Die Zwillinge Jarik und Dima sind von Geburt an unzertrennlich. Nach dem Tod des Vaters wachsen sie auf dem Bauernhof ihres Onkels auf, die Tage verbringen sie in den Kornfeldern und die Nächte im Bann der mythischen Geschichten aus dem russischen Sagenschatz. Jahre später arbeiten die Brüder Seite an Seite in der Oranzeria, dem gigantischen Gewächshaus, das sich hektarweit in alle Richtungen erstreckt. Dieses gläserne Meer wird von im Weltall schwebenden Spiegeln beleuchtet, die das Sonnenlicht rund um die Uhr auf die Erde werfen – ein künstlich geschaffener ewiger Tag, der die Produktivität der Region verdoppeln soll. Bald ist die Arbeit das Einzige, was sie verbindet: den robusten Jarik, verheiratet und Vater zweier Kinder, und Dima, den Träumer, der allein bei der Mutter lebt. Doch eine Begegnung mit dem Besitzer der Oranzeria verändert alles: Während Dima sich ambitionslos dahintreiben lässt, wird Jarik immer weiter befördert, bis sie schließlich zu Aushängeschildern gegensätzlicher Ideologien werden. ›Das gläserne Meer‹ ist ein großer Roman über den Preis unserer Träume und Ideale, hochpoetisch und angefüllt mit der Magie russischer Märchen.Kaufen
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Die Zwillinge Dima und Jarik haben wie fast alle Kinder eine schöne Kindheit. Unzertrennlich wie sie sind, ergänzt einer den anderen, erleben sie gemeinsame Abenteuer. Jäh wird ihre Idylle zerstört als ihr Vater im See ertrinkt und die Mutter in ihrer großen Trauer ein Jahr in einem Sanatorium verbringen muss. Ihr Onkel versucht, ihnen die Eltern zu ersetzen. Jahre später schon längst erwachsen hat sich ihre Heimat Russland zu einer Oligarchie entwickelt, in der Produktivität alles ist was zählt. Große Spiegel wurden ins All geschossen, um den Tag zu verlängern und den Ertrag zu erhöhen. Unabhängigkeit von den Jahreszeiten soll ein riesiges Gewächshaus bringen.
Beeindruckt von einem Aufenthalt in der Sowjetunion, den er als Jungendlicher im Rahmen eines Schüleraustausches erleben durfte, wuchs in Josh Weil die Idee zu diesem Roman. Immer wieder verändert, über Jahre hin schließlich zu dem vorliegenden Buch gereift. Es erzählt die Geschichte der Zwillingsbrüder Dima und Jarik, die zunächst fast wie zwei Hälften eines Ganzen scheinen. Im Aufwachsen jedoch und dann zu Beginn der Zeit der Spiegel entfernen sich ihre Wege nach und nach. Jarik heiratet und bekommt zwei Kinder und Dima wohnt gemeinsam mit der Mutter in einer kleinen Mietwohnung. Auf ihre gemeinsamen Ideen können sie nicht aufbauen. Sie erregen die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten und durch die Verlegung ihrer Schichten, bleibt ihnen nicht mehr viel gemeinsame Zeit. Wer durchschaut das Regime der Oligarchen besser, der der mit den Wölfen heult oder der Rebell wider Willen. Eine Frage, die offen bleiben muss, die aber dennoch den Kern dieses Romans auszumachen scheint. Unentschieden bleibt man da auch als Leser. Teilweise versenkt man sich in die Handlung, teilweise sträubt man sich. Es kann kein Besser oder Schlechter geben. Es gibt einfach nur die Geschichte zweier Brüder, die so gleich und doch so unterschiedlich sind. Nach der Lektüre glaubt man, einen Ausflug in die russische Seele unternommen zu haben, häufig fremd und doch vertraut. Lesenswert!
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