Rezension (5/5*) zu Die Chroniken der Seelenwächter - Band 1: Die Suche beginnt (Urban Fantasy) von...

M

Mikka Liest

Gast

Vampire? Werwölfe? Fehlanzeige! Die findet man in diesem Buch nicht, dafür hat sich die Autorin etwas ganz Eigenes ausgedacht, nämlich die Seelenwächter und die Schattendämonen. Sie hat für diese Wesen in ihrem Buch eine dichte, komplexe Welt erschaffen, die ich sehr überzeugend und in sich schlüssig fand. Aus der nordischen Mythologie hat sie sich auch ein wenig bedient, und zwar in Gestalt einer Fylgja - einem Schutzgeist, der mit seinem Schützling ein ganzes Leben lang verbunden ist -, und auch das fand ich sehr originell, denn diesen Mythos habe ich noch in keinem anderen Fantasyroman gefunden.

Die Geschichte geht direkt spannend los und blieb für mich spannend bis zum Schluss, denn es gibt einige überraschende Wendungen, Action und Gefahr. Ich hatte den Eindruck, dass der Leser in diesem ersten Band gerade mal die Spitze des Eisbergs zu sehen bekommt! Was ist mit Jess' Mutter passiert? Warum braucht sie eine Fylgja? Wer oder was ist sie, und was ist ihre Bestimmung? Und viele Fragen mehr.

Der erste Band ist meiner Ansicht nach kein Buch, das man gut alleinestehend lesen kann, denn es werden deutlich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Die Reihe ist allerdings auch ganz bewusst als "Serial" aufgebaut, also als monatlich erscheinende Reihe mit relativ kurzen, aber dafür preisgünstigen Bänden. Und wer nicht gerne eBooks liest oder dickere Bücher bevorzugt, kann auch auf die Sammelbände mit jeweils zwei Teilen als Taschenbuch warten. Zum Zeitpunkt dieser Rezension ist der erste Sammelband schon erhältlich.

Klingt etwas negativ? Ist aber nicht so gemeint, denn ich habe den ersten Band verschlungen und hätte danach am liebsten weitergelesen! Und eigentlich finde ich das Format nicht schlecht - man hat jeden Monat etwas, auf das man sich freuen kann, was sich schnell und spannend liest und dem Geldbeutel nicht sonderlich wehtut. (Ehrlich gesagt gebe ich in einer Woche wahrscheinlich mehr für Süßkram aus, als ein Band kostet.)

Aber jetzt noch ein bisschen mehr zum Inhalt: die Charaktere fand ich großartig, und obwohl es einige davon gibt, habe ich nie den Überblick verloren. Was wahrscheinlich daran liegt, dass sie alle sehr lebendig und dreidimensional geschildert werden, so dass sie einem schnell unverwechselbar in Erinnerung bleiben! Jess ist eine Heldin, mit der sich sicher vor allem junge Leserinnen prima identifizieren können, und die erfreulicherweise nicht perfekt ist, aber dennoch mutig, einfallsreich und mitfühlend. Bei den männlichen Charakteren steht vor allem Jaydee im Mittelpunkt, über den ich noch gar nicht so viel verraten will - nur soviel: man sollte ihn nicht zu schnell in eine Schublade stecken, und je mehr man über ihn liest, desto mehr Facetten entdeckt man an ihm... Er ist weder der strahlende Held noch der typische Bad Boy, und das fand ich sehr erfrischend.

Auch der Schreibstil hat mich überzeugt und mitgerissen; er ist angenehm bildreich, aber nicht überfrachtet, und er hat einen guten Fluss und einen guten Lesetakt.

Romantik gibt es in diesem ersten Band eigentlich noch nicht, aber sie steht sozusagen schon in den Startlöchern! Man kann erahnen, wie es in dieser Hinsicht weitergehen könnte, aber ich würde darauf wetten, dass die Autorin es einem da nicht zu einfach macht...

Fazit:
"Die Suche beginnt" ist der spannende, fulminante Auftakt einer monatlichen Reihe, die ich auf jeden Fall weiterlesen werde. Statt der üblichen Kreaturen, die sich in Fantasyromanen tummeln, hat sich die Autorin hier etwas ganz Neues ausgedacht, und auch die Charaktere werden einfallsreich, bunt und komplex beschrieben. Der wunderbare Schreibstil war für mich das Sahnehäubchen!

Man sollte sich meiner Meinung nach nicht abschrecken lassen von dem Gedanken, jeden Monat einen Band lesen zu "müssen", denn zum einen sind die Bände sehr erschwinglich, und zum anderen kurz genug, dass man sie sehr gut zwischendurch lesen kann. Für mich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!

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