mal sehr gut. Zumindest werde ich durch den ungewöhnlichen Deal, den die beiden geschlossen haben, an viele alte Filme erinnert, die ich vor zig Jahren gesehen habe.