Rezension (4/5*) zu Geschickt eingefädelt von Molly O'Keefe

M

Mikka Liest

Gast

Das ansprechende Titelbild, mit seinen fröhlichen Farben und der frech lächelnden jungen Frau, lässt einen Liebesroman zum Träumen, Seufzen und Lachen erwarten, und auch der Klappentext klingt nach leichtem Lesevergnügen für zwischendurch, sozusagen literarischem Fastfood - was ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss!

Deswegen war es für mich erstmal eine herbe Überraschung, von der Autorin so nach und nach mit Charakteren bekannt gemacht zu werden, die alle ihre tiefen emotionalen Wunden, ihre komplizierte Vergangenheit, ihre Probleme und zum Teil sogar ihre dunklen Geheimnisse mit sich herumschleppen. Hier ist keiner so ganz ohne Fehler oder ohne Schuld, aber im Gegenzug kann man sie alle ein Stück weit verstehen und mit ihnen fühlen, wenn man sie auch nicht immer entschuldigen kann. Sehr interessant fand ich, wie ein und derselbe Mensch in völlig anderem Licht erscheint, je nachdem, aus wessen Augen wir die Geschehnisse gerade sehen, und die Autorin überlässt es dem Leser, sich seine eigenen Urteile zu bilden. Mehr möchte ich nicht verraten, um niemandem die Spannung zu nehmen!

Dadurch, dass die Charakter wesentlich komplexer sind, als ich erwartet hatte, fand ich auch die Geschichte wesentlich origineller und tiefgründiger! Ja, im Zentrum steht die prickelnde Anziehungskraft zwischen Luc und Tara, und es gibt einige erotische Szenen - aber das ist eben nicht alles, was das Buch zu bieten hat. Für zusätzliche Spannung sorgt zum Beispiel, dass Taras Vergangenheit droht, sie einzuholen und alle um sie herum ins Verderben zu reißen - ein bisschen Krimi, sozusagen als Würze des Ganzen!

Luc und Tara sind ein interessantes Paar, gerade weil sie so schwierig sind - denn beide sind in gewisser Weise das Produkt ihrer verkorksten Kindheit. Luc kann manchmal ein echter Macho sein, aber eigentlich ist er jemand, der ein tiefes Mitgefühl für die Menschen um ihn herum hat. Tara spielt überzeugend das billige Flittchen, und sie neigt dazu, ihren eigenen Wert daran zu messen, wie sexuell anziehend sie wirkt, aber eigentlich ist sie clever und kreativ. Zusammen sind die beiden oft eine explosive Mischung, und so gut sie füreinander sein können, so sehr können sie sich auch gegenseitig verletzen... Meist fand ich die Liebesgeschichte aber überzeugend und glaubhaft, nur gegen Ende wurde mir das ständige hin und her zwischen den beiden ein bisschen zu viel!

Der Schreibstil ist rasant und schmissig, und Molly O'Keefe erzählt die Geschichte mit viel Humor, Herzschmerz und bunten Metaphern und Bildern. Diese waren mir allerdings manchmal ein wenig ZU bunt und damit sogar unfreiwillig komisch! So wird zum Beispiel gesagt: "ihre Lippen schwebten wie eine Honigbiene vor seinem Mund", und an einer anderen Stelle: "Luc ließ ein kehliges Brummen hören und löste sich wie ein Güterzug vom Kühlschrank". Auch in den erotischen Szenen neigt der Schreibstil manchmal mehr als nur ein bisschen zur Übertreibung...

Aber im Ganzen las sich das Buch gut und flüssig, und war für mich eine interessante Mischung aus Liebe, Erotik, Drama und sogar Krimi.

Fazit:
Erstaunlicherweise sollte man hinter dem fröhlichen Titelbild nicht unbedingt eine fröhliche Liebesgeschichte erwarten! Komplexe, schwierige Charaktere kommen hier zusammen in einem Familiendrama, in dessem Zentrum die widerwillige erotische Anziehung zwischen dem eiskalten Luc und der verführerischen Tara Jean steht... Wobei sich beide dagegen wehren, aus erotischer Anziehung eine echte emotionale Bindung entstehen zu lassen.

Mikka Liest

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 

Neueste Beiträge