Rezension (5/5*) zu Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman von Gillian Flynn

M

Mikka Liest

Gast

Als Leser gewinnt man schnell einen ersten Eindruck von den beiden Protagonisten: dem von Selbstzweifeln geplagten Nick, der sich schwer damit tut, Gefühle zu zeigen, und der wunderbaren, liebevollen Amy, die ihr Bestes tut, ihm die perfekte Ehefrau zu sein. Ganz normale Menschen mit ganz normalen Schwächen und Fehlern, aber beide auf ihre eigene Art und Weise sehr liebenswert.

Aber wer schon einmal ein Buch der Autorin gelesen hat, weiß: Gillian Flynn wäre nicht Gillian Flynn, wenn sich hinter dieser Fassade scheinbarer Normalität nicht Abgründe auftun würden... Als Leser darf man sich bei ihr niemals auf den ersten Eindruck verlassen, und das war noch nie so wahr wie in "Gone Girl". Immer wieder muss man seine Meinung zu den Charaktere überdenken, und dabei bleiben sie doch in sich schlüssig und glaubhaft.

Amy und Nick werden mir noch lange in Erinnerung bleiben, und ich fand beide großartig - wenn auch nicht immer sympathisch. Sie sind unglaublich komplex und voller überraschender Charakterzüge, vor allem die erst scheinbar so leicht zu durchschauende Amy.

Die Geschichte klingt erstmal nach einem relativ gradlinigen Thriller: Frau verschwindet, Mann wird des Mordes angeklagt und muss seine Unschuld beweisen - oder sich als Mörder herausstellen. Aber auch hier gilt: als Leser darf man seinem ersten Eindruck nicht so ohne weiteres trauen! Eine unerwartete Wendung folgt der anderen, und die Geschichte wird immer abgründiger und verwickelter, mit einer beinahe boshaften Liebe zum perfiden Detail.

Und dabei wurde sie für mich auch immer spannender! Mit jeder kleinen Enthüllung konnte ich es weniger abwarten, zu erfahren, wie die Geschichte wohl ausgehen würde - und das Ende hat mich dann vollkommen überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet!

Im Endeffekt ist "Gone Girl" alles andere als ein "Standard-Thriller", sondern eine zutiefst originelle Tour de Force, die den Leser wieder und wieder zwingt, seine Erwartungen über den Haufen zu werfen.

Ich bin ein großer Fan der Autorin, und das liegt nicht nur an ihrem unfehlbaren Gespür dafür, was Menschen sich gegenseitig antun können, sondern auch an ihrem großartigen Schreibstil. Irgendwie schafft sie es, auch die menschlichen Abgründe sehr unterhaltsam zu präsentieren; das liest sich meiner Meinung nach wunderbar und flüssig runter.

Fazit:
Vielleicht Gillian Flynns bestes Buch, und das will meines Erachtens etwas heißen! Hinter dem ganz normalen Alltag eines ganz normalen Ehepaars tun sich unerwartete Abgründe auf, und mit jeder Seite wird die Geschichte spannender, komplexer und auf böse Art unterhaltsamer.

Mikka Liest

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