Rezension (5/5*) zu Hummeln im Herzen: Roman von Petra Hülsmann

M

Mikka Liest

Gast

Handlung:
Im Mittelpunkt des Buches steht Lena, deren Leben eigentlich perfekt sein könnte. Eigentlich. Sie hat einen einigermaßen gutbezahlten, wenn auch langweiligen Job, sie ist verlobt mit einem gutbezahlten, wenn auch arbeitswütigen Mann, und sie haben zusammen eine schicke, wenn auch etwas lieblose Wohnung. Aber 6 Tage vor der geplanten Hochzeit lässt Simon, ihr Verlobter, die Bombe platzen: er hat Lena betrogen, und er will sie auch nicht mehr heiraten. Warum? Naja, weil sie halt... eher gemütlich sei. Also langweilig, schlussfolgert Lena.

Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, fällt ihr ganzes Leben um sie herum zusammen wie ein Kartenhaus, und sie steht auf einmal ohne alles da: ohne Mann, ohne Wohnung, ohne Arbeit, ohne Perspektiven. Verletzt und fassungslos zieht Lena in die WG ihres Bruders, die der sich mit seiner Verlobten Juli und seinem besten Freund Ben teilt, wo sie sich erstmal im Selbstmitleid suhlt und um ihre Lebenspläne trauert.

Doch dann rafft sie sich auf und beschließt, dass sie die Nase voll hat. Davon, dass die Männer ihr nie hinterhergucken und nie jemand mit ihr flirtet. Davon, dass ihr Vater sie ständig mit ihren Geschwistern vergleicht: Michel und Karin, die haben alles richtig gemacht, nicht so wie du. Und vor allem davon, dass ihr immer wieder vorgeworfen wird, sie wäre gemütlich, vorhersehbar, würde den Hintern nicht hochkriegen... Oder wie es Ben ausdrückt, der unerträgliche Womanizer: wenn sie ein Hund wäre, wäre sie kein elegantes Dalmatinerweibchen, sondern eine zottlige Promenadenmischung.

Entschlossen stellt Lena einen Plan auf, um ihr Leben von Grund auf umzukrempeln - um SICH von Grund auf umzukrempeln. Die neue Lena soll eine sexy Karrierefrau sein!

Meine Meinung:
Das Buch ist rappelvoll mit lebendigen, glaubhaften, knallbunten, dreidimensionalen Charakteren, die alle ihre kleinen Macken und Schwächen haben, aber (meist) auch ihre liebenswerten Seiten. Sogar die Nebencharaktere, wie der kauzige Taxifahrer Knut, wirken einfach total echt und bringen zusätzlichen Pfiff in die Geschichte! Aber die dreht sich vor allem um Lena und Ben.

Lena ist grundsympathisch - genau die Art Frau, die man gerne zur besten Freundin hätte. Nein, sie ist sicher nicht perfekt! Sie tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste, ihr passieren ständig die unmöglichsten, peinlichsten Dinge, sie hat einen Ordnungsfimmel und muss alles bis ins Kleinste durchplanen - und ihre Mitmenschen werfen ihr nicht ganz grundlos vor, dass sie nicht in die Gänge kommt... Aber als Leser beschleicht einen schnell der Verdacht, dass letzteres vor allem daran liegt, dass sie bisher ihr Leben eher danach gelebt hat, was andere Menschen von ihr erwarten, und nicht danach, was sie selber wirklich will. Und so schaut man ihr gerne dabei zu, wie sie wildentschlossen an sich, ihren Karriereplänen und ihrem Liebesleben arbeitet - und dabei in die ein oder andere Sackgasse gerät, bevor sie letztendlich ihren Weg findet.

Und dann gibt es da natürlich Ben. Ben, den Frauenheld, der jede Woche eine Andere hat. Ben, den Lena schon in der Grundschule angehimmelt hat. Ben, mit dem sie sich inzwischen keine fünf Minuten mehr unterhalten kann, ohne dass die Fetzen fliegen, und den sie um Gottes willen nicht attraktiv finden will... Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich Ben wirklich sympathisch finde, aber im Laufe des Buches lernt man auch seine (zahlreichen!) guten Seiten kennen.

Klar kann man sich als Leser direkt denken, dass zwischen den beiden sicher noch ganz andere Funken fliegen werden, aber es bleibt dennoch spannend! Denn es gibt viele Irrungen und Wirrungen, amoröse Eskapaden, One-Night-Stands und anderweitige Beziehungen, und meist umschifft die Autorin dabei gekonnt Kitsch und Rührseligkeit. Und wo sie den Kitsch zulässt, da fand ich ihn auch schön und passend und herzerwärmend - mal ehrlich, so ein bisschen Kitsch muss bei einem Liebesroman dann doch sein! Ob Lena und Ben sich am Schluss kriegen, oder ob sie doch mit anderen Partnern ihr Glück finden, das verrate ich natürlich noch nicht. Denn da gibt es Jan, den jungen Schriftsteller mit den tollen Augen, und Franziska, Bens große Liebe...

Fast noch schöner als die Handlungsstränge, die sich um romantische Dinge drehen, fand ich allerdings die vorsichtige Freundschaft, die zwischen Lena und dem alten Griesgram Otto entsteht, in dessen Buchhandlung sie einen Übergangsjob findet. Da hat die Autorin mir tatsächlich die ein oder andere Träne der Rührung entlockt! Einfach wunderschön... Überhaupt hat das Buch manchmal ganz ungeahnten Tiefgang und mehr als nur eine Prise Lebensweisheit, und dabei war es für mich ein absolutes Wohlfühlbuch, an dessen Ende ich mich ein Stückchen glücklicher fühlte als vorher. Für mich war es dadurch auch mehr als "nur" ein Liebesroman; eine grundoriginelle und ansprechende Variation der üblichen Liebesgeschichte mit viel Witz, Herz und Verstand.

Den Humor fand ich übrigens großartig - kein bisschen platt und abgedroschen, sondern wirklich witzig. Lena passieren die abstrusesten Dinge, und die Autorin schafft es, dass man beim Lesen nicht unbehagliches Fremdschämen empfindet, sondern erstmal lacht und Lena danach in den Arm nehmen möchte. Der Schreibstil ist sowieso sehr locker und unterhaltsam, und man fühlt sich wirklich so, als würde man einer Freundin zuhören, wie sie von ihren Abenteuern und Missgeschicken berichtet!

Fazit:
Eine Liebesgeschichte voller Humor, romantischer Sackgassen und unerwarteter Wendungen - und ganz nebenher noch die Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft, die sich darum dreht, was im Leben wirklich wichtig ist. Das macht Spaß und kommt mit genau der richtigen Prise Kitsch aus, ohne unerträglich zuckersüß zu werden! Einfach ein Wohlfühlbuch, mit dem man sich gut aufs Lesesofa zurückziehen kann.

Mikka Liest

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)