Rezension Rezension (4/5*) zu Konzert ohne Dichter: Roman von Klaus Modick.

wal.li

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1. Mai 2014
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Das Bild eines Sommerabends

Schon als junger Mann ist der Künstler Heinrich Vogeler durch eine Erbschaft zu etwas Geld gekommen und hat so die Möglichkeit in Worpswede ein Haus zu erwerben, das er nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Nach der Fertigstellung verbringt er hier mit ihm lieben Menschen aus der Worpsweder Künstlergemeinde einige laue Sommerabende, deren Stimmung er in einem großformatigen Bild festhalten möchte. Doch das Werden des Bildes nimmt Zeit in Anspruch und während die Zeit vergeht verwandelt sich das Innenleben der kleinen Gruppe. Aus den lauen Sommerabenden resultieren Trennungen und Spaltungen. Und so wirkt das Bild nicht leicht dahingewischt und sommerlich, sondern eher herbstlich konstruiert und einer besseren Vergangenheit nachtrauernd.

Auf den Innenseiten des Einbandes ist das Bild „Das Konzert (Sommerabend)“ des Künstlers Heinrich Vogeler abgedruckt. Der Roman beschreibt zum einen die Entstehungsgeschichte des Bildes, zum anderen auch das Bild selbst. Inwieweit sich der Autor künstlerische Freiheiten gegönnt hat, lässt sich nicht beurteilen, schließlich hat er als Schriftsteller diese Freiheit. Ist man durch die Lektüre angeregt, lassen sich einige Hinweise hierzu im Internet finden, die eine interessante Ergänzung darstellen können.

Sehr gut gelungen ist die Darstellung der Künstlerkolonie Worpswede, die Stimmung eines ländlichen Sommers, die Begegnung der suchenden Künstler mit den bodenständigen Einheimischen, die sich mit einer knorrigen Offenheit gegenüber treten. Eine Generation der Erben, die die Künste fördert und auch eifersüchtig bewacht. Eifersüchtige Künstler, denen menschliches auch nicht fremd ist. Die wechselnde Beziehung des Künstlers zu seinem Bild. Man mag nicht alles schön finden, die Künstlerseelen nicht durchgeistigt. Doch versetzt einen das Buch schon nach den ersten Seiten in die frühsommerliche Blütenpracht der Worpsweder Gärten und lässt einen ein Bild genießen, mit dem der Maler so scheint es nicht zufrieden war, das zum Glück aber die Zeit überstand und heute im Museum zu besichtigen ist.


 
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